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Einige werden überleben

Einige werden überleben

Titel: Einige werden überleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Algis Budrys
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griff hinter sich, um das Küchenfenster zu öffnen. Er drückte langsam gegen den Rahmen. Der Riegel glitt mit einem gedämpften Geräusch aus seiner Führung.
    „Bitte.“
    Das Echo im Flur verzerrte die Stimme. Sie war verängstigt und eindringlich. Hastig zog Garvin seine Hand von dem Fenster weg.
    Er war wieder ruhig. Der Mann sagte nichts mehr, aber der zitternde Klang seiner Stimme klang noch in Garvins Gedanken nach.
    Plötzlich verstand er, wie er sich fühlen würde, wenn er unerwartet in einer fremden Wohnung gefangen wäre. Hinter jeder Ecke könnte der versteckte Tod lauern, jeder Schritt mochte seine drastischen Konsequenzen haben. War die erbärmliche Hoffnung auf mögliche Beute, die man wegschleppen könnte, das Grauen vor unbekannten tödlichen Gefahren wirklich wert?
    Er öffnete das Fenster ein wenig weiter.
    „Bitte! Nicht! Ich …“ Die Worte sprudelten hastig aus dem halbdunklen Gang. „Ich … es tut mir leid! Ich hatte Angst …“
    Garvins Mund verzog sich zu einem reflexartigen Grinsen. Wenn der Mann tatsächlich annahm, daß Garvin irgendwie außen aus dem Haus an der glatten Mauer von Fenstersims zu Fenstersims klettern wollte, dann mußte er in einem Zimmer sein, in dem er für einen solchen Angriff verletzlich war.
    Im Bad konnte er demnach nicht sein. Das große Schlafzimmer lag an der Ecke der Wohnung. In der Zeit, die jemand brauchte, um an der Außenmauer des Hauses entlangzuklettern, könnte man leicht zahlreiche Gegenmaßnahmen treffen, um mit der Situation fertig zu werden. Der Mann mußte in dem kleinen Schlafzimmer neben dem Wohnzimmer sein. Und er mußte sich außerdem in der Nähe der Tür aufhalten.
    Die Tür zu dem kleinen Schlafzimmer saß glatt in der Wand und ging nach links auf. Wenn das Zimmer verteidigt werden sollte oder wenn man in den Flur schießen wollte, mußte die Tür ganz geöffnet sein. Darum waren Hand und Arm, wahrscheinlich auch das Gesicht des Mannes, ungedeckt.
    Der Mann mußte seine Stellung halten, in der er den Gang kontrollieren konnte. Wenn es Garvin schaffen könnte, im Flur freies Schußfeld zu bekommen, dann war der andere Mann in einem Raum ohne Ausgang gefangen.
    Aber der Flur war dunkel, während das Wohnzimmer ein großes Fenster hatte. Es wäre für Garvin Selbstmord gewesen, in sein Licht hinauszutreten.
    Er dachte noch einmal an Margaret. Er unterdrückte den dringlichen Wunsch, nach ihr zu rufen. Wenn der andere Mann nicht wußte, daß sie da war, dann war das ein Vorteil für Garvin.
    Mit grimmigem Gesicht ließ Garvin so laut wie möglich den Verschluß der Mauser schnappen. Das Geräusch sollte wie das Gleitgeräusch des Fensterriegels seinen unbekannten Gegner noch weiter in Panik bringen. Er hatte schon eine Patrone in der Kammer gehabt. Er warf sie sorgfältig in seine Hand aus und steckte sie in seine Tasche. Er stieß das Fenster ganz auf und knallte den Riegel gegen den Anschlag.
    „Bitte! Hör mir zu!“ Die panikerfüllte Stimme begann wieder. „Ich will dein Freund werden.“
    Garvin hörte auf.
    „Hörst du zu?“ fragte der Mann zögernd.
    Aus dem Schlafzimmer war kein Geräusch einer Bewegung zu hören. Der Mann hielt seine Stellung an der Tür. Garvin fluchte lautlos und gab keine Antwort.
    „Ich habe seit Jahren mit niemandem mehr gesprochen. Noch nicht einmal jemanden angebrüllt oder auf jemanden geflucht. Seit sechs Jahren mache ich nichts anderes, als gegen Leute zu kämpfen. Schießen, laufen. Ich habe mich nicht bei Tag auf die Straße getraut.
    Das ist es einfach nicht wert. Es ist es einfach nicht wert, am Leben zu bleiben. Nachts Läden durchwühlen. Wie ein Tier Mülleimer durchwühlt.“ Die zitternde Stimme war voll verzweifelter Abscheu.
    „Hörst du zu?“
    Garvins Gesicht in seinem Versteck verdüsterte sich, und er nickte. Er dachte an die seltsame Nähe, in der er sich zu jenem Mann gefühlt hatte, der den Heckenschützen in der U-Bahn getötet hatte. Der Spiegel an der Ecke der Treppe war ein Versuch gewesen, wenigstens einen kleinen Teil seiner Umgebung ein bißchen weniger gefährlich zu machen. Als der Heckenschütze ihn zerschlagen hatte, bedeutete das, daß es immer noch Leute gab, die bereit waren, wegen eines Rucksacks, in dem vielleicht etwas zu essen war, jemanden umzubringen.
    „Bitte“, sagte der Mann im Schlafzimmer. „Du mußt das verstehen, warum ich … warum ich hergekommen bin. Ich mußte jemanden finden, mit dem ich reden kann. Ich habe mir aus der Verwaltung der

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