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Eingesperrt - Jessica Daniel ermittelt (German Edition)

Eingesperrt - Jessica Daniel ermittelt (German Edition)

Titel: Eingesperrt - Jessica Daniel ermittelt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerry Wilkinson
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war, da hat er diesem Obdachlosen ein paar Dosen Bier geschenkt. Er hat sie einfach neben ihm hingestellt und ihm zugezwinkert. Ich wusste nicht, was das sollte, aber er hat nur gesagt: ›Abwarten.‹ Zwei Wochen später ist er wieder zu diesem Kerl hin. Der lag vor demselben Ladeneingang wie beim letzten Mal und hatte auch dieselben Klamotten an. Und Harry hat sich zu ihm auf den Boden gesetzt.«
    »Was? Im Anzug?«
    »Ja, verrückt, nicht? Ich habe auf der anderen Straßenseite gestanden und wusste gar nicht, wo ich hingucken sollte. Er gab dem Mann einen braunen Umschlag oder so was, redete kurz mit ihm und ging wieder. Ich habe ihn gefragt, was war. Anscheinend hatte der Obdachlose ein paar Tage vorher nachts etwas beobachtet. Die Leute beachten ihn gar nicht, weil sie denken, er schläft oder wäre im Alkoholkoma. Kurz darauf verhaftet Harry jemanden und unser Fall ist gelöst.«
    »Das ist Qualitätsarbeit.«
    »Ich weiß, so war das andauernd mit ihm, aber die meisten haben gar nicht mitgekriegt, wie er gearbeitet hat.«
    »Hat er dir eigentlich erzählt, was genau passiert ist? Du weißt schon …«
    »Ich habe seit fünf Monaten nicht mit ihm geredet. Er geht nicht ans Telefon und macht auch die Tür nicht auf, falls er überhaupt noch da wohnt.«
    »Es hieß, er hätte bei den Ermittlungen nicht kooperiert.«
    »Wer weiß …? Ich glaube, die Sache war ihm einfach peinlich.«
    »Aber er kann doch nichts dafür, dass er mit dem Messer angegriffen wurde.«
    Jessica seufzte. »Ach, Dave, ich weiß auch nicht.«
    Acht Monate zuvor war Harry nach seiner Schicht in einen Pub gegangen, um noch was zu trinken. Jessica war sich zwar nicht sicher, aber sie nahm an, dass es eine Gewohnheit von ihm war. Harry machte meistens einen weiten Bogen um die Pubs, wo Polizisten verkehrten. Er mochte lieber die schummrigen Läden, wo man auch nach der Sperrstunde noch heimlich ein Bier bekam. Oder auch fünf.
    Auf jeden Fall hatte sie nicht den Eindruck, dass sich sein Alkoholkonsum negativ auf seine Arbeit auswirkte, und vom Job abgesehen hatten sie ja nicht viel miteinander zu tun. Mit der Zeit wurde er auch immer umgänglicher. Nachdem sie sechs Monate zusammengearbeitet hatten, konnte sie ihn sogar überreden, mit in den Pub zu kommen, in den auch die Kollegen gingen. Er ließ es sich auch gefallen, dass sie ihm einen ausgab. »Aber nicht diesen Scheiß-Scotch. Wenn schon, dann was Richtiges … Bourbon«, hatte er verlangt.
    Bourbon hatte er auch getrunken, als irgendein besoffener Schlägertyp ihn am Ende eines sonnigen Septembertages in einer dunklen Kaschemme mit einem Messer attackierte. Er überlebte, musste aber wochenlang im Krankenhaus bleiben und kam nie wieder zurück zur Arbeit. Als Jessica ihn besuchte, war er nicht mehr derselbe.
    Da er einige psychologische Therapiestunden über sich hätte ergehen lassen müssen, bevor er seinen normalen Dienst wieder aufnehmen konnte, entschied er sich für den Vorruhestand. Er schien auch nicht sonderlich interessiert daran, der Polizei bei den Ermittlungen zu helfen. Ob er sich schämte, weil er so viel getrunken hatte, dass er hilflos war, oder einfach, weil er sich nicht verteidigen konnte, wusste sie nicht.
    »Nach den Zeitungsberichten zu urteilen, ist der Fall klar«, sagte Rowlands. »Wir haben Fingerabdrücke von dem Kerl, das Messer und alles.«
    »Die Staatsanwaltschaft hat mich als Leumundszeugin laden lassen. Ich weiß, Harry soll nicht ausreichend kooperiert haben, aber vorige Woche habe ich mit jemandem von der Staatsanwaltschaft geredet und da kam das nicht zur Sprache.«
    »Aber die haben doch das Messer und so, was brauchen sie denn sonst noch?«
    Jessica sagte achselzuckend: »Der Staatsanwalt meint, die Überwachungsvideos aus dem Pub seien praktisch unbrauchbar. Es waren jede Menge Leute da, aber mysteriöserweise waren alle gleichzeitig auf dem Klo, als es passiert ist.«
    »Ach, so ist das.«
    »Genau, keiner will was sagen.«
    Tom Carpenter konnte mit Alkohol einfach nicht umgehen und hatte an diesem Tag zufällig ein Messer in der Tasche gehabt. Es gab zwar keine Zeugenaussagen, aber auf dem Messer in Harrys Bauch waren jede Menge Fingerabdrücke von ihm. Da er schon häufiger wegen Bagatelldiebstählen aufgefallen war, war es kein Problem, die Fingerabdrücke zuzuordnen.
    Vielleicht war Carpenter gar nicht klar gewesen, dass er einen Polizisten verletzt hatte, aber als die Medien von der Geschichte Wind bekamen und plötzlich überall sein Foto zu

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