Einige werden überleben
Mund, um daraus zu trinken. Sie saßen wortlos zusammen, bis Gus endlich die leere Tasse auf den Tisch stellte.
„Kalt heute“, sagte er.
„Ich wäre fast erfroren im Bett. Ich habe vergessen, den Ofen vollzupacken“, gab Matt zur Antwort.
Berendtsen seufzte tief. Er stand auf und nahm sein Gewehr in die Hand. Aus der Tasche seiner Windjacke zog er ein viereckiges Stück weißen Tuches und band es mit zwei Ecken an den Gewehrlauf.
„Hast du deins?“ fragte er.
„Drinnen.“ Matt senkte seinen Kopf zu der Wohnung. „Weiß Carol, was du machst?“
Berendtsen schüttelte den Kopf. „Margaret?“
„Nein.“
„Eigentlich hätten wir es ihnen erzählen sollen“, sagte Gus. „Ich hatte damit begonnen, es Carol zu sagen, aber ich konnte es dann doch nicht … Ich überlegte mir, daß es doch keinen Einfluß auf das haben würde, was passieren wird. Da kann sie so doch wenigstens noch eine Nacht gut schlafen, habe ich mir gedacht.“ Er lächelte dünn. „Habe kalte Füße gekriegt.“
Matt nickte. „So ist es.“ Er ging zu der Tür. „Ich auch. Na ja, bringen wir es hinter uns.“
Sie gingen durch Matts Apartment hinaus und überprüften die Positionen der anderen Männer an den Fenstern, von denen aus man das gegenüberliegende Gebäude unter Feuer nehmen konnte. Danach gingen die beiden Feiglinge hinaus in die Kälte.
Sie stellten sich mitten auf den Zufahrtsweg, der das andere Gebäude von ihrem trennte. Dort blieben sie stehen und sahen die kahle Außenwand empor.
Garvin wechselte mit Gus einen Blick. „Was machen wir jetzt?“ fragte er.
Berendtsen zuckte die Achseln. Er hielt sein Gewehr mit der weißen Fahne deutlicher nach oben. Matt tat das gleiche. Schließlich warf Gus seinen Kopf zurück und rief: „Hallo! Hallo, ihr dort drinnen!“
Das Echo erstarb langsam, aber nichts bewegte sich.
„Hallo! Conner! Wir wollen mit dir reden!“
Irgendwo in den Reihen von Glas mußte sich ein Fenster langsam geöffnet haben.
Jemand hinter ihnen, in ihrem eigenen Haus, schoß zuerst, aber das änderte nichts mehr. Es war nicht die Ursache, sondern ein verzweifelter Versuch, das Gewehrfeuer zu verhindern, das plötzlich aus einem halben Dutzend Fenstern hervorbrach.
Obwohl Matt halb befürchtet hatte, daß es so kommen würde, war es für ihn ein Schock, das Gewehrfeuer losbrechen zu sehen und zu spüren, wie plötzlich sein rechtes Bein unter ihm zusammenknickte. Er fiel auf dem Zufahrtsweg auf die Seite. Sein Kopf schlug gegen den Asphalt. Für einen verzweifelten Augenblick, der ihm verhängnisvoll lang erschien, war er völlig bewegungsunfähig. Als dann endlich das heftigere Feuer seiner eigenen Leute die feindlichen Schützen in die Deckung zurückzwang, konnte er endlich den Schutz eines Autos erreichen, indem er Gus’ toten Körper als Kugelfang benutzte und ihn vor sich herschob. Blutend und frierend blieb er dort bis zum Abend. Sein Blick ruhte unverwandt auf dem Gesicht des toten Berendtsen. Im Verlauf dieses langen Tages nahm sein Gesicht allmählich einen Ausdruck an, den es noch hatte, als seine Männer ihn endlich holen konnten, und dieser Ausdruck blieb in seinen Augen bis an sein Lebensende. Und immer wieder sollte dieser Ausdruck in seinem Gesicht aufflammen und die Menschen um ihn leiser sprechen lassen.
In seinem unruhigen Schlaf hörte Garvin die ganze Zeit das Schluchzen. Es wurde lauter, brach ab, wurde leiser und schien im Rhythmus dem fiebrigen Klopfen in seinen Adern zu folgen. Ab und zu, wenn er sich schüttelte oder seine Zähne zusammenbiß, um gegen den Schmerz in seinem Bein anzukämpfen, hörte er, wie Margaret versuchte, Carol zu trösten. Einmal brachte er selbst die Worte hervor: „Immer mit der Ruhe, Ted. Ich erkläre es dir später. Paß in der Zwischenzeit auf deine Mutter auf.“ Er sagte es zu einem verwirrten und verängstigten Kind. Vor allem jedoch konnte er dem Bild nicht entkommen, das sich in sein Gehirn eingegraben hatte, dem Bild von Gus’ hingestrecktem Körper …
Als er nach siebzehn Stunden wieder vollständig erwachte, hatte er den Schock überwunden. Sein Bein tat zwar noch weh, aber die Wunde war sauber geblieben, und Knochen waren nicht verletzt worden. Er setzte sich auf und sah sich um.
Margaret saß auf einem Stuhl neben seinem Bett und beobachtete ihn schweigend. Er nahm sie sanft bei der Hand. „Wo ist Carol?“
„Sie ist zu Hause und schläft. Mrs. Potter kümmert sich um sie. Ted ist bei Jimmy.“ Ihr Gesicht
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