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Einige werden überleben

Einige werden überleben

Titel: Einige werden überleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Algis Budrys
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hinaufging, waren die Ledersohlen seiner Schuhe als regelmäßiges Geräusch zu hören. Er war immer noch nicht völlig entspannt. Er versuchte, neben dem Geräusch seiner Schritte Laute zu identifizieren, die von einer weiteren Person im Treppenhaus stammen könnten. Bisher hatte allerdings in dem Haus selbst kein Angriff stattgefunden, obwohl in den über fünfzig Apartments des Hauses noch andere Leute wohnten. Es mußte wohl zwischen den Familien eine Art gegenseitiger Respekt vorhanden sein. Die Vorstellung, in den verwinkelten Korridoren kämpfen zu müssen, in dem jede geschlossene Tür eine tödliche Falle sein konnte, war nicht gerade anziehend. Besonders das Treppenhaus war die einzige Verbindung mit der Außenwelt. Nur ein Psychopath hätte es riskiert, diesen Weg zu blockieren. Er erreichte sein Stockwerk und betrat den Flur nur noch mit einem Mindestmaß an Vorsicht. Er überquerte den Flur zu seiner Wohnung, schloß die Tür auf, steckte seine Pistole in das Halfter und ging hinein.
    Der Schuß krachte aus dem Gang bei den Schlafzimmern und peitschte gegen den Türrahmen aus Metall neben ihm.
    Garvin sprang zur Seite und landete mit einem dumpfen Aufprall auf dem Küchenboden. Seine Finger schlugen gegen den Griff seiner Pistole, schlossen sich darum, und die Waffe lag in seiner Hand. Er zog seine Beine blitzschnell zur Seite, und er rollte und zog sich hinter den Herd. Sein Atem pfiff in unregelmäßigen Zügen durch Nase und Mund.
    In der Wohnung war kein Laut zu hören. Er drehte seinen Kopf von einer Seite zur anderen, um ein Geräusch aufzufangen, eine Hand auf einem Türgriff, einen Schritt auf dem Linoleum, irgend etwas, das ihm verraten würde, wo sein Angreifer war.
    Er hörte nichts.
    Die Küche lag neben der Eingangstür zu der Wohnung. Dahinter lagen die Eßnische und das Wohnzimmer und dahinter zwei Schlafzimmer, deren Türen sich zu dem Gang öffneten, der durch das ganze restliche Apartment verlief. Das Bad befand sich am Ende dieses Ganges. Seine Tür lag der Wohnungstür direkt gegenüber. Der Mann konnte aus beiden Schlafzimmern oder dem Bad selbst geschossen haben.
    Wo war der Mann, und wo war Margaret? Garvins Hand umfaßte den Pistolengriff so fest, daß seine Knöchel knackten. Sein Gesicht wirkte in seiner völligen Ausdruckslosigkeit beinahe intelligenzlos.
    Garvin bewegte sich mit schußbereiter Pistole vorwärts, bis er von der Küchentür kaum noch gedeckt war. Er dachte angestrengt nach, um seine Eindrücke von dem Angriff zu rekonstruieren.
    Der Schuß war im Gang abgefeuert worden. Hatte der Mann sich danach bewegt? Es war unmöglich zu entscheiden, wie weit zurück er gestanden hatte. Er versuchte, sich zu erinnern, ob da noch ein Geräusch gewesen war. Nein, entschied er sich. Von wo aus der Mann auch geschossen hatte – er war auch jetzt noch dort.
    Was war mit Margaret passiert? Sein Kiefer verkrampfte sich, als er sich die Möglichkeiten vorstellte.
    Sie hatte vielleicht versucht, ihn zu erschießen, als er hereinkam, falls sie die Pistole in Reichweite gehabt hatte. Wenn nicht, dann war sie vielleicht noch irgendwo in der Wohnung versteckt und wartete darauf, daß Garvin heimkam. Wenn der Mann aber in die Wohnung eingedrungen war, ohne daß sie es gemerkt hatte …
    Die Möglichkeiten waren nicht abzusehen, sagte er sich wild. Ganz gleich, was geschehen war, jetzt konnte er auf jeden Fall nichts mehr daran ändern. Wenn sie sich noch versteckt hielt, mußte sie selbst entscheiden, wie sie sich verhalten sollte.
    In der Wohnung war noch immer kein Laut zu hören.
    Wie lange war der Mann schon hier? Wenn Margaret noch am Leben war und der Mann sie nicht gefunden hatte, würde er dann auf sie stoßen, wenn er aus seinem Versteck in ein anderes Zimmer wechseln mußte? Ihre Pistole war wahrscheinlich in dem größeren Schlafzimmer. War sie vielleicht dort und wartete darauf, daß sie die Chance für einen Schuß bekam?
    Er konnte sich auf nichts verlassen, das ihm helfen könnte. Er hatte mit Margaret zusammen all die Tricks gelernt, die man zum Leben in New York brauchte. Er mußte sich so verhalten, als könne er sich darauf verlassen, daß sie wußte, was sie zu tun hatte. Aber er war sich nicht sicher.
    Immer noch herrschte Ruhe. Er mußte den Mann dazu bringen, sich zu bewegen, damit er eine Ahnung bekam, wo er war. Außerdem brauchte er seine Bewegungsfreiheit. Er nahm die Magnum von der Schulter und stellte sie sorgfältig weg.
    Garvin ging lautlos zurück und

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