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Einige werden überleben

Einige werden überleben

Titel: Einige werden überleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Algis Budrys
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Mund wurde zu einem dünnen Schlitz. Er konnte seinen Blick nicht von dem Toten losreißen. „Mit Regeln kennen wir uns aus“, sagte er. „Das arme Schwein hat jemanden gehört, deshalb hat er auf mich geschossen. Was sollte ich schon machen? Jemand hat in meinem eigenen Heim versucht, mich umzubringen. Danach war es eigentlich egal, was er gesagt oder getan hat oder was ich davon gedacht habe. Ich mußte ihn umbringen. Egal wie.“
    Er löste sich von Margaret und stand einen Augenblick neben ihr. Er überlegte, was er jetzt tun sollte, und er bewegte seine Arme voller Ungeduld. Dann ging er los, als wollte er aus einer unsichtbaren Schale ausbrechen. Das Echo seiner Schritte klang laut durch den Flur. Er kam aus dem Schlafzimmer zurück. In seiner geballten Faust hielt er ein Bettuch.
    „Matt, was machst du denn?“ fragte Margaret. Sie flüsterte es fast. Mit fragenden Augen versuchte sie, seine Absicht aus seinem Gesichtsausdruck abzulesen.
    Er bückte sich und faßte den Toten unter die Arme. „Ich stelle nur das Schild ‚Zutritt verboten’ auf.“ Er schleifte die Leiche zum Wohnzimmerfenster, verknotete das Bettuch an dem Metallfensterrahmen und wickelte den Rest des Bettuches um die Brust der Leiche. Er ließ gerade noch soviel frei, daß man den baumelnden Kopf nicht sehen konnte. Dann hängte er die Leiche aus dem offenen Fenster.
    Garvin drehte sich um. Plötzlich schienen sich alle seine Muskeln zu verkrampfen. „Hoffentlich lassen sie sich davon abschrecken. Ich hoffe, so etwas muß ich nie wieder tun.“ Selbst aus der Entfernung konnte Margaret erkennen, daß er zitterte.
    „Wenn ich muß, werde ich es wieder tun“, sprach er weiter. „Wenn noch mehr kommen, bringe ich sie um. Mit der Zeit werde ich mich daran gewöhnen. Ich schieße sie nieder, wenn sie Kinder im Arm halten. Ich nehme ihre eigenen weißen Fahnen und hänge sie neben dem da auf. Ich kümmere mich nicht darum, was sie sagen. Weil man ihnen nicht vertrauen kann. Ich weiß genau, daß man ihnen nicht vertrauen kann – weil ich weiß, daß sie mir auch nicht vertrauen können.“
    Er hörte auf zu reden, drehte sich um und sah Margaret an. „Ist dir klar, was das arme Schwein wollte? Weißt du, an wen er mich erinnerte? An mich, an Matt Garvin, den Mann, der ein Plätzchen haben wollte, an dem er in Frieden leben kann.“
    „Matt, ich weiß, was er gesagt hat, er …“
    „Hallo, hallo, ihr da drinnen!“ Verschwommen drang die Stimme in die Wohnung. Ihr folgten laute Klopfzeichen von der Wand, die das Apartment vom nächsten trennte.
    Margaret verstummte und stand still, aber Garvin schlich auf leisen Sohlen zu der Wand.
    Das Klopfen fing wieder an. „Ihr da! Nebenan. Was ist das für ein Krach?“
    Garvin hörte, daß Margaret etwas sagen wollte. Er erhob seine Hand zu einer beruhigenden Geste und legte sein Ohr an die Wand. Seine rechte Hand senkte sich und berührte das Halfter der Mauser.
    „Ich warne euch.“ Er konnte die Stimme jetzt deutlicher hören. „Sagt etwas, oder ihr kommt da nicht lebend raus. Mit meinen Nachbarn bin ich verdammt wählerisch. Wenn ihr meine alten Nachbarn umgelegt habt, dann könnt ihr sicher sein, daß ihr von der Wohnung nicht lange was habt.“
    Garvin öffnete seinen Mund. Er hatte natürlich gewußt, daß dort jemand wohnte, aber bis jetzt war noch kein Wort gefallen.
    „Na?“ Die Stimme wurde ungeduldig. „Ich habe euch in der Hand. Meine Frau steht zur Zeit draußen im Flur und deckt eure Haustür mit einer Pistole. Und ich kann verdammt schnell Dynamit besorgen.“
    Garvin zögerte. Damit würde der andere Mann einen Vorteil haben.
    „Beeilt euch!“
    Ihm blieb keine Wahl. „Alles klar!“ sagte er endlich. Er sprach laut genug, damit der andere ihn hören konnte. „Hier war jemand drin. Aber wir sind mit ihm fertig geworden.“
    „So ist es schon besser“, sagte der andere Mann, aber seine Stimme klang noch immer mißtrauisch. „Jetzt will ich etwas von deiner Frau hören.“
    Margaret ging zu der Wand hinüber. Sie sah fragend zu Garvin, der widerwillig nickte. „Na los!“ sagte er.
    „Hier spricht Margaret Garvin. Wir … uns geht es gut.“ Sie hielt kurz inne und schien dann eine Entscheidung zu treffen. Hastig sprach sie weiter. „Mein Mann heißt Matt. Wie heißt ihr?“
    Das war nicht recht. Garvin runzelte die Stirn. Das kam zu sehr einer Verletzung der stillen Abgeschlossenheit nahe, die jetzt schon so lange Bestand hatte. Die Menschen waren keine Brüder

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