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Einige werden überleben

Einige werden überleben

Titel: Einige werden überleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Algis Budrys
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eine freie Republik.“ Er zeigte zu den dunklen Gebäuden hinüber, und sein Gesicht verzog sich vor Bedauern. „Da draußen ist es aber noch keine. Aber das ist das gleiche wie damals, als Gus und ich an die Wand bei deinem Vater geklopft haben, um ihm zu sagen, welche Wahl er hat – genauso wie Gus bei mir an die Wand geklopft hat. In der Nacht nach dem Hinterhalt hatte Gus unrecht. Er hatte recht, aber falsch war es trotzdem. Wir können sie dazu zwingen, es so zu machen, wie wir es uns vorstellen – indem wir lauter klopfen, als es Gus sich jemals vorgestellt hat.“ Er drehte sich um und legte Holland die Hand auf die Schulter.
    „Du kümmerst dich vielleicht besser um die Wache unten, Jack.“
    Er sah auf die mondbeschienenen Trümmer hinunter, die einmal das Nachbarhaus gewesen waren. Er konnte das Schild vor sich sehen, das auf dem Haufen von Backsteinen, Metall, Glas und Fleisch stehen würde: „ Lernt eure Lektion – arbeitet mit! Matt Garvin, Präsident der Zweiten Freien Republik von Amerika.“
    „Jawohl“, sagte Holland. Er drehte sich zum Gehen. „Und frohe Weihnachten.“

 
ZWEITES BUCH

 
Prolog
     
    Der Boden am Fuß des Gebirgsausläufers war steinig und, da er mit Geröll bedeckt war, gefährlich. Der Wagen wuchtete sich mit quälender Langsamkeit über einen scharfen Kamm und prallte auf der anderen Seite mit einem harten Schlag auf die Erde. Die Lenkhebel peitschten vor dem Knie des Fahrers hin und her, und die Motoren heulten.
    Der Fahrer meldete an Custis: „Keine Sicht mehr. Beleuchtung?“
    „Nein. Bleib hier stehen, Lew.“
    Der Fahrer verriegelte die Ketten und legte die Schalter um. Die Dämpfer senkten sich auf den Reaktor, und die Motoren liefen rasselnd aus. Der Kampfwagen lag wie tot da.
    Custis glitt aus der Kommandantenkuppel. „Alles klar, macht alles dicht. Wir schlafen heute nacht drinnen.“ Der Fahrer verschloß die Sehschlitze, und der MG-Schütze Hutchinson fing an, Lumpen in die zerschlissene Gasdichtung an seiner Luke zu stopfen. Robb, der Richtschütze, verschloß die Kommandantenluke. Custis befahl ihm: „Napalm laden!“ Robb holte die Splittergeschosse, die sie tagsüber geladen hatten, aus den Kanonen. Er lud nach, verriegelte das Verschlußstück und spannte den Abfeuerungshebel. „Napalm geladen“, meldete er in seiner farblosen Stimme zurück. „Horchgerät ausfahren!“ sagte Custis, und Hutchinson aktivierte die Außenmikrofone des Wagens.
    Henley stand genau dort, wo beim Rücklauf der Zwillingsgeschütze der Verschluß seinen Schädel zerschmettern würde. Er fragte: „Was machen wir jetzt, Custis?“
    „Essen.“ Joe holte fünf Dosen Verpflegung heraus. Drei gab er seiner Mannschaft und eine Henley. „Da.“ Er kauerte sich auf den Boden und rollte den Deckel der Dose zurück. Er verbog ihn mit der Hand und löffelte sich damit Essen in den Mund. Seine Augenhöhlen wurden durch die Beleuchtung an der Decke in tiefe Schatten gehüllt. Die Schutzbrille hatte um seine Augen ein breites Band von Gummistücken hinterlassen. „Morgen früh sehen wir mehr Banditen, als es Ihnen lieb ist.“
    „Sie meinen, Sie haben uns hier mit Absicht als Köder auf dem Präsentierteller abgestellt?“
    „Ich meine, wenn ich Bandit wäre, würde ich nur mit einem Köder auf dem Präsentierteller verhandeln, und mein Auftrag lautet, daß ich es Ihnen ermögliche, Sie mit Banditen verhandeln zu lassen.“
    „Aber doch nicht aus einer schwachen Position heraus!“
    Custis sah nach oben und grinste. „So ist das Leben, Herr Major. Ehrlich, so ist das Leben.“
     
    Beim Morgengrauen sagte Custis: „Da draußen ist jemand.“ Er trat von der Optik zurück und ließ Henley einen Blick auf die Soldaten werfen, die draußen auf dem Felsen hockten.
    Der Kampfwagen war vollständig von Männern umringt, die ihn unbeweglich beobachteten. Sie hatten alle Sorten von Uniformen an, deren einziges gemeinsames Merkmal schwarz-gelbe Schulterstücke waren. Manche der Uniformen stammten aus der Vierten oder Fünften Republik. Sie waren alle verschlissen, und manche von ihnen sahen völlig unbekannt aus. Vielleicht von der Westküste. Oder vielleicht sogar von der Ostküste.
    Die Männer auf den Felsen bewegten sich nicht. Sie saßen still unter den Kanonen des Kampfwagens. Auf den ersten Blick schien ihre Bewaffnung ausschließlich aus Gewehren zu bestehen, die angesichts des Kampfwagens wie Flitzbogen wirkten.
    Custis hatte relativ lange Zeit gebraucht, bis er

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