Eingesperrt mit der Versuchung
Blumenduft ihres leichten Parfüms ein. „Wie denn?“
Dani lächelte etwas verlegen. „Ein großes altes Herrenhaus mit einem Butler. Zum Dinner muss man sich umziehen, und beim Essen macht man artig Konversation.“ Sie hob kurz die Schultern an. „Tut mir leid, aber du bist einfach so ein Typ.“
Quinn lachte leise. „Das würde meinen Eltern gefallen. Sie sind die natürlichsten Menschen, die ich kenne, typische Vertreter der alten Hippie-Generation, und träumen immer noch von einer gerechten Gesellschaft. Geld und Luxusdinge sind ihnen nicht wichtig. Was sie haben, teilen sie mit denen, die weniger haben.“ Er sah Dani mit einem Ausdruck komischer Verzweiflung an. „Ich fürchte, sie schämen sich meiner – erfolgreicher Kapitalist, der ich bin. Das hindert sie allerdings nicht daran, mich alle paar Monate wegen einer üppigen Spende für irgendwelche verrückten Zwecke anzuhauen.“
Langsam schlug sie ein Bein über das andere, und Quinn beobachtete sie fasziniert. Wieder fragte er sich, warum sie eine solche Wirkung auf ihn hatte. Sicher, sie war sieben Jahre jünger als er, aber das allein machte nicht ihren Reiz aus. Er war schon häufiger mit jüngeren Frauen befreundet gewesen. Dass er von ihr gefesselt war, hatte eher etwas mit ihrer Reife und Intelligenz zu tun. Denn in diesem Punkt schien sie ihm trotz des Altersunterschieds ebenbürtig zu sein.
„Du hast sicher auch Trauriges erlebt“, fing sie wieder an.
„Kinder sind selbstsüchtig“, meinte er und nahm wieder einen Schluck aus der Wasserflasche. „Ich hatte viel zu viel damit zu tun, meinen Platz zu behaupten.“
„Hat man dir dabei das Nasenbein gebrochen?“
Quinn warf ihr ein resigniertes Lächeln zu. „Ja. Das war ein gewisser Jake Vance.“
„Jake?“ Sie blickte Quinn überrascht an.
„Ja. Kennst du ihn?“ Irgendwie passte ihm die Vorstellung nicht, dass Dani mit Jake vielleicht sogar befreundet war. Auch oder gerade weil Jake sein bester Freund war, der außerdem sehr viel Glück bei Frauen hatte. Hinzu kam, dass Jake geschäftlich außerordentlich erfolgreich und einer der bekanntesten Jungunternehmer Australiens war.
„Nicht sehr gut. Ich bin ihm ein paar Mal begegnet. Er war auch auf Kims und Rics Hochzeit, mit Briana Davenport, die damals noch nicht mit Jarrod zusammen war.“
Quinn nickte erleichtert. „Ja, das habe ich gehört.“
„Aber was war denn nun mit deinem gebrochenen Nasenbein?“, hakte Dani nach.
„Als er zu uns kam, konnten wir uns anfangs überhaupt nicht leiden.“ Unwillkürlich rieb Quinn sich den Nasenrücken.
„Dann war Jake Vance eine Waise?“, fragte Dani ungläubig. „Das hätte ich nie gedacht.“
Für Quinn kam das nicht überraschend. Kaum einer im Land konnte sich den mehr als wohlhabenden Jake Vance als bedürftiges Pflegekind vorstellen, da war er ganz sicher. „Das ist nicht ganz richtig. Seine Mutter lebte noch, aber es gab Probleme mit dem Stiefvater. Also lief er von zu Hause weg und versuchte, sich mit allen möglichen Gelegenheitsarbeiten durchzuschlagen. Aber das klappte wohl nicht so, wie er es sich vorgestellt hatte. Mum und Dad haben ihn mal auf der Straße angesprochen, und so tauchte er eines Tages bei uns auf.“
Als Teenager war Quinn daran gewöhnt gewesen, seine Sachen mit anderen zu teilen, aber er wollte, dass man ihn fragte. Doch Jake dachte nicht daran, und so kam es bald zum Streit. Sie gingen mit den Fäusten aufeinander los und kämpften so lange, bis beide auf dem Boden lagen und nur mühsam wieder aufstehen konnten. Das war der Beginn ihrer Freundschaft.
„Heute ist er mein bester Freund. Er und Lucy, eins der ehemaligen Pflegekinder. Sie war schon als kleines Kind missbraucht worden und war acht, als sie zu uns kam und endlich ein sicheres Zuhause fand.“ Er fing Danis entsetzten Blick auf. „Vor ein paar Jahren hatten Jake und Lucy mal was miteinander, aber jetzt lebt sie in London. Sie hat eine Topstellung bei einer Bank“, fügte er stolz hinzu.
„Wie schrecklich!“ Dani musste immer noch an die kleine Lucy denken. „Wie können Menschen nur solche Monster sein?“
„Ich glaube nicht, dass sie von Anfang an so sind“, meinte Quinn nachdenklich. „Aber wenn sie Eltern haben, die keine Kinder wollten, dann kann es dazu kommen. Und das ist etwas, was ich nicht verstehe. Im Grunde ist es doch nicht so schwer, dafür zu sorgen, dass man kein Kind bekommt, wenn man keins will.“
Dani sah ihn traurig an, und ihm wurde klar, dass
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