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Einhorn, Phönix, Drache: Woher unsere Fabeltiere kommen (German Edition)

Einhorn, Phönix, Drache: Woher unsere Fabeltiere kommen (German Edition)

Titel: Einhorn, Phönix, Drache: Woher unsere Fabeltiere kommen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josef H. Reichholf
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für die Pferde, die dort gezüchtet wurden und von denen Homer erzählt hatte. Immer wieder kam die Hydra aus ihrer Höhle am Berg, nahe den Sümpfen, aufs Land hinaus, vernichtete die Kulturen und tötete das Vieh. Lerna lag etwa sieben Kilometer südlich der Stadt Argos, nach der die Landschaft benannt worden war. Ansiedlungen gab es dort schon seit Jahrtausenden. Die ältesten Bauten werden gegenwärtig auf ein Alter von 2300 bis 2500 v.Chr. datiert. Es handelte sich um eine Ziegelei mit einem großen, zweistöckigen Gebäude, das »Palast oder Haus der Ziegel« genannt wird.
    Hydra hatte neun »Köpfe«, von denen acht »sterblich« waren, der mittlere aber »unsterblich«. Wurde einer der »sterblichen« vernichtet, wuchsen zwei nach. Herakles eilte zusammen mit seinem Neffen Iolaos nach Lerna. Sie fanden die Hydra in ihrer Höhle nahe bei einigen Quellen. Herakles schoss brennende Pfeile auf die Hydra, die »zischend hervorkam« und ihre »neun Hälse« emporreckte. Während ein »Hals« seine Füße umfasste, zerschlug Herakles mit seiner gewaltigen Keule die anderen, die aber immer wieder neue Köpfe hervorbrachten. Die listige Hera hatte inzwischen einen Riesenkrebs geschickt, der Herakles an den Füßen packte, aber ohne Erfolg. Mit der Keule, das war Herakles bald klar, konnte er der Hydra nicht beikommen. So hieß er Ioalos, im Wald ein Feuer zu entzünden. Mit diesem vernichtete er schließlich das Ungeheuer, weil alle Köpfe, auch der unsterbliche, vom Feuer verbrannt wurden. Danach konnten sie sich nicht mehr regenerieren. Den unsterblichen Kopf begrub er am Weg und bedeckte ihn mit einem schweren Felsbrocken. Dann tauchte er seine Pfeile in den getöteten und zweigeteilten Leib der Hydra. Sie trugen nunmehr tödliches Gift.
    Es liegt nahe anzunehmen, dass mit der Hydra giftige Quellen und kein Tier gemeint waren. Die Anzeichen dafür sind sehr deutlich, auch wenn sie anscheinend bisher nicht so gedeutet wurden. Die Herstellung von Ziegeln setzt einen Lehm voraus, der entsprechend eisenhaltig ist und daher rötlich bis rot aussieht. Wasser ist nötig; Holz gab es in der Umgebung reichlich. Das geht auch aus der alten Beschreibung hervor. Nach Pausanias befand sich am hier gelegenen See (Quelltopf mit Sumpf?) ein Eingang zur Unterwelt. Dieser Quelltopf hatte keinen Grund. Das stellte der römische Kaiser Nero bei seinem Besuch in Griechenland fest, der ihn auch nach Lerna führte. Es gab dort einen geheimnisvollen Kult, die Lernaeen, in der Kultstätte für Dionysos. Die Dionysischen Kulte sind bekannt dafür, dass sich die Teilnehmer berauschten oder berauscht wurden. Die »Köpfe« der Hydra, die Austrittsstellen des Wassers, ließen sich zwar zerschlagen, aber es kamen dann »zwei« nach. Wie bei austretendem Wasser üblich, wenn das Material durchlässig genug ist und es im Hintergrund einen großen Wasservorrat gibt. Ein »Kopf«, ein Hauptauslauf, war »unsterblich«. Dieser führte also immer Wasser. Die anderen konnten sich »niederlegen«, was heißt versiegen. Die Hydra kam aus einer Höhle. Also lag der Quelltopf nicht offen, sondern im Fels, wie das vielfach bei Karstquellen der Fall ist. Mit brennenden Pfeilen angeschossen, zischte die Hydra natürlich. Abgefackelt »verbrannte« sie und konnte sich nicht wieder regenerieren.
    Um welche Art von Wasser kann es sich dabei gehandelt haben? Gefährlich, für die Felder verwüstend und für das Vieh tödlich giftig muss es gewesen sein. Wäre es normales, gutes Süßwasser gewesen, hätten die Alten Griechen, die mit ihren Feldern und ihrem Vieh stets wasserbedürftig waren, die Quellen sicherlich verehrt. Dass die Vorstellung von Schlangenleibern aufkommen konnte, weist darauf hin, dass sich das austretende Wasser kanalartige Gebilde, Sinterröhren, geschaffen hatte. Es muss also sehr mineralhaltig gewesen sein. Eisensalze können die Röhren und Ablaufkanäle (blut)rot gefärbt haben. Blutlaugensalze wirken, je nach Konzentration, giftig. Auch arsenhaltiges Wasser kommt in Frage. Abgefackelt werden konnten Gase wie Methan (»Sumpfgas«) aus Fäulnisvorgängen oder als Erdgas und als petroleumhaltige Dämpfe. Flossen die Quellen zu stark, vergifteten sie die Felder und das Vieh. Eine von den Fackeln des Herakles ausgelöste Gasexplosion kann ein Zusammenbrechen von Höhlendecke und Wänden verursacht und die Quellen damit für eine gewisse Zeit verschüttet haben. Der Ausfluss kann nicht stark und anhaltend gewesen sein, sonst wäre das Tal

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