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Einige werden überleben

Einige werden überleben

Titel: Einige werden überleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Algis Budrys
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Stuyvesant-Siedlung einen Nachschlüssel geholt. Ich wollte mir eine Wohnung für mich selber suchen. Ich wollte mich mit meinen Nachbarn anfreunden.“
    Garvin zuckte mit den Mundwinkeln. Er konnte sich einen Versuch vorstellen, mit der tödlichen Stille und bewaffneten Isolation vor den Wänden dieser Wohnung Kontakt anzuknüpfen.
    „Kannst du nicht irgend etwas sagen?“ fragte der Mann in Panik.
    Garvin schabte mit dem Lauf seiner Mauser am Fensterrahmen, als würde ein bewaffneter Mann anfangen, auf eines der nichtexistenten Fensterbretter hinauszuklettern.
    „Nein! Denk doch mal nach! Wie viele Nahrungsmittel, an die man herankommt, sind denn noch da? In den Lagerhäusern sind doch ganze Banden, die niemanden heranlassen. Gewehrmunition wird schon knapp. Wie lange können wir denn noch so weitermachen? Wir kämpfen um eine Büchse Erbsen, und für ein neues Hemd bringen wir uns um. Wir müssen uns organisieren, System in die Sache bringen, versuchen, eine Art Regierung aufzurichten. Seit der Seuche sind jetzt sechs Jahre vergangen, und seitdem ist nichts getan worden.“
    Der Mann hörte einen Augenblick auf zu sprechen. Garvin lauschte nach dem Geräusch einer Bewegung, aber es kam keines.
    „Es … es tut mir leid, daß ich auf dich geschossen habe. Ich hatte Angst. Jeder hat Angst. Keinem vertraut man. Wie denn auch?“
    Reden, reden, reden! Was hast du mit Margaret angestellt, verdammt noch mal?
    „Aber bitte … bitte vertrau mir.“ Die unsichere Stimme war nahe daran zu brechen. „Ich will dein Freund sein.“
    Der Mann hatte trotz seiner Angst offensichtlich nicht vor, sich von seinem Standort fortzubewegen, bis er völlig sicher war, daß Garvin auf den Fenstersims hinausgeklettert war. Und selbst dann … Garvin stellte sich den Mann vor, wie er sich zitternd an die Tür lehnte, unsicher, ob er fliehen oder bleiben sollte, wie er den Flur beobachtete, ständig auf dem Sprung, bei dem Geräusch von zerbrechendem Glas herumzufahren.
    Jetzt hatte er Angst. War das vorher aber auch schon so? Hatte das Grauen erst dann seine Stimme zum Zittern gebracht, nachdem der eine Schuß daneben gegangen war und die Falle, die er sich selbst gestellt hatte, zugeschnappt war? Was war mit Margaret geschehen?
    Garvin ging zurück zur Küchentür.
    „Komm raus!“ sagte er.
    Von der Schlafzimmertür kam ein Seufzer, ein rauhes Ausatmen, das vielleicht Erleichterung bedeutete. Die Schuhe des Mannes schlurften auf dem Linoleum des Schlafzimmerbodens, und sein Absatz stieß gegen die Türschwelle. Er kam in die Halle hinaus. Er war sehr dünn, und seine eingesunkenen Augen hoben sich gegen sein blasses Gesicht dunkel ab.
    Garvin zielte mit der Mauser auf seine Brust und schoß zweimal. Der Mann drückte seine Hände gegen den Körper und fiel in das Wohnzimmer.
    Garvin sprang vor und sah auf ihn herab. Er war tot.
    „Matt!“ Die Tür des Flurschranks schlug gegen die Wand, und Margaret schlug ihre Arme um Garvin. Einen Augenblick lang biß sie ihm in die Schulter. „Ich habe gehört, wie er mit dem Schlüssel herumgefummelt hat. Ich wußte gleich, daß du es nicht bist, und zum Schlafzimmer war es zu weit.“
    Garvin steckte seine Pistole in das Halfter zurück und drückte sie an sich. Sie weinte, und er spürte das verkrampfte Zucken ihres Körpers. Der Flurschrank stand fast direkt gegenüber der kleinen Schlafzimmertür. Sie hatte sich nicht einmal getraut, ihn zu warnen, als er hereinkam.
    Über Margarets Schulter sah er noch einmal auf den Mann herab. Er hielt in einer Hand einen Colt umklammert, den er sich von der Leiche eines Polizisten geholt haben mußte.
    „Du armer Teufel!“ sagte Garvin zu der Leiche. „Du hast mir zu sehr vertraut.“
    Margaret sah auf. Ihr Gesicht war ebenso blaß wie das des Mannes, als er in Garvins Schüsse hineingelaufen war. „Matt! Sei ruhig! Du konntest nichts anderes tun.“
    „Er war ein Mensch – ein Mensch wie ich. Er hatte Angst und bettelte um sein Leben“, sagte Garvin. „Er hat sich gewünscht, daß ich ihm vertraue, aber ich hatte zuviel Angst, um ihm zu glauben.“ Er schüttelte sich heftig. „Ich kann ihm immer noch nicht glauben.“
    „Du konntest nichts anderes tun, Matt“, wiederholte Margaret eindringlich. „Du konntest schließlich nicht wissen, was 1; i mir los war. Du hast es selbst gesagt. Wir leben so, wie wir müssen, nach Regeln, die wir selbst herausfinden mußten. Er war im Haus eines anderen Mannes. Er hat die Regeln verletzt.“
    Garvins

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