Eingesperrt - Jessica Daniel ermittelt (German Edition)
festzunehmen.
Diesmal würde sie selbst fahren.
Es gab natürlich keinen plausiblen Grund, warum ein Einbrecher nach einem Jahr zum Tatort zurückkehren und eine dortwohnende Person umbringen sollte, aber eine andere Spur hatten sie nicht. Deshalb schickten sie Leute zu den drei anderen Einbruchsopfern.
Da Lapham sicher nicht gut auf die Polizei zu sprechen war, beschloss Cole, auf Streifenwagen zu verzichten. Jessica nahm ihr eigenes Auto. Rowlands und ein Uniformbeamter fuhren bei ihr mit. Auch Cole fuhr mit seinem Privatfahrzeug, einem silbernen, makellos sauberen Wagen mit Allradantrieb. Er nahm zwei weitere Constables mit. Dieses Aufgebot war vielleicht etwas übertrieben, aber man konnte ja nicht wissen, wie Lapham bei seiner Vorgeschichte auf das Auftauchen der Polizei reagieren würde. Ein Streifenwagen sollte hinterherfahren, um den Verdächtigen, sobald sie ihn dingfest gemacht hatten, zur Wache zu bringen. Wenn es so weit war, würden sie dem Fahrer Bescheid geben.
Während Rowlands sich beklagte, ihr knatternder Auspuff würde Lapham schon aus mehreren Kilometern Entfernung vorwarnen, donnerte Jessica über den Alan Turing Way Richtung Oldham Road und Moston. Es war später Nachmittag und der Freitagsverkehr so dicht wie selten. Alle Welt wollte schnell nach Hause und drängte zur Autobahn. Kaum hatte Jessica die Wache hinter sich gelassen, da hatte sie Cole schon abgehängt, denn der hatte an der ersten Kreuzung sein Tempo gedrosselt. Sie aber hatte Vollgas gegeben und offenbar jemanden geschnitten, denn hinter ihr drückte ein Fahrer kräftig auf die Hupe. Dann schoss sie davon, an einer Ampel vorbei, die
auf jeden Fall
noch gelb war. Na ja, mehr oder weniger …
Bei freier Fahrbahn konnte man die Strecke in etwa zwanzig Minuten zurücklegen. Jessica schaffte es trotz Feierabendverkehr noch schneller. Als sie vor dem heruntergekommenen Sozialbau hielt, in dem Lapham wohnten sollte, gab Rowlands zu, dass ihre Fahrkünste ihn tief beeindruckt, wenn auch leicht verängstigt hätten. Der Uniformierte im Fond sagte gar nichts, aber die blasse Farbe um seine Nase und die sichtliche Erleichterung, als sie die Handbremse anzog und er endlich den Gurt ablegen konnte, sprachen Bände.
»Sollen wir warten …?«, begann Rowlands, aber Jessica war bereits ausgestiegen. Rowlands sah den Beamten auf dem Rücksitz an und zuckte mit den Achseln, als wollte er sagen: »Ich weiß …«
Sie fanden die Wohnung ziemlich schnell und stellten fest, dass es keine Hintertür gab. Jessica schickte Rowlands trotzdem auf die Rückseite des Wohnblocks, für den Fall, dass Lapham versuchte, durchs Fenster zu entkommen.
Nachdem er ihr Bescheid gesagt hatte, dass er Stellung bezogen hatte, klopfte Jessica, den Uniformierten neben sich, an die Wohnungstür. Das Holz fühlte sich dünn an und die Farbe war undefinierbar. Wahrscheinlich war die Tür irgendwann einmal blau gewesen, aber noch nie abgewaschen worden. Es machte niemand auf, aber sie konnten im Innern einen Fernseher hören. Jessica klopfte noch einmal, diesmal lauter. Jetzt hörten sie eine Frauenstimme und die Tür ging auf.
Die Frau vor ihnen hatte ihre strähnigen, braunen Haare mit einem übergroßen, rosa geblümten Band zusammengebunden, das so gar nicht zu ihrem sonstigen Erscheinungsbild passen wollte. Sie trug einen pfirsichfarbenen Morgenrock mit passenden Pantoffeln und hielt eine Zigarette in der linken Hand, während die andere an der Tür ruhte.
»Was zum Henker wollen Sie?«, fragte die Frau und musterte Jessica von oben bis unten, bevor sie den Uniformierten bemerkte. »Ach du heilige …«
»Ich freue mich auch, Sie kennenzulernen«, schnitt Jessica ihr das Wort ab und holte ihren Dienstausweis heraus. »Ist Wayne da? Wir würden uns gern mal mit ihm unterhalten.«
»Könnt ihr verdammten Bullen ihn nicht mal in Ruhe lassen? Was wollt ihr denn jetzt schon wieder?«
»Ist er da? Er wohnt doch hier, oder?«
»Er ist nicht da.«
»Ganz sicher nicht? Vielleicht sollten wir mal reinkommen und uns umschauen …« Jessica machte Anstalten, die Tür weiter zu öffnen, aber die Frau drückte von innen dagegen.
»Ohne Durchsuchungsbefehl kommt ihr hier nicht rein. Er ist nicht da, also verpisst euch.«
Die Frau wollte die Tür schließen, aber Jessica hinderte sie daran. »Wenn er nicht hier ist, wo ist er dann?«
»Keine Ahnung. Im Pub vielleicht … Billard spielen. Ich weiß nicht, wo er sich so rumtreibt.«
»In
welchem
Pub?«
»Reden Sie
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