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Einige werden überleben

Einige werden überleben

Titel: Einige werden überleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Algis Budrys
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dich fragen, woher ich denn die Autorität haben soll, um ihm Nachdruck zu verleihen. Statt dieser Annahme zu folgen, würde ich sagen, daß unsere Zeit so beschaffen ist, daß der Druck erzeugt wird, der einen Mann dazu veranlaßt, mehr Entscheidungen als ein anderer zu treffen. Es gibt eine gewisse schrittweise Logik, der menschlichen Natur angeboren, die gemeinsam mit den Eigenheiten der menschlichen Psychologie dafür sorgt, daß sich der Mensch immer in der größtmöglichen Gruppe organisiert. Zivilisation ist unvermeidlich, wenn du ein Schlagwort hören willst. Wir sind zufällig in diesem Stadium im Übergang vom Stadtstaat zum Nationalstaat begriffen. Eine solche Bewegung verlangt danach, daß die einzelnen Teile mit Gewalt zusammengeschweißt werden. Ich möchte dich daran erinnern, daß Griechenland nichts als eine Ansammlung aufgeklärter, aber kleiner, uneffektiver und zerstrittener Stadtstaaten war, bis Philipp von Makedonien aufgetaucht ist.“
    Bob sah seinen Einsatz. Sein Mund verzog sich zu seinem charakteristischen dünnen Lächeln, und seine Stimme gewann wieder Selbstvertrauen. „Heil Berendtsen!“
    Ted nickte. „Wenn du so willst, ja. Obwohl ich eine – ich hoffe, das ist das richtige Wort – Analogie zu Caesar bevorzugen würde. Wenn du denkst, daß mir der Gedanke Spaß macht …“ Zum erstenmal verhärtete sich seine Stimme, und als Jim etwas von dem ruhelosen Tier erkennen konnte, das Teds Gedanken nachts heimsuchte, wurde er blaß. „… dann schlage ich vor, Bob, daß du deinen Gibbon etwas sorgfältiger liest.“
    „Sehr hübsch“, antwortete Bob. „Sehr hübsch. Das Geschick hat sich seinen Sohn auserkoren, und alle Sterne zeigen auf Berendtsen! Vielen Dank, da ist mir Hitler ja noch lieber.“
    „Ich fürchte, du wirst mich nicht los“, sagte Ted und aß den Rest seiner Erbsen auf.
    „Also, du egozentrischer …“
    „Robert, du gehst jetzt sofort auf dein Zimmer und bleibst dort!“ rief seine Mutter. Sie hatte sich mit gerötetem Gesicht halb von ihrem Stuhl erhoben. „Ted, das tut mir alles sehr leid. Ich weiß nicht, was ich sagen soll.“
    Ted sah auf. „Wißt ihr, als ich gesagt habe, daß er recht hat – da wollte ich nicht einfach höflich sein.“
    Margaret Garvin schaute ebenso verblüfft drein, wie Bob es getan hatte. „Also, also …“, stotterte sie, „ich weiß nicht …“
    „Wie wär’s denn, wenn wir erst einmal zu Ende essen würden“, sagte Matt. Einen Augenblick lang hoffte Jim, man würde ihm gehorchen. Aber Bob schob seinen Stuhl zurück und stand auf.
    „Ich glaube, ich habe im Augenblick keine besondere Lust, hier zu essen“, erklärte er und stürmte aus der Wohnung.
    „Er hat sein Gewehr vergessen“, meinte Jim, der sich über die Gelegenheit freute, endlich auch etwas sagen zu können.
    Ted sah ihn an. Seine Lippen verzogen sich zu einem dünnen Grinsen. „Das würde momentan auch so besonders zu seiner Verfassung passen, oder was meint ihr?“
    „Da magst du recht haben“, gab Jim zu. Er senkte seinen Blick auf den Teller. Er hatte heute etwas über Ted Berendtsen gelernt, aber es war ihm noch immer unklar, was es war, das ihn die Kraft seiner ruhigen Autorität ausstrahlen ließ, als sei sie körperliche Stärke.
    Jim blickte wieder auf und sah, wie Ted mit Augen, die so alt waren wie die von Matt, durch das Zimmer die leere Wand anstarrte. Matt selbst versuchte, über den Tisch Margaret zu erreichen, um ihr allein mit seinem Gesichtsausdruck eine wortlose Erklärung zu geben.
    „Matt, du solltest ihm möglichst bald einen Bezirk zur Verwaltung geben.“ Berendtsen sagte es unerwartet. Er lächelte über Matts Erstaunen. „Er benutzt sein Hirn.“
    Matt schnaubte – ein Geräusch, das irgendwie schmerzhaft klang. Das Geräusch, das ein Mann von sich gibt, wenn er etwas verurteilt, was ihm teuer ist.
    „Das ist hier immer noch eine Republik“, erinnerte ihn Ted. „Mir ist es lieber, wenn er mit mir diskutiert, als wenn er herumsitzt und dumpf vor sich hinbrütet. Er lernt jetzt gerade das Denken. Mit ein bißchen Übung wird er soweit sein, daß er lernt, an seinen Gefühlen vorbeizudenken. Vergiß nicht, daß wir bald dutzendweise Verwalter benötigen.“
    Matt nickte langsam. Ein wenig von dem verlorenen Stolz auf seinen Sohn kehrte zurück. „Mal sehen.“
    „Glaubst du, daß er recht hatte?“ fragte Mary und sah ihren Mann ernst an.
    Jim wandte seinen Blick seiner Schwester zu. Ihre Bemerkung war ganz und gar typisch

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