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Einige werden überleben

Einige werden überleben

Titel: Einige werden überleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Algis Budrys
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gepanzerte Spähfahrzeuge, aber wir haben sie wie Panzer eingesetzt und die Stadt praktisch sofort eingenommen. Keine sehr große Stadt.“ Er sah auf seine Hände hinab. „Nein, nicht sehr groß. Trotzdem, ich glaube, das hat vorher noch keiner geschafft.“
    „Kampf in den Straßen habe ich noch nie gemacht“, sagte Custis. „Ich habe auch keine Ahnung davon.“
    „Wovon haben Sie denn Ahnung?“
    „Arbeit im offenen Gelände. Das einzige, wofür ein Kampfwagen gut ist.“
    „Ein Kampfwagen, richtig.“
    „Mein lieber Herr, in der ganzen Republik gibt es keine fünf Kampfwagen, und eine große Reichweite haben auch die nicht. Der einzige Grund, warum meiner noch läuft, ist, daß er keinen Sprit braucht. Ich habe ihn in einem alten Depot der Vereinigten Staaten bei Miles City gefunden. Das war mal ein Testgelände. Mein Vater hat mir beigebracht, wie man so ein Ding führt, und ich hatte noch einen Freund dabei, Lew Gaines, und zusammen haben wir ihn zum Laufen gebracht.“
    „Wie lange ist das her?“
    „Sieben Jahre.“
    „Und bis jetzt hat noch niemand versucht, Ihnen das Ding wegzunehmen?“
    „Hören Sie, der Wagen hat drei Kaliber 50 MGs und zwei 75er!“
    Der Kommandant sah ihn von Kopf bis Fuß an. „Verstehe.“ Er schürzte nachdenklich seine Lippen. „Und jetzt haben Sie ihn mir praktisch ausgeliefert.“
    „Noch lange nicht. Meine Mannschaft ist noch drin, und ob Sie dazu bereit sind, sich Ihre Soldaten rösten zu lassen, nur um uns umzubringen und den Wagen völlig unbenutzbar zu machen, das ist doch wohl noch sehr die Frage!“
    Der Kommandant hob eine Augenbraue. „So sehr ist das gar nicht die Frage.“
    „Ich finde doch. Wir können uns einigen, daß wir uns gegenseitig voneinander zurückziehen, wenn dies das beste für uns beide ist.“
    „Sie sind hier. Und Ihre Mannschaft ist unten am Berg.“
    „Meine Mannschaft ist ohne mich genauso gut.“
    Der Kommandant ließ die Sache auf sich beruhen, um ein anderes Thema anzuschneiden. „Sie müssen zugeben, daß Sie einen komischen Platz aufgesucht haben, wenn Sie ein Mann sind, der sich nur mit der Arbeit im offenen Gelände auskennt.“
    Custis zuckte die Achseln. „Der Wagen mußte überholt werden. Chicago ist der einzige Ort, wo die Ausrüstung dafür zu finden ist. Und wenn ich die Werkstatt dort benutze, dann mache ich auch deren Arbeit. So einfach ist das. Das ist außerdem noch ein Grund, warum es sich für Sie und Ihre Leute nicht lohnt, den Wagen zu übernehmen. Wenn Sie irgend etwas daran kaputt machen, dann bleibt es für immer kaputt. Sie würden das auch – Sie haben doch mechanisches Gerät so gern. Wo ist denn Ihr Wagen? Abgenutzt, nicht? Jetzt gehen Sie zu Fuß.“
    „Nein, wir haben Pferde.“
    „Pferde!“
    Der Kommandant lachte schief. „Sie haben recht. Um Sie von der Stelle zu bewegen, ist wohl einiges nötig, nicht wahr, Custis?“
    „Kommt auf die Stelle an, auf der ich bin. Mein Vater hat mir beigebracht, mir diese Stellen sehr sorgfältig auszusuchen.“
    Der Kommandant nickte wieder. „Würde ich auch sagen. In Ordnung, Custis, später will ich noch mal mit Ihnen reden. Einer von meinen Leuten wird in Ihrer Nähe bleiben. Sonst können Sie sich soviel umsehen, wie Sie wollen. Ich kann mir nicht vorstellen, daß Sie noch mal eine Expedition hier heraufführen werden. Wenn Henleys Pläne Erfolg haben, dann ganz bestimmt nicht. Aber auch nicht, wenn sie keinen haben.“
    Er drehte sich um und griff unter die Liege nach einer Flasche. Custis versuchte vergeblich, sich zusammenzureimen, was der alte Kommandant gemeint hatte.
    Draußen kochten sie ihr Mittagessen. Die Frauen des Lagers kauerten um die Feuerstellen, formlose, nach vorn gebeugte Gestalten. Sie rührten mit angekohlten, langen Holzlöffeln in den Töpfen. Der Essensgeruch lag in einer unsichtbaren Wolke über dem Platz und strich um die Hütten, weitete Custis’ Nasenflügel und zog seinen leeren Magen zusammen. Was diese Leute auch zubereiten mochten, es war heiß und roch anders als das breiige Fleisch aus den Verpflegungsdosen im Wagen.
    Doch dann zuckte er die Achseln und dachte nicht mehr daran. Er ging gegen den Wind zu einem kleinen Felsbrocken hinüber und setzte sich darauf. Einer der Schützen des Kommandanten kam mit ihm und lehnte sich gegen einen fünf Meter entfernten Felsen. Er legte sein Gewehr in die Beuge seines dünnen Arms und sah Custis stetig mit kalten, schläfrigen Augen an.
    Ein Haufen Kinder versammelte sich um

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