Eingesperrt mit der Versuchung
die Bemerkung vielleicht etwas taktlos war. „Heute zumindest nicht“, fügte er schnell hinzu, weil er auf keinen Fall andeuten wollte, Sonya Hammond und ihr geheimnisvoller Liebhaber hätten nachlässig gehandelt, als sie Dani in die Welt setzten.
„Nach all dem, was du in deiner Jugend gesehen und erlebt hast, hast du vielleicht gar keine eigenen Kinder haben wollen, oder?“ Erst als sie sah, dass er kurz die Augenbrauen zusammenzog, wurde ihr klar, was sie gesagt hatte. „Entschuldige, Quinn, bei dir war das ja anders …“ Warum hatte sie auch nicht ihren Mund halten können.
„Macht nichts. Ja, ich war verheiratet …“
„Es tut mir leid, dass ich so taktlos war. Ich erinnere mich wieder, dass deine Frau schon sehr jung gestorben ist.“
Quinn starrte hinaus aufs Meer. „Wir haben geheiratet, da waren wir beide noch an der Uni. Laura wollte Sozialarbeiterin werden, aber ihre Eltern …“, seine Stimme nahm einen harten, unversöhnlichen Klang an, „… die hatten ganz andere Vorstellungen. Sicher, sie haben sie auf ein gutes College geschickt und später toleriert, dass sie noch weiter studieren wollte. Aber sie konnten nicht verstehen, dass ihre Tochter sich einen Beruf ausgesucht hatte, in dem sie mit Problemfällen zu tun hatte. Der Beruf sollte nur die Zeit überbrücken, bis sie heiratete, natürlich einen reichen Mann.“ Er lachte kurz und bitter auf. „Als sie mit mir in das Haus meiner Eltern gezogen ist, das in einer nicht so edlen Gegend lag, hat die Familie sie enterbt.“
„Was hatten die noch für ein Unternehmen?“, fragte Dani. „Ich weiß, dass sie im ganzen Land Läden hatten. Sie waren auch mit Howard befreundet, wenn ich mich richtig erinnere.“
„Möbel.“ Bei der Erwähnung von Howard stieg wieder Wut in Quinn auf. Er war sicher nicht unmittelbar an Lauras Tod schuld, aber dass sie sich in ihren letzten Wochen so elend gefühlt hatte, daran hatte bestimmt auch Howard Blackstone seinen Anteil.
„Wie alt war sie, als sie starb?“
„Sechsundzwanzig. Es ging sehr schnell. Nachdem sich die ersten Symptome bemerkbar gemacht hatten, hatte sie nur noch ein paar Monate zu leben.“
„Es tut mir so leid“, sagte Dani leise und sah ihn mit ihren großen goldbraunen Augen traurig an.
Er nickte, beugte sich vor und schenkte sich ein Glas Wein ein. „Sie hat unser gemeinsames Leben geliebt und hing sehr an meinen Eltern. Und sie war begeistert, dass wir uns der vielen verwahrlosten Kinder annahmen, die auf der Straße leben mussten.“
Er lächelte versonnen, als er sich an die wenigen gemeinsamen Jahre mit Laura erinnerte. „Wenn ich mit ihr unterwegs war, musste ich viel Geduld haben. Denn immer wieder blieb sie stehen und unterhielt sich mit irgendwelchen Rotznasen, die sehr schnell Zutrauen zu ihr fassten.
Erstaunlich, was die Kinder ihr alles erzählten. Mehr sogar als meinen Eltern.“ Er blickte nachdenklich in sein Glas, ließ die helle Flüssigkeit kreisen und stürzte sie dann in einem Zug herunter. „Das war bitter. Sie hätte vielen helfen können. Warum sie so früh sterben musste, kann ich einfach nicht begreifen.“
Er wurde das Gefühl nicht los, persönlich versagt zu haben. Obgleich er natürlich wusste, dass er keinen Einfluss auf die Krankheit gehabt hatte. Aber immer noch konnte er nicht verstehen, warum gerade ein wertvoller Mensch wie Laura nur so kurze Zeit zu leben hatte.
Er stellte das Glas ab und lehnte sich zurück. Irgendwie würde er Laura immer lieben, besser gesagt, die Zeit, die er mit ihr gehabt hatte. Damals war er noch jung und naiv genug gewesen, um fest daran zu glauben, dass er und Laura unbesiegbar waren, dass sie ein langes gemeinsames Leben vor sich hätten.
Aber Howard Blackstone überschattete die guten Erinnerungen, und das würde er ihm nie verzeihen. Nachdenklich betrachtete er Dani und hatte plötzlich das Gefühl, dass er ihr unbedingt erklären musste, woher sein Hass auf Howard kam. Er wollte sich vor ihr rechtfertigen, obgleich ihm bewusst war, dass er ihr genau das antat, was Howard ihm angetan hatte. Nämlich schöne Erinnerungen in den Schmutz zu ziehen.
Aber sie musste wissen, was in ihm vorging. „Interessiert es dich, warum Howard mir so verhasst ist?“
Bei seinem harten, bitteren Tonfall sah sie ihn erschreckt an.
„Das Schwein hat Laura ihre letzten Lebenswochen verdorben.“
Dani wurde blass. „Ich wusste nicht, dass er sie gekannt hat.“
„Hat er auch nicht. Aber wie du schon sagtest, er
Weitere Kostenlose Bücher