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Einhorn, Phönix, Drache: Woher unsere Fabeltiere kommen (German Edition)

Einhorn, Phönix, Drache: Woher unsere Fabeltiere kommen (German Edition)

Titel: Einhorn, Phönix, Drache: Woher unsere Fabeltiere kommen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josef H. Reichholf
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markiert. Die Sonne steht zu diesem Zeitpunkt am Südlichen Wendekreis, dem Wendekreis des Steinbocks, senkrecht. Bei unserer Sommersonnenwende ist dies der Wendekreis des Krebses.
    Zwar folgt die Einteilung der davon abgeleiteten Sternbilder, durch die sich die Sonne in ihrem auf- und absteigenden Bogen bewegt, der ägyptischen Astronomie, wie sie etwa um 500 v.Chr. dort praktiziert worden war. Aber sie war nicht eigenständig entstanden. Vielmehr bedienten sich die Alten Ägypter des astronomischen Wissens der vorausgegangenen Zeiten des Alten Reiches sowie der Kenntnisse der babylonischen und sumerischen Astronomie bzw. Astrologie. Denn schon in diesen frühen Hochkulturen hatte es die enge Verbindung von astronomischen Feststellungen und ihren Deutungen (Astrologie) gegeben. Das antike Griechenland übernahm die jahreszeitliche Einteilung des Zodiaks von den Ägyptern. Herodot berichtete im 5. vorchristlichen Jahrhundert davon und wies auch auf die Vorhersagen hin, die die Ägypter aus den Zeiten ableiteten, um die es sich im jeweilig konkreten Fall handelte:
    »Ferner ist von den Ägyptern auch zuerst festgestellt worden, welcher Monat und Tag den einzelnen Göttern heilig ist und welche Schicksale, welches Ende und welchen Charakter die an diesem oder jenem Tage Geborenen haben werden. (…) Und Vorzeichen haben die Ägypter weit mehr herausgefunden als alle anderen Völker. Wenn etwas Auffälliges geschieht, achten sie auf dessen Folgen und schreiben sie auf. Bei einem ähnlichen Vorfall in der Zukunft glauben sie dann, es müssten wieder die gleichen Folgen eintreten.«
    Dieses aus der Antike übernommene System der Einteilung des Jahres als Ablauf, der auf die Menschen von Geburt an wirkt, ersetzte als »himmlisches System« die alten Formen der Weissagung, wie sie bei den Römern oder den Germanen weit verbreitet und üblich waren. Allen rationalen Argumenten und Befunden zum Trotz hat sich der persönliche Bezug auf den Tierkreis in allen Schichten der Bevölkerung gehalten. Der Astrologie wird nicht selten mehr Glauben geschenkt als den Lehren der Kirche oder den Forschungsergebnissen der Wissenschaft.
    Man mag das dem unveränderten Hang der (aufgeklärten) Menschen zum Geheimnisvollen, zum Mystischen, zuschreiben oder einfach Aberglaube nennen. Erklärt werden dadurch weder die Astrologie noch die befremdliche Tatsache, dass winzigen Lichtpünktchen am Nachthimmel Bilder zugeordnet werden, die sich daraus wirklich nicht ergeben. Die Sterne, die für die verschiedenen Bilder gruppiert werden, ließen sich auf vielerlei Weise mit Linien verbinden oder in Bilder einfügen. Wem ein bestimmtes Sternbild, und sei es der Orion, nicht bereits als »Bild« vorgegeben wird, der wird ohne Vorkenntnisse bestimmt keinen »Wilden Jäger« mit Gürtel, Schwert und zwei Jagdhunden darin erblicken. Vermutlich kennen die allermeisten der Horoskopgläubigen unserer Zeit die Sternbilder am Nachthimmel auch gar nicht. Ich nehme an, dass wenigstens 90 Prozent der in einer sternklaren Nacht solcherart Befragten keines der zum Tierkreis gehörigen Sternbilder richtig angeben könnten. Allenfalls der Orion mag eine Ausnahme bilden – und ausgerechnet er gehört nicht zum Tierkreis. Schon mit dem Großen und dem Kleinen Wagen (Bären) und dem Polarstern haben die allermeisten Erwachsenen Probleme. Kinder, die aus Eigeninteresse zum Sternenhimmel hoch schauen, finden sich noch eher zurecht, wenn sie über Vorkenntnisse verfügen. Am schlechtesten schneiden meinen eigenen Tests zufolge ausgerechnet jene ab, die am meisten von den Sternzeichen halten: die Frauen.
    Seit Magnetkompass und elektronische Navigationsgeräte verfügbar sind, müssen nicht einmal professionelle Seefahrer die Sternbilder kennen, um sich an ihnen bei der Navigation zu orientieren. Denn diese »drehen« sich im Lauf der Nacht und des Jahres um den nördlichen bzw. südlichen Himmelspol, so dass man über kalendarische Kenntnisse verfügen muss, um sie auch nutzen zu können.
    Zugvögel können das. Sie beherrschen angeborenermaßen die Sternkompass-Orientierung. Im Nachtflug lassen sie sich aber meistens stärker von der Richtung der Kraftlinien des Erdmagnetfeldes als von der Position der Sterne leiten. Am Tag entnehmen sie dem polarisierten Sonnenlicht die Richtung, selbst wenn die Sonne nicht direkt zu sehen ist, weil sie von dichten Wolken verdeckt wird. Bei Fernflügen, die sie über Kontinente und Meere führen, liegt die Notwendigkeit solcher

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