Eingesperrt - Jessica Daniel ermittelt (German Edition)
Boden, schleuderte den Bezug zur Seite und erwartete, Lapham unter dem Bett zu finden.
Er war aber nicht da.
Sie ging zum Wandschrank, schob die Tür auf und die Kleider zur Seite. Da war er auch nicht. Jessica fluchte und ging wieder zurück zur Eingangstür, wo die Frau die anderen Beamten anschrie.
Als Jessica sich ihren Weg an der Frau vorbeibahnte, stieß die ihr mit dem Finger gegen die Brust.
»Sie kriege ich dran. So was dürfen Sie gar nicht. Ich kenne meine Rechte«, sagte die Frau.
»Dann wissen Sie sicher auch, dass es ein Vergehen ist, einem Straftäter zu helfen, und dass man dafür ins Gefängnis wandern kann.« Jessica war sich gar nicht so sicher, ob man dafür eine Haftstrafe bekam, aber wahrscheinlich ja. Es hörte sich auf alle Fälle gut an.
»Wovon reden Sie überhaupt?«
»Sie wissen doch sicher, dass wir Ihre Anrufe überprüfen können.«
Das brachte die Frau offensichtlich aus dem Konzept, denn ihr Gesichtsausdruck veränderte sich schlagartig.
»Wo ist er?«, fragte Jessica. »Noch einmal frage ich nicht.«
Einer der Beamten machte demonstrativ die Handschellen von seinem Gürtel los. Perfektes Timing. Jessica hätte es sich nicht besserwünschen können. Die Frau sah den Polizisten mit den Handschellen an, dann wieder Jessica. Ihr fiel die Kinnlade herunter und alle Aggression war aus ihrem Gesicht gewichen.
»Ich weiß es nicht. Er hatte sich nur bedankt und aufgelegt.«
Dann meldete sich Cole zu Wort. Jessica wunderte sich, dass er bisher nichts gesagt hatte. »Haben Sie irgendeinen Verdacht, wo er sein könnte?«
»Da, wo er immer ist«, antwortete die Frau. »In irgendeiner Kneipe.«
Die Polizeibeamten fuhren im Konvoi zurück zur Wache, Jessica hinter Cole und dem Streifenwagen, der in der Nähe gewartet hatte. Jessica fiel ein, dass sie den Namen der Frau immer noch nicht kannte. Sie wusste überhaupt nicht, wer sie eigentlich war. Eine Freundin oder so was? Sie hätten sie festnehmen können, weil sie Lapham geholfen hatte zu fliehen, aber sie hätte sich auch beschweren können, weil Jessica ohne Durchsuchungsbeschluss in ihrer Wohnung herumgestöbert hatte. Sie zu verhaften hätte auch nicht wirklich etwas gebracht. Allerdings hatten sie für den Fall, dass Lapham zurückkam, einen Streifenbeamten bei ihr gelassen. Sie war zwar nicht sehr glücklich darüber, aber Cole hatte ihr versichert, sie würden von einer Anzeige absehen, wenn sie kooperierte.
Jessica wusste, es war ihre Schuld. Wenn sie nicht einfach losgestürmt wäre, ohne auf Cole zu warten, hätten sie einen Beamten dalassen können, um die Frau im Auge zu behalten. Das wäre viel sinnvoller gewesen als ihr gemeinsamer Spaziergang zum Pub. Sie rief unterwegs in der Wache an, um zu melden, dass sie den Verdächtigen nicht hatten aufgreifen können, und sagte, die Pressestelle solle versuchen, ein Fahndungsfoto von Lapham in den Abendnachrichten und den Zeitungen des nächsten Tages unterzubringen. Dann würde hoffentlich die ganze Stadt nach dem Kerl Ausschau halten. Und vielleicht hatte die Frau ja recht und er war in irgendeinem Pub. Wenn sie Glück hätten, würde er einfachnach Hause kommen, wenn alle Kneipen zumachten, und der Streifenbeamte könnte ihn in Gewahrsam nehmen. Jessica wusste natürlich, dass das reines Wunschdenken war.
Der Verkehr hatte sich mittlerweile beruhigt. Für die meisten Leute hatte das Wochenende schon begonnen. Jessica musste aber noch zur Wache, um zu erklären, wie es gelaufen war. Sie fuhr mit gleichmäßigem Tempo hinter Cole her, bremste ab, wenn er bremste, und gewährte Vorfahrt, wenn er es tat.
Als sie bei Aylesbury im Büro waren, stärkte Cole ihr den Rücken. Er erwähnte nicht, dass sie losgestürmt war, ohne auf ihn zu warten, und versuchte auch nicht, ihr die Schuld für die Schlappe zu geben, obwohl sie fand, dass sie es verdient hätte. Das Ganze endete nicht, wie Jessica befürchtet hatte, in einem totalen Desaster, denn der DCI war gern bereit, die Situation zu retten und in den Fernsehnachrichten um Hilfe aus der Bevölkerung zu bitten. Er schien sich regelrecht darauf zu freuen.
Er entließ sie beide und ging nach unten, um auf die Kameras zu warten. Jessica bedankte sich bei Cole, der aber nur mit den Schultern zuckte und ihr ein angedeutetes Lächeln schenkte. »Schönes Wochenende«, wünschte sie ihm noch.
Caroline war mit Randall ausgegangen. Jessica saß allein zu Hause und sah sich die Abendnachrichten an. Die beiden hatten sie zwar gefragt,
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