Eingesperrt - Jessica Daniel ermittelt (German Edition)
einige wichtige Fragen.
Die Spurensicherung hatte die Wohnung unter Beschlag genommen, sie würde Fotos machen, alles Wichtige dokumentierenund versuchen, den Zeitpunkt des Todes festzustellen. Jessica war kurz dageblieben, um zuzusehen, wie die Tote sanft auf den Rücken gedreht wurde. Sie hatte tiefe Einschnitte am Hals, genau wie die anderen Opfer.
Während Kim in einem anderen Raum wartete und Zeit hatte, sich zu fassen, wurde die Nachbarin vernommen. Ihr war in der vergangenen Woche aber nichts Ungewöhnliches aufgefallen, nur dass es in den letzten zwei Nächten sehr ruhig gewesen war. Das bedeutete wahrscheinlich, dass Claire Hogan irgendwann in den letzten achtundvierzig Stunden umgebracht worden war. Damit konnte Jessica arbeiten, bis sie von der Kriminaltechnik den genauen Todeszeitpunkt bekam. Nach dem Verhör schickten sie die Nachbarin nach Hause.
Es dauerte nicht lang, bis Emily Hogan eintraf. Der speziell ausgebildete Beamte, der sie abgeholt hatte, hatte sie natürlich bereits über den Tod ihrer Mutter informiert. Jessica begrüßte sie im Empfangsbereich und brachte sie zu ihrer Schwester. Die beiden sahen sich sehr ähnlich, aber Emily war etwa fünf Zentimeter größer. Sie schien ziemlich gefasst und nahm ihre Schwester in den Arm, die lauthals heulte.
Jessica ließ sie erst einmal in Ruhe, bis Emily sich schließlich an sie wandte: »Ich nehme an, Sie wollen mit uns reden.«
Bevor Jessica antworten konnte, sagte Kim: »Ach, Em, früher waren wir denen doch auch völlig egal. Die haben sich nur für Mum interessiert, wenn sie sie einkassieren wollten.«
Emilys Ton war etwas versöhnlicher. »Ich weiß, aber das ist jetzt vorbei. Ohne Hilfe finden wir doch nicht heraus, wer das getan hat.«
Kim zuckte mit den Schultern und setzte sich. Emily blieb stehen. »Bleiben wir hier?«
»Nein«, sagte Jessica. »Wir benutzen den Vernehmungsraum. Sie sind nicht festgenommen und können jederzeit gehen. Es ist aber manchmal besser, ein Gespräch aufzuzeichnen. In Ihrem eigenen Interesse.«
»In Ordnung.«
Jessica ging mit Emily in den Vernehmungsraum, in dem sie nur eine Woche zuvor Wayne Lapham gegenübergesessen hatte. Ein Uniformierter kümmerte sich um Kim, die glücklicherweise nicht gleich hinausgerannt war, als sie gehört hatte, dass sie nicht dableiben musste. Cole wartete bereits im Vernehmungsraum. Jessica wies Emily darauf hin, dass sie Anspruch auf einen Anwalt hatte.
»Ich habe nichts zu verbergen«, antwortete Emily. Bevor Cole das Tonband einschaltete, sagte sie noch: »Seien Sie ihr nicht böse, sie hat es nicht leicht. Und die beiden waren immer besonders eng, sie und Mum.«
Jessica nickte und Cole stellte die Anwesenden vor. »Wann haben Sie Ihre Mutter zuletzt gesehen?«, fragte Jessica.
Emily sprach klar und deutlich. Sie machte einen intelligenten Eindruck. »Ich habe sie schon eine Weile nicht gesehen. Vielleicht vor einem Monat das letzte Mal.«
»Warum? Haben Sie sich nicht verstanden?«
»Mir gefiel nicht, was sie … tat.«
»Es tut mir leid, aber ich muss die Frage für das Protokoll stellen: Was hat Ihre Mutter beruflich gemacht?« Jessica kannte die Antwort natürlich.
»Sie hat für Geld mit Männern geschlafen.«
Jessica wollte nicht unbedingt länger darauf herumreiten. »Was für einen Eindruck hat sie auf Sie gemacht, als Sie sie zum letzten Mal gesehen haben?«
»Sie war so wie immer. High.«
»Hat sie Drogen genommen?« Jessica hatte in der Wohnung kein Drogenzubehör gefunden, aber auch nicht wirklich gesucht.
»Was glauben Sie, wofür das ganze Geld draufgegangen ist?«, fragte Emily, als wäre es offensichtlich. »Irgendwie hatte sie vor ein paar Jahren genug Geld zusammengekratzt, um diese Bruchbude da zu kaufen. Ansonsten hat sie jeden Penny für Drogen ausgegeben.«
»Wann sind Sie ausgezogen?«
»Ich weiß nicht mehr. Ich war sowieso nicht oft zu Hause. Vor fünf Jahren vielleicht? Ich bin jetzt dreiundzwanzig, Sie können janachrechnen, wie alt ich war. Die Wohnung war sowieso zu klein für uns alle.«
Dann erzählte Emily, dass sie mit ihrem Freund und ihrem einjährigen Sohn im Norden von Manchester wohnte. Irgendwie war Emily trotz der Umstände zu einem normalen Menschen herangewachsen. Sie hatte mit ihrem Lebenspartner eine Promotion-Firma gegründet und anscheinend ging es den beiden finanziell nicht schlecht.
»Erzählen Sie mir mehr über Ihre Schwester«, sagte Jessica.
»Kim? Sie ist erst achtzehn, eigentlich noch ein Kind. Sie
Weitere Kostenlose Bücher