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Einige werden überleben

Einige werden überleben

Titel: Einige werden überleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Algis Budrys
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wirkte wie eingefroren, und ihr Ausdruck war nicht zu entziffern.
    „Was hast du mit den Leuten vor?“ fragte sie.
    Er sah sie fragend an. Seine Gedanken waren noch nicht ganz klar, so daß er nicht verstand, was sie meinte.
    „Welche Leute?“
    Sie hatte sich bis dahin unter eiserner Kontrolle gehalten. Jetzt aber brach es in charakteristischer Art aus ihr heraus.
    „Diese Wilden!“ Ihr Gesicht war immer noch unbewegt. Nur ihre Lippen regten sich, aber ihre Stimme peitschte wie Klavierdraht, den man für eine Peitschenschnur benutzt. „Solche Leute sollten einfach nicht am Leben bleiben. Leute, die so etwas fertigbringen!“
    Garvin holte tief Luft und ließ sie langsam aus sich heraussickern. Er schloß seine Augen einen Augenblick, als eine Welle von Schmerz von seinem Bein aus hochstieg. Was konnte er ihr sagen?
    Daß Menschen nicht aus freiem Willen Wilde wurden? Sie hatte schon vergessen, was es für die Leute in der Gegend bedeutete, die sich nicht zusammengeschlossen hatten, mit bewaffneten Plünderergruppen in Konkurrenz zu treten.
    Sein Kopf war jetzt klar geworden. Er hatte sich eine andere Lösung für das Problem Conner überlegt.
    Er dachte an Margaret, aber auch an Carol und den jungen Ted, der in dieser Welt groß werden mußte und die Arbeit eines Mannes in ihr zu tun hatte, und er war froh, daß sein nächster Schritt so und nicht anders aussehen würde.
    Er drückte Margarets Hand. „Ich kümmere mich darum“, sagte er düster.
     
    Ungeschickt, von seinen Bandagen gehindert, rannte Garvin mit seinen Männern über den Zufahrtsweg. Der enge Zwischenraum zwischen den beiden Gebäuden dröhnte und hallte von dem Kugelhagel wider, der von den Gewehren der Feinde und der Wache ausging, die ihnen den Rücken deckte und Feuerschutz gab. Vor sich hörte er das unterbrochene und viel leichtere Feuer seiner Vorhut, die den Keller des feindlichen Hauses ausräumte. Er schwankte unter dem Gewicht der Dynamitstangen, die er und seine Männer in Säcken mitschleppten.
    Holland, der neben ihm rannte, griff ihm unter den Arm. „Schaffst du es, Matt? Wir hätten das auch ohne dich geschafft.“
    Garvin spuckte ein Lachen aus. „Ich muß es selbst zünden.“ Er rannte um die Hausecke und humpelte hastig zu dem Eingang, der zum Keller führte. Einige der Männer mußten dort schon dabei sein, die Ladungen an den Stützpfeilern und tragenden Wänden anzubringen.
     
    Margaret starrte ihn ungläubig an. „Matt! All die Leute! Du hast all die Leute umgebracht, bloß weil ich gesagt habe …“
    Er stand wortlos im Wohnzimmer. Seine Blicke verschwammen jedesmal, wenn ihn wieder eine neue Welle des Schmerzes überschwemmte. Seine Schultern hingen herab, und der leere Sack wurde von seiner Hand umklammert. Er rieb sich müde die Augen.
    „Matt, du hättest nicht auf mich hören sollen. Ich war aufgeregt. Ich …“
    Es wurde ihm klar, daß er schwankte, aber er versuchte nicht so sehr, sich zusammenzunehmen, wie er es getan hätte, wenn jemand von seinen Leuten dabeigewesen wäre.
    „Ich habe es nicht getan, weil du irgend etwas gesagt hast“, versuchte er zu erklären. Die Worte verschwammen in seinem Mund. „Ich habe es getan, weil sonst nichts anderes übrigblieb. Ich mußte es befehlen und selbst dabei sein, weil ich die Verantwortung trage.“
    „Du mußtest all diese Leute umbringen?“
    „Weil es noch mehr gibt. Schau doch mal aus dem Fenster, aus irgendeinem Fenster, von dem aus du die Reste dieser Stadt sehen kannst, die Häuser, die noch stehen.“
    „Nein, Matt, das kann ich nicht.“
    „Wie du willst.“ Er ließ sich in einen Stuhl fallen und starrte auf den klebrigen Fleck auf seinem Hosenbein. In seiner Müdigkeit wünschte er, daß Gus derjenige gewesen wäre, der etwas hinter ihm stand, statt umgekehrt.
    Wieder wurde es Nacht. Garvin stand an einem Fenster und sah hinaus.
    „Heiliger Abend, Jack“, sagte er zu Holland, der ebenso hinaussah.
    „Ja, Sir.“
    Matt knurrte halb bedauernd: „Es kommt dir sinnlos vor, Jack, oder?“
    Holland zögerte und runzelte unsicher die Stirn. „Ich weiß nicht so recht. Irgendwie weiß ich es schon, ich meine, es gab gute Gründe dafür. Aber trotzdem …“ Er sah schnell zu Garvin hinüber. Er fragte sich offensichtlich, ob es ratsam war, weiterzureden.
    Garvin lachte wieder, dieses Mal unbeschwerter. „Ich freß dich schon nicht auf, bloß weil du mir sagen willst, daß du es nicht richtig findest, was wir gemacht haben. Das ist immer noch

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