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Einige werden überleben

Einige werden überleben

Titel: Einige werden überleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Algis Budrys
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begann Jim, schnaufte aber dann und zuckte hoffnungslos die Achseln. „Ist schon recht, Mutter“, sagte er und ging mit einem entschuldigenden Ausdruck auf seinem Gesicht, der stark von Frustration überschattet war, an ihr vorbei in die Wohnung. Er hing sein Gewehr auf und ging in sein Zimmer. Dort setzte er sich auf sein Bett und starrte bis zum Abendessen ärgerlich die Wand an.
     
    Ted und Mary aßen an diesem Abend bei ihnen. Zu Beginn des Essens saß Jim nervös zwischen seinem Vater und Bob. Er hoffte zwar, daß die gegenwärtige Stille anhalten würde, wußte aber, daß dies angesichts Bobs schlechter Laune extrem unwahrscheinlich war. Ted widmete sich ruhig seinem Essen, und Mary an seiner Seite gab sich wie üblich kontrolliert und kühl.
    Jim biß wütend in ein Stück Maisbrot. Er zog damit einen amüsierten Blick von Bob auf sich, der wie üblich nichts von dem versäumte, was um ihn herum vorging, und dem die Situation wahrscheinlich großen Spaß bereitete.
    Schließlich schob sein Vater den Teller ungelenk zur Seite und sah auf. „Jim, ich nehme an, du hast deiner Mutter und Bob erzählt, welche Entscheidung wir heute bei der Versammlung getroffen haben?“
    Jim verzog sein Gesicht. „Ich habe noch keine Gelegenheit gefunden, es Mama zu erzählen. Bob hat sich natürlich alles selber zusammengereimt.“
    Sein Vater warf ihm einen kurzen Blick zu, in dem Überraschung und Verständnis gleichermaßen mitschwangen. Beides war sofort verschwunden, als er sich umdrehte, um Bob fragend anzusehen. Jim fiel es auf, daß Ted noch immer mit gleichmäßigen, ökonomischen Bewegungen aß. Solange er sein Abendessen zu Ende brachte, sah er nicht auf.
    „Na, was hältst du davon, Bob?“ fragte Matt.
    Bob zog eine Augenbraue hoch und warf einen schnellen Blick auf Ted, bevor er wieder seinen Vater ansah.
    „Bist du sicher, daß das in Ordnung geht, wenn ich denke, wenn doch der Große Häuptling hier sitzt und für mich mitdenkt?“
    O nein, dachte Jim und wünschte sich, daß die ganze Szene mit einem großen Donnerschlag verschwinden würde. Sogar seine Mutter sah Bob voller Erstaunen an. Jim traute sich nicht, seinen Vater anzusehen.
    Ted sah auf, scheinbar ohne jede Überraschung. „Das hört sich an, als hätte das schon eine ganze Weile gekocht, Bob“, sagte er ruhig. „Willst du mir nicht davon erzählen?“
    Jim seufzte so leise er konnte. Er spürte, wie die Spannung des Schocks seinen Vater neben ihm langsam verließ. Auch seine Mutter entspannte sich, während Mary, die ihre Gabel hingelegt und Bob ernst angesehen hatte, wieder zu essen begann.
    Er hat die Sache übernommen, dachte Jim. Ted hatte die Gewalt von Jims Explosion aufgefangen und ihre Wirkung von ihnen allen abgelenkt. Das war jetzt seine – und ganz allein seine – Verantwortung. Und während die Augen Matt Garvins auf seinen Sohn geheftet waren, sagte er nichts, was immer er auch fühlen mochte.
    Bob sah Ted weiterhin an, aber Jim konnte erkennen, daß es ihn Mühe kostete. „Ja, das ist richtig“, sagte er schließlich. Er sprach leise, aber seine Stimme war angespannt und verzweifelt, und Jim konnte einen Augenblick lang erkennen, was er empfand. Er hatte einen Stein in einen Tümpel geworfen, ein unerwartet bedeutungsloses Klatschen erzeugt und fand sich plötzlich bis zum Hals im Wasser. Jim wollte grimmig lächeln, machte sich aber klar, daß dies nicht der rechte Augenblick dafür war.
    „Ja, das ist richtig“, wiederholte Bob mit schriller werdender Stimme. „Ich habe hier gesessen und dich dabei beobachtet, wie du überall die Führung übernommen hast, und ich finde, das stinkt zum Himmel.“ Sein Atem rasselte, und sein Gesicht war feuerrot geworden. Er hatte sich selbst in eine unmögliche Position gebracht, und jetzt konnte er nur noch nach vorn stürmen.
    Ted nickte langsam. „Ich finde, du hast recht.“
    Und wieder war Bob hilflos.
    „Ich finde, daß du recht hast, weil ich der Meinung bin, daß niemand an meiner Stelle stehen dürfte“, fuhr Ted im gleichen ruhigen Tonfall fort. „Ich bin aber unglücklicherweise hineingewachsen, wie es scheint.“
    „Mit allerlei Kraftfutter!“ schoß Bob, der sich wieder erholte, zurück.
    Ted zuckte die Achseln und ließ mit geschlossenen Lippen einen tiefen Seufzer hören, der für ihn völlig uncharakteristisch war. „Das liegt an der Natur unserer Zeit, Bob. Wenn du andeuten willst, daß ich auf irgendeine Art und Weise Druck ausgeübt habe, dann möchte ich

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