Eingesperrt - Jessica Daniel ermittelt (German Edition)
würde wahrscheinlich ergeben, dass eine ähnliche Tatwaffe benutzt worden war. Jessica war sich sicher, dass es eine Verbindung zwischen den Fällen gab und dass der Täter die Wohnung im Grunde nur abgeschlossen hatte, um der Polizei eine lange Nase zu zeigen. Zugang zur Wohnung zu bekommen war leicht, da Claire ihre Freier dorthin mitnahm. Hinauszukommen war schwieriger. Jedenfalls hatte der Täter bewusst den Tatort so hergerichtet wie die beiden anderen. Sollten die ersten Untersuchungen auf eine ähnliche Vorgehensweise schließen lassen, wollte der DCI wieder eine Pressekonferenz abhalten und die Bevölkerung um Hinweise bitten.
Einen genauen Einsatzplan zu erstellen war nicht so einfach. Selbst wenn jemand beobachtet hätte, wie ein Fremder Claire Hogans Wohnung betreten hatte, wäre das in diesem Fall nicht weiter ungewöhnlich gewesen. Jessica rechnete auch nicht damit, dass sich allzu viele von Claires Freiern melden würden. Ein Appell an die Bevölkerung über die Medien war ohnehin nicht sehr vielversprechend. War das Opfer einer von ihnen, ein anständiger Bürger aus der Vorstadt, dann zeigten die Leute Interesse. Aber der Mord an einer Prostituierten ließ die meisten kalt. Deshalb schlug Cole vor, den Spitznamen »Houdini-Würger« ins Spiel zu bringen, den sie eigentlich alle hassten. Jessica gefiel der Vorschlag überhaupt nicht, sie gestand aber ein, dass sie so wahrscheinlich Medien und Bevölkerung eher zur Mithilfe bewegen konnten.
Auf dem Heimweg stellte sie fest, dass sie drei Anrufe verpasst hatte. Da sie den ganzen Tag mit Vernehmungen und Besprechungen beschäftigt gewesen war, hatte sie den Klingelton ihres Handys abgestellt. Von wem die Anrufe kamen, war keine große Überraschung. Sie wunderte sich nur, dass er sich nicht früher gemeldethatte. Jessica tippte auf ihr Display, um zu wählen. Er meldete sich beim ersten Klingeln.
»Mr Ashford«, sagte sie. »Mit Ihnen habe ich schon gerechnet.«
Garry hatte immer noch das Gefühl, sein Erfolg beruhe nur auf Glück. Wegen des Porträts über DS Daniel waren ihm plötzlich alle gut gesonnen. Sie hatte ihm sogar per SMS mitgeteilt, er habe etwas bei ihr gut. Dabei war er schon froh, wenn sie ihn nicht mit ihren endlosen, wenn auch einfallsreichen Schimpftiraden überhäufte.
Er war sich nicht ganz sicher, wie sein Artikel bei den Kollegen ankam, aber seinem Chef gefiel er. Garry hatte behauptet, es sei ein Exklusivbericht, dabei kamen die meisten Informationen nicht einmal von Jessica selbst. Dazu kam noch seine Hintergrundgeschichte über Wayne Lapham. Alles in allem zwei sehr ordentliche Artikel.
Eine Gehaltserhöhung hatte er trotzdem nicht bekommen.
Er hatte auf die SMS von DS Daniel nicht geantwortet und hatte sie seitdem auch nicht mehr angerufen. Er wollte sich ihr Wohlwollen möglichst lang bewahren, denn falls etwas Bedeutendes passierte, wäre er vielleicht darauf angewiesen.
Nach zwei hektischen Wochen hoffte er endlich auf einen ruhigen Samstag. Aber dann klingelte sein Handy. Als er sah, dass es sein Informant war, stöhnte er nur. Fast hätte er den Anruf ignoriert, aber dann ging er doch dran. Er hörte aufmerksam zu, schrieb alle Informationen auf, legte auf und rief DS Daniel an. Sie nahm nicht ab. Vielleicht wollte sie ihm aus dem Weg gehen. Dann rief er seinen Chef an und fuhr mit dem Bus zum neuesten Tatort. Seine Quelle kannte den Namen des Opfers nicht, wohl aber die Adresse. Er versuchte noch einmal, DS Daniel anzurufen. Sie ging aber immer noch nicht dran.
»Wieder ein toller Samstag«, jammerte er vor sich hin.
»Hi«, sagte Garry. »Sie wissen sicher, warum ich versucht habe, Sie anzurufen.«
»Ja, aber erzählen Sie mir trotzdem, was Sie wissen. Oder zu wissen glauben.«
Er berichtete, dass er den Tatort besucht und mit der Nachbarin gesprochen habe. Er hatte den Namen des Opfers erfahren und die Nachbarin hatte ihn auch bereitwillig über Claire Hogans Tätigkeit aufgeklärt und ihm erzählt, die Polizei habe morgens die Tür aufgebrochen. Er fragte, ob Jessica bestätigen könne, dass dieser Mord vom selben Täter verübt worden war wie die beiden anderen.
Jessica antwortete ganz ehrlich: »Das kann ich noch nicht sagen.«
»Aber was glauben Sie?«
»Sie bringen mich da in eine unangenehme Lage. Wir haben noch keine Untersuchungsergebnisse und ich dürfte eigentlich gar nicht mit Ihnen reden.«
»Ich kann Ihren Namen auch rauslassen.«
Jessica dachte kurz darüber nach. »Und auf wen berufen
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