Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Einige werden überleben

Einige werden überleben

Titel: Einige werden überleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Algis Budrys
Vom Netzwerk:
untereinander, Brüder zueinander, fest in dem Entschluß, daß nie wieder ein Mann seinen verdrehten Willen anderen aufzwingen wird.
    Das Recht, Waffen zu tragen, ist jedem von uns angeboren. Das Recht, andere zu unterwerfen, ist es nicht. Kein Mensch darf zu einem anderen sagen: ‚Du wirst dies oder jenes tun, weil ich es bestimme, weil ich eine Armee zusammengestellt habe, um dein Heim zu plündern und dir den Lebensunterhalt zu rauben.’ Bald werden Zivilgouverneure zu euch gesandt werden. Sie werden eine Organisation aufrichten, mit deren Hilfe freie Wahlen abgehalten werden können. Man wird euch darum bitten, lokale Beamte zu wählen, die unter der allgemeinen Aufsicht des Gouverneurs euer Gebiet verwalten werden. Einwohner der Zweiten Freien Amerikanischen Republik, wir bringen euch die Freiheit.“
     
    Holland spuckte aus. „Wir bringen euch Zivilgouverneure statt eine Armee“, sagte er bitter. „Bitte entschuldigt die Tatsache, daß diese Beamten von uns eingesetzt worden sind. Haben wir es denn nicht im Namen der Freiheit getan? Verdammt noch mal, wer hat ihnen denn ihre großartige Union zuerst gegeben!“
    Jim lächelte traurig. „Wahrscheinlich wußte Ted schon immer, daß die Leute, wenn sie eine neue Regierung wählen würden, dies keine Regierung sein würde, die Berendtsen billigt.“
    „Trotzdem – hast du etwas gemerkt?“ meinte Holland. „Ted wird nicht erwähnt. Es gibt nur ein paar beiläufige Bezüge. Die sind sich ihrer Sache noch nicht sicher – sie sind sich noch gar nicht sicher, ob man so ohne weiteres herkommen und auf ihn schimpfen kann. Sie sind nervös.“
    „Ich möchte zu gern wissen, was in New York vor sich geht“, sagte Jim Garvin. Was er von Bob dachte, behielt er für sich.
     
    3
     
    Robert Garvin saß locker auf seinem Stuhl und sah auf den Mann herab, der unter dem Pult stand. Zu seiner Rechten und Linken saßen die anderen Richter.
    Garvin lächelte dünn und ein wenig bedauernd. Er fühlte das Gewicht dessen, was er getan hatte. Er hatte es aber trotzdem getan, denn dadurch hatte er seiner wichtigeren Pflicht für die Freiheit Genüge getan, für Freiheit vor Unterdrückung, für die Befreiung von Männern wie Berendtsen.
    Er lehnte sich nach vorn. „Theodor Berendtsen, Sie sind für schuldig befunden worden des Verbrechens des Hochverrats gegen die Menschenrechte der Bürger der Zweiten Freien Amerikanischen Republik. Haben Sie noch etwas zu sagen, bevor das Urteil gegen Sie verkündet wird?“
    Es war gleichgültig, was er jetzt sagte. Welche Worte Berendtsen auch finden mochte, sie trugen kein Gewicht mehr. Er hatte keine Armee. Er hatte keine Waffen.
    Garvin berührte den Karabiner, der gegen seinen Stuhl gelehnt war. Waffen waren das Zeichen der Freiheit eines Menschen, und alle freien Menschen trugen sie nun. Sicher sahen manche von ihnen grotesk und lächerlich aus, aber das Symbol war trotzdem da. Rühr mich nicht an!
    Berendtsen schien zu zögern, als sei er sich nicht sicher, ob er sprechen solle oder nicht.
    Berendtsen trug keine Waffen.
    Er begann zu sprechen: „Ich bin nicht hergekommen, um mich zu verteidigen“, sagte er. „Ich kann mich nämlich nicht verteidigen. Ich habe gebrannt, getötet und geplündert, und meine Leute haben manchmal noch Schlimmeres getan … .“
    Robert Garvin hörte die Worte kaum. Er saß geduldig da, hörte nicht zu, beobachtete aber trotzdem den Mann. Berendtsen stand mit erhobenem Kopf da, und seine Arme hingen locker an seiner Seite herab. Von Garvins Blickwinkel aus war es unmöglich zu erkennen, wohin er schaute.
    Garvin bemerkte, daß eine kurze Woge von Aufregung durch den kleinen Zuschauerraum ging und sogar den Richtertisch erreichte. Innerlich zuckte er die Achseln. Ohne Zweifel konnte sein Schwager den einen oder anderen emotionellen Punkt für sich verbuchen.
    Aber man konnte den ganzen Tag lang emotionelle Punkte sammeln und trotzdem die Tatsachen nicht ändern. Garvin hatte seine Macht und den Weg dorthin auf emotionellen Faktoren aufgebaut – was aber zählte, das war die kühle, logische Idee, die dahinterstand. Man konnte eine Masse mit Worten in Bewegung setzen, sie dazu bringen, Dinge zu tun. Aber das hier war keine Masse. Das hier waren Berendtsens Richter, der Urteilsspruch war schon gefällt, die Strafe schon beschlossene Sache.
    „Robert Garvin!“
    Garvins Kopf fuhr nach oben, und seine Augen richteten sich wieder auf Berendtsen.
    „Du hast den Menschen persönlich Waffen gegeben“,

Weitere Kostenlose Bücher