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Einige sterben schneller! (German Edition)

Einige sterben schneller! (German Edition)

Titel: Einige sterben schneller! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hroch
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und Kindern. 'Dazu brauche ich aber noch Startkapital, denn Land und Maschinen sind gibt es auch in Brasilien nicht umsonst, wenngleich natürlich günstiger als in Europa' sagte er. 'Da kannst Du aber hier auf diesem Pott noch Jahrzehnte schuften, bis Du die Kohle zusammen hast' warf ich ein.
    Das war auch Jonny klar. Er hatte schon konkrete Pläne und Unterlagen für einen gut bezahlten Job. 'Ich geh auf eine Bohrinsel. Dort ist die Bezahlung gut und die Freizeit gut bemessen. Auf den europäischen Bohrinseln wird nach dem 16/24 Tage Schema gearbeitet, also 16 Tage Arbeit am Stück, dann 24 Tage frei. 'Ist in Brasilien nicht ganz so gut, dort wird meist im zeitgleichen Rhythmus gearbeitet, aber auf den Bohrinseln gibt es wenigstens mehr Freizeitaktivitäten wie hier. Z.B. Billard und Fitnessräume und die Fahrten zur Bohrinsel und zurück an Land trägt auch die Firma'. Im warmen Klima auf einer Bohrinsel zu arbeiten ist sicher auch angenehmer wie im Schneesturm und bei Minusgraden sich den Schwanz abzufrieren'. 'Ich hab ein Stellenangebot von United Petrol aus Aracaju in Brasilien, dort suchen Sie Bohrkräfte mit technischer Erfahrung. Schlosser, Mechaniker usw. sind da immer willkommen', resümierte Jonny und zeigte mir stolz ein Schreiben der Bohrfirma.
    'Wie viel ist denn gute Bezahlung' ?, fragte ich. 2.800.-- US-Dollar pro Monat. Ohne Abzüge! Kommst Du mit'? fragte er. Hilfskräfte oder Köche brauchen die bestimmt auch, bist da auch nicht allein in der Küche, denn die Besatzung auf den Bohrinseln beträgt meist etwa 100 Personen oder sogar mehr' spach er.

    Gut vorbereitet war Jonny schon und das Ganze hörte sich viel versprechend an. Farmer wollte ich zwar nicht werden, denn mit Landwirtschaft hatte ich noch nie etwas am Hut, aber ich könnte mir vorstellen mein Geld später mit Touristen zu verdienen. Mit einer kleinen Pension oder Bar, als Tourenguide, Verleih von Jetski. Irgendetwas in der Art und mit meinem knappen 14.000.-- Euro aus dem Raub, also umgerechnet etwa 20.000.-- US-Dollar käme ich nicht weit. 'Ich bin dabei', sagte ich freudig. 'Wie weit ist es von unserem Zielhafen Ponte da Madeira zu den Bohrinseln nach Aracaju? 'Etwa 1.700 km, schaffen wir in einer guten Woche mit dem Bus. Sieh es als Urlaub an' grinste Jonny, der wohl froh war nicht allein fahren zu müssen und einen Weggefährten zu haben.

    Ich beschloss meine mageren Erdkundekenntnisse etwas aufzubessern und insbesondere näheres über Brasilien und Südamerika in Erfahrung zu bringen. Mit freiem Internet und dem Lexikon Wikipedia wäre das schnell und einfach gewesen, hier auf dem Schiff musste ich auf die englischsprachige Bibliothek zurückgreifen. Ging auch, zu meiner Schul- und Studienzeit musste ich auch noch dieses veraltete Verfahren zur Informationsbeschaffung benutzten.
    Brasilien war das fünftgrößte Land der Erde mit knapp 200 Mio. Einwohnern und nahm etwa die Hälfte der Fläche von ganz Südamerika ein. Die Landeswährung war der Real, aber auch US-Dollar waren ein gängiges Zahlungsmittel.
    Leider ergaben sich gewisse Unterschiede zu meinen bisherigem Bild von Brasilien. Es gab zwar immer noch die Strandschönheiten, die aber trotz des VW-Werkes nicht deutsch, sondern portugiesisch sprachen. Englisch verstanden nicht all zu viele Bewohner, wohl auch weil das Bildungs- und Schulsystem nicht die Qualität wie in Westeuropa hatte und die meisten Bewohner nur einfache oder gar keine Schule besucht hatten. Die Regierung arbeitete mit Hochdruck an einer Anhebung des Bildungsstandards, was aber an der derzeitigen Situation nicht viel änderte. Erschreckend hoch war auch die Kriminalitätsrate. In den größeren Städten war Mord und Raub an der Tagesordnung und es wurde dringend abgeraten einen Fuß in die Favelas, die Armenviertel der Großstädte zu setzen. Dort traute sich die Polizei kaum noch hin.

    Trotz dieser kleinen Nachteile freuten Jonny und ich uns schon auf Brasilien und beschlossen am Ankunftstag erst einmal richtig einen drauf zu machen. Wir hatten uns das schließlich mehr als verdient.

    Kapitel 36: Willkommen in Brasilien

    Fast auf den Tag genau wie vorausberechnet erreichte am Dienstag, den 2. April 2004 unser Containerfrachter Loderunner den Frachthafen Porte da Madeira an der Atlantikküste im Nordwesten von Brasilien. Ich übergab die Küche sauber mit einer Inventurliste der restlichen Lebensmittel an den Kapitän und erhielt einen Lohn-Scheck sowie meinen Ausweis zurück.
    Mein Kumpane Jonny

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