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Einige werden überleben

Einige werden überleben

Titel: Einige werden überleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Algis Budrys
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Siebte Republik. Man hat Sie hierhergeschickt, um für eine neue Machtkombination eine nützliche Führerfigur zu finden.“
    Henley lächelte wieder – leicht und selbstsicher. Er sah dabei wie ein Jäger aus, der auf seine Beute geschossen hat und nur darauf wartet, daß sie stirbt. „So würde ich es nicht sagen. Wir würden natürlich nie die Diktatur eines Mannes dulden.“
    „Natürlich nicht.“ Der Kommandant hob einen Mundwinkel in die Höhe, und plötzlich erkannte Custis, daß Henley keineswegs so sicher war. Custis sah, wie er sich anspannte, als hätte ein sterbender Tiger plötzlich mit seiner Pranke ausgeschlagen. Der Kommandant hatte seine Augen zusammengezogen. „Im Augenblick habe ich mit Ihnen genug gesprochen“, sagte er. Custis fragte sich, wieviel von seiner Schwäche sorgfältig vorgetäuscht gewesen war. „Sie warten draußen. Ich möchte mit Custis reden.“ Er machte in Richtung der beiden wartenden Schützen eine Handbewegung. „Führt ihn hinaus. Bringt ihn in eine andere Hütte und paßt auf ihn auf.“
    Custis aber blieb mit dem alten Kommandanten allein in der Hütte.
    Der Kommandant sah zu ihm hoch. „Ist das Ihr eigener Wagen da draußen?“
    Custis nickte.
    „Sie handeln also nur im Auftrag der Siebten Republik. Aber eine besondere Loyalität der Regierung gegenüber empfinden Sie nicht?“
    Custis zuckte mit den Achseln. „Zur Zeit weiß man nicht so genau, wer mein Auftraggeber ist.“ Er war bereit, den Kommandanten erst einmal reden zu lassen, um zu sehen, worauf er hinauswollte.
    „Sie haben die Sache gut im Griff gehabt, heute morgen. Wie alt sind Sie – so um neunundzwanzig, dreißig?“
    „Sechsundzwanzig.“
    „Sie sind also vier Jahre nachdem sie Berendtsen umgebracht haben auf die Welt gekommen. Was wissen Sie über ihn? Was haben Sie gehört?“
    „Das übliche Zeug. Nach der Seuche war alles zusammengebrochen. Berendtsen hat eine Armee zusammengestellt, das Gebiet übernommen, die Überlebenden einem Gesetz unterstellt und auf diese Art wieder Ordnung in das Ganze gebracht.“
    Der Kommandant nickte. Es war das Nicken eines alten Mannes, der sein Urteil über die Vergangenheit fällte. „Zwischen der Seuche und Berendtsen haben Sie eine Menge Leute ausgelassen. Außerdem können Sie sich nicht vorstellen, wie schlimm es war. Aber das reicht. Wissen Sie, warum Berendtsen es getan hat?“
    „Warum übernimmt jemand die Regierung? Er wollte oben sitzen, nehme ich an. Dann hat jemand anders gemeint, daß er zu groß geworden sei, und hat ihn umgelegt. Dann haben die Leute diesen Jemand umgelegt. Daß Berendtsen tot ist, dessen bin ich mir eigentlich ganz sicher.“
    „So?“ Die Augen des Kommandanten ruhten unverwandt auf Custis.
    Custis biß seine Kiefer zusammen. „Allerdings.“
    „Sehe ich aus wie Berendtsen?“ fragte der Kommandant leise.
    „Nein.“
    „Aber ein handgemaltes Bild, das dreißig Jahre alt ist, sagt doch wohl nicht viel, oder, Custis?“
    „Eigentlich nicht.“ Custis merkte, wie er nervös wurde.
    „Aber Sie sind nicht Berendtsen“, knurrte er aggressiv. „Ich bin sicher, daß Berendtsen tot ist.“
    Der alte Kommandant seufzte. „Gewiß. Erzähl mir von Chicago“, sagte er mit neuer Richtung. „Hat sich viel verändert? Haben sie saubergemacht und aufgeräumt? Oder verlassen sie einfach die Häuser, die wirklich zusammenzufallen drohen?“
    „Manchmal. Aber manchmal versuchen sie auch, sie zu reparieren.“
    „Nur manchmal.“ Bedauernd schüttelte der Kommandant den Kopf. „Ich hatte eigentlich gehofft, daß sie in der Zwischenzeit, ganz gleich, was für Männer jetzt oben sind …“
    „Wann waren Sie das letzte Mal da?“
    „Ich war noch nie da. Aber eine Stadt oder zwei habe ich schon gesehen.“ Der Kommandant lächelte Custis zu. „Erzählen Sie mir von Ihrem Kampfwagen. Früher gab es mal eine Zeit, da hatte ich eine Schwäche für mechanisches Gerät.“ Jetzt war er wieder zum alten Mann geworden, der sich in die Vergangenheit zurückträumte. Custis nahm er nur halb wahr. „Wir haben einmal eine ganze Stadt eingenommen, fast ganz ohne Infanterieunterstützung. Das ist sogar mit Panzern schwer, und ich hatte nur gepanzerte Fahrzeuge zur Verfügung. Nur zwanzig, und die schwerste Waffe, die sie hatten, waren die halbautomatischen Kanonen in den Halbkuppeln. Keine Ketten. Ich erinnere mich noch genau. Die Reifen haben sie uns fast sofort zerschossen, und wir sind durch die Straßen geholpert. Eigentlich nur

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