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Eingesperrt - Jessica Daniel ermittelt (German Edition)

Eingesperrt - Jessica Daniel ermittelt (German Edition)

Titel: Eingesperrt - Jessica Daniel ermittelt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerry Wilkinson
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lachte wieder ihr freudloses Lachen. »Ich hatte noch nie einen.«
    »Und Kim?«
    »Ich glaube nicht, aber da müssen Sie sie fragen. Claire hat keinem von uns einen Schlüssel gegeben, weil sie nicht wollte, dass wir unverhofft hereinplatzen. Kim hat früher öfter bei uns geschlafen, weil sie zu Hause nicht reinkam. Es war sowieso zu eng. Als sie noch zu dritt waren – Claire, Shaun und Kim –, da hat Shaun auf der Couch geschlafen und Kim bei Mum im Bett. Einfach unmöglich.«
    »Ist Shaun Ihr Bruder?«
    »Ja.«
    »Wo ist er jetzt?«
    »Das müssten Sie doch wissen.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Er sitzt seit zwei Jahren im Knast.«

S ECHSUNDZWANZIG
    Shaun Hogan aufzuspüren war nicht schwer. Er saß in Leeds im Gefängnis und sollte in drei Monaten auf Bewährung entlassen werden.
    Jessica hatte zuerst mit Kim geredet und sich dann an ihren Schreibtisch gesetzt, um Informationen über ihren Bruder zu finden. Kim war nicht sehr redebereit, aber sie holten Emily dazu, die sich zu ihrer Schwester setzte. Dadurch wurde Kim zwar wesentlich friedlicher, aber viel Neues erfuhren sie nicht. Ihre Aussage bestätigte im Wesentlichen die ihrer Schwester.
    Kim wohnte ein paar hundert Meter von ihrer Mutter entfernt. Sie gab nur widerwillig zu, dass sie einige Monate zuvor ausgezogen war, weil sie es bei ihrer Mutter nicht mehr ausgehalten hatte. Sie durfte keinen Schlüssel haben, und zu bestimmten Tageszeiten wurde sie ausgesperrt und musste draußen herumlaufen. So war es schon seit fünf Jahren gegangen, obwohl sie erst achtzehn war.
    Kim hatte offenbar an ihrer Mutter gehangen und versucht, ihr zu helfen, aber irgendwann war sie mit ihrer Geduld am Ende gewesen. Sie sprach unter Tränen, und Jessica empfand tiefes Mitgefühl für sie. Sie war noch so jung, und alles, was sie miterleben musste, hatte ihre Kindheit zerstört. Trotzdem machte sie ihrer Mutter keine Vorwürfe.
    Wegen der Verbindung zwischen den ersten beiden Opfern stellte Jessica endlich die Frage, die ihr schon die ganze Zeit unter den Nägeln brannte: »Wissen Sie, ob bei Ihrer Mutter schon mal eingebrochen wurde?«
    »Das hätte doch sowieso keinen von euch Bullen interessiert.«
    »Wir reagieren bei solchen Vorkommnissen immer.«
    »Aber nicht, als die Kinder sie terrorisiert haben.«
    »Das tut mir leid.«
    »Die Polizei hat sie immer nur schikaniert und von der Straße gescheucht.«
    Emily bemühte sich, ihre Schwester zu beruhigen, und schließlich bekam Jessica ihre Antwort: »Nein.«
    Jessica wusste bereits, dass von dem Diebesgut, das man bei Wayne Lapham gefunden hatte, nichts aus Claire Hogans Besitz stammte. Aber er war immer noch die einzige Verbindung zwischen den ersten beiden Opfern. Falls Claire von demselben Täter ermordet worden war wie die beiden anderen, dann war Jessica mit den Einbrüchen auf der falschen Fährte.
    Shaun Hogan interessierte sie allerdings sehr. Er war jetzt einundzwanzig und hatte sich als Jugendlicher ein paar geringfügige Vergehen wie Ladendiebstahl zu Schulden kommen lassen. Vor zwei Jahren war er dann wegen gefährlicher Körperverletzung verurteilt worden, weil er einen Mann vor einer Bar in Leeds angegriffen hatte. Emily und Kim sprachen beide nicht gern darüber, aber Emily sagte schließlich, ihr Bruder sei weggezogen, kurz nachdem Claire die Wohnung bezogen hatte.
    Verständlicherweise hatte er keine Lust gehabt, auf so engem Raum mit seiner Mutter und der jüngeren Schwester zusammenzuwohnen. Nachdem Claire von dem Haus, in dem sie mit ihrem Mann gewohnt hatte, in die kleine Wohnung gezogen war, hatten ihre beiden älteren Kinder das neue Zuhause recht schnell verlassen, Emily mit achtzehn und Shaun mit sechzehn. Emily war es gelungen, ihrem Leben eine neue Richtung zu geben. Ganz anders Shaun. Er war in eine andere Stadt gezogen und schließlich hinter Gittern gelandet. Und Kim hatte bis vor ein paar Monaten bei ihrer Mutter gewohnt.
    Was für chaotische Familienverhältnisse, dachte Jessica. Was für ein Glück sie doch mit ihren Eltern hatte. Und wie belanglos war doch im Vergleich ihr alberner Streit mit Caroline.
    Sie rief im Gefängnis an und vereinbarte für Montag einen Besuch bei Shaun. In der Zwischenzeit würde jemand anderes ihm vom Tod seiner Mutter berichten.
    Den Rest des Tages verbrachte sie in Besprechungen mit Cole und dem DCI. Einen konkreten Zusammenhang zwischen dieser Tat und den beiden früheren Morden konnten sie noch nicht feststellen. Aber die kriminaltechnische Untersuchung

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