Eingesperrt - Jessica Daniel ermittelt (German Edition)
den Blick abwenden.
Er knurrte seine Antwort: »Ihr habt überhaupt nichts gegen mich in der Hand, und das wisst ihr ganz genau.«
Jessica wusste es tatsächlich, und ihn zu provozieren, brachte überhaupt nichts. Im Gegenteil, sie wurde selbst immer ärgerlicher über seine mangelnde Kooperationsbereitschaft. »Wer ist die Frau?«, fragte Jessica.
Hunt stand immer noch, aber da sein Mandant sich nicht vom Fleck rührte, blieb ihm nichts anderes übrig, als sich wieder hinzusetzen.
»Welche Frau?«
»Die in Ihrer Wohnung? Ihre Frau? Freundin? Geliebte? Schwester? Geliebte und Schwester?«
»Was geht Sie das an?«
»Gar nichts. Aber als sie Sie gestern angerufen hat, um Sie zu warnen, dass wir kommen, so was nennen wir ›Behinderung eines Polizeibeamten in der Ausübung seiner Pflichten‹. Das ist eine Straftat, damit kennen Sie sich doch aus.«
Cole rutschte wieder nervös herum. Jessica wusste, sie begab sich auf dünnes Eis. »Wir haben Ihr Anrufprotokoll schon überprüft«, log sie und schnippte mit den Fingern. »Ich kann Sie jederzeit festnehmen lassen. Einfach so.«
Lapham wandte schließlich seinen Blick ab und sah Hunt an. »Stimmt das?«
Hunt fing an zu stammeln. »Ich, äh, ich weiß nicht. Mag sein, dass es strafbar ist …«
Sein Mandant wurde plötzlich richtig wütend. Sein gelassener Gesichtsausdruck und der starre Blick waren verschwunden. Jessica hatte den Eindruck, dass sie endlich den wahren Wayne Lapham zu Gesicht bekam. »Warum könnt ihr uns nicht in Ruhe lassen?Immer wenn ich rauskomme und versuche, sauber zu bleiben, steht ihr wieder bei mir auf der Matte oder haltet mich auf der Straße an. Das ist einfach nicht fair. Ich habe doch niemals keinen umgebracht.«
Endlich kam er aus sich heraus. Er schlug mit den gefesselten Händen auf den Tisch, seine gespielte Kaltblütigkeit war dahin und er konnte kaum noch richtig sprechen.
»›Niemals keinen‹ ist doppelte Verneinung, Wayne. Heißt das, Sie haben jemanden umgebracht?« Jessica grinste.
Hunt mischte sich wieder ein: »Machen Sie sich doch nicht lächerlich.« Er sah Cole an. »Was bezwecken Sie mit dieser Fragerei überhaupt? Falls Sie etwas gegen meinen Mandanten in der Hand haben, dann lassen Sie ihn unter Anklage stellen. Falls nicht, dann beenden wir dieses Schmierentheater am besten gleich.«
Sogar Hunt hatte mittlerweile die Beherrschung verloren. Jessica war sich bewusst, dass sie es auf die Spitze trieb. Sie wusste selbst nicht genau, worauf sie hinauswollte, hoffte aber, ihr Vorgesetzter würde sie nicht plötzlich bremsen. »Das Problem ist nur, Wayne, dass Sie
nicht
sauber werden, wenn Sie rauskommen. Nach Ihrer eigenen Aussage haben Sie von irgendeinem Kerl in der Kneipe Diebesgut gekauft. Und praktischerweise können Sie sich nicht mehr erinnern, wie der aussah …«
Lapham hatte sich wieder gefasst und starrte sie erneut an. »Wenn Sie wütend sind, sind Sie noch hübscher.« Er zwinkerte ihr wieder zu.
Cole ging dazwischen, noch bevor Hunt dazu kam. »Also das führt einfach zu nichts.« Er gab die Uhrzeit an und erklärte die Vernehmung für beendet. Dann hielt er das Tonband an und stand auf. »Mr Lapham, Sie können gehen. Ich hole die Schlüssel für die Handschellen, und dann können Sie mit Ihrem Rechtsbeistand gehen. Melden Sie sich beim Sergeant am Empfang, der sie über etwaige Bedingungen der Entlassung aus dem Gewahrsam aufklären wird. Sie werden unter Umständen später noch einmal vernommen.«
Cole verließ den Raum und ließ die Tür einen Spalt offen. Hunt war auch aufgestanden, und während er seinen Notizblockin den Aktenkoffer steckte, schüttelte er den Kopf und machte: »Tss, tss …« Jessica und Lapham blieben sitzen und taxierten sich weiterhin mit Blicken. Jessica gab schließlich nach, schob ihren Stuhl zurück, stand auf und ging zur Tür. Als sie fast draußen war, sagte Lapham: »Detective …«
Jessica drehte sich um.
»Sie haben wirklich einen prächtigen Arsch. Da würde ich gern mal ran.« Er packte sich mit beiden, immer noch gefesselten Händen an den Schritt. »Ich wette, Sie gehen so richtig ab, was?«
Hunt wollte etwas sagen. Jessica reagierte einfach instinktiv. Mit zwei großen Schritten war sie zurück am Tisch und lehnte sich darüber, sodass sie mit Lapham auf Augenhöhe war. »Du hältst dich wohl für einen richtig harten Mann, was, Wayne?«
Er hielt ihrem Blick stand. Hunt sagte irgendetwas davon, dass die Vernehmung beendet sei, aber Jessica ignorierte
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