Eingesperrt - Jessica Daniel ermittelt (German Edition)
stritten sie kurz darüber, wer von beiden die Geschichte erzählen durfte. Wenn Caroline nicht ihre beste Freundin gewesen wäre – und wenn die beiden nicht so glücklich ausgesehen hätten –, wäre Jessica beim Anblick dieser ständigen Turtelei wahrscheinlich schlecht geworden. Nichts ging ihr mehr auf die Nerven als glücklich verliebte Pärchen.
Schließlich erzählte Caroline. »Er hat meine High Heels wirklich super repariert. Die ziehe ich doch so gern an.«
Sie lächelte und drückte ihrem Freund die Hand.
»Braucht man dafür nicht einfach nur ein bisschen Klebstoff?«, fragte Jessica. Die Frage hörte sich schroffer an als beabsichtigt.Eigentlich hatte sie nur mildes Interesse kundtun wollen, hätte die Frage aber wohl auch geschickter formulieren können.
Randall lachte. »Ja, klar. Ich schreibe mir Namen und Adresse auf, und wenn die Kundin hübsch ist, auch die Telefonnummer, dann warte ich, bis sie weg ist, hole den Sekundenkleber raus und kassiere ordentlich ab.«
Jessica nahm an, dass es nicht ganz so einfach war, aber lachte mit.
»Moment mal, du lässt dir nur von den Hübschen die Telefonnummer geben?«, fragte Caroline mit gespielter Empörung.
»Aber ich habe dich doch auch nach deiner Nummer gefragt.«
»Ach ja, dann ist ja alles in Ordnung.«
»Auf jeden Fall ist das eine schöne Geschichte für eure Enkel«, sagte Jessica. »Grandma ist gestolpert und hat sich den Absatz abgebrochen, und Grandpa hat ihren Schuh repariert.«
»He, halt! Wer hat denn was von Enkeln gesagt?«, sagte Caroline lachend.
»Oder von Kindern?«, fügte Randall hinzu.
»Oder von Heiraten …«, sagte Caroline.
Sie beendeten schon gegenseitig ihre Sätze. Auch wenn die öffentliche Zurschaustellung ihrer Zuneigung ein bisschen viel für Jessica war, freute sie sich doch, ihre Freundin so glücklich zu sehen. Wenn sie es ihr nur nicht so unter die Nase reiben würde …
Als das Kichern vorbei war und Jessica sich und ihrer Freundin Wein nachgeschenkt hatte, sagte Caroline zu Randall: »Habe ich dir eigentlich erzählt, dass Jessica bei der Polizei ist?«
»Ja, hast du. Wo? Hier in der Nähe?«, fragte er.
»Ja, nicht weit von hier.«
Aber Caroline fing an zu kreischen, weil Randall sie kitzelte, und die Unterhaltung verebbte, deshalb wandte sich Jessica wieder dem Fernseher zu. Die Spielshow schien eine Ewigkeit zu dauern, und die Kandidaten wurden im Laufe des Abends auch nicht klüger.
»Hast du einen Freund?«, fragte Randall sie während einer Werbepause.
»Nein.«
»Ich könnte dich mit einem von meinen Freunden bekanntmachen.«
»Danke, nicht nötig.«
»Ach, komm, das wäre doch toll. Wir könnten zu viert ausgehen.«
Jessica war das Gesprächsthema unangenehm. »Nein, schon gut, ich habe beruflich momentan viel zu tun.«
»Okay, aber falls du es dir anders überlegst …«
»Dann wende ich mich als Erstes an dich.«
Jessica fand, sie hatte schon genug um die Ohren, auch ohne Verabredungen und Liebschaften.
Kurz darauf stand Randall auf und fragte, ob er ein Glas Wasser haben könne.
»Ach, wir vertragen wohl nicht so viel, was?«, neckte Jessica ihn, da er erst drei Dosen Bier getrunken hatte.
»Ich spüre, dass ich Kopfschmerzen bekomme.«
»In der Schublade unter der Spüle sind Schmerztabletten …«, sagte Jessica, aber Caroline unterbrach sie.
»Er ist allergisch gegen Aspirin und solche Mittel.« Caroline stand auf und schubste ihren Freund zurück auf die Couch. »Ich gehe. Erklär’s ihr.«
Caroline ging hinaus und Jessica sagte: »Das ist sicher unangenehm.«
Randall machte ein Gesicht, das so viel wie »irgendwie ja« ausdrücken sollte. »Ich habe mich dran gewöhnt. Mit den Kopfschmerzen kann man leben. Aber manche Leute haben wirklich heftige Reaktionen. Bei denen schwillt sofort der Hals an und nach ein paar Minuten kriegen sie keine Luft mehr. Bei mir dauert das etwa eine Stunde.«
Caroline kam zurück und gab ihrem Freund ein Glas Wasser. Er nahm ein paar Schluck und stellte das Glas auf den Tisch.
»Also, was passiert denn genau?«, fragte Jessica.
»Ich habe schon seit Jahren keine Probleme mehr, weil ich kaum Medikamente nehme, aber früher fing es immer mit einemleichten Klingeln in den Ohren an. Dann bekam ich Ausschlag an den Armen. Und nach etwa einer Stunde fing mein Hals an zuzuschwellen. Theoretisch kann man dabei ersticken.«
Caroline sagte: »Er musste es mir erzählen, denn wenn er aus Versehen etwas nimmt, wogegen er allergisch ist, und ich
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