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Einkehr zum toedlichen Frieden

Einkehr zum toedlichen Frieden

Titel: Einkehr zum toedlichen Frieden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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soll
sogar zwangsversteigert werden. Wo wohl die ganze Kohle geblieben ist? Da
kannste nur raten. Mit Weibern durchjebracht. Bestimmt. Und dann haut die
Tochter ab und er soll ins Altenheim? Das lässt sich so einer wie er nicht
jefallen. Jeder weiß doch, dass der Gerd jetzt nachts in der Krippana arbeitet.
Da kann er doch einfach hingehen, ihn erschlagen und sein Mädchen weiter Geld
verdienen und alte Jungfer sein lassen.«
    »Aber mein Bruder war ein vergleichsweise junger und kräftiger
Mann«, werfe ich zur Verteidigung eines verwirrten Tattergreises ein.
    »Was meinst du, was für Bärenkräfte so ein alter Bauer hat! Der
Arndt Werner ist kein Hänfling. Wo der mit einem Bergkristall zuschlägt, da
wächst kein Gras mehr.«
    »Und danach hat er sich verlaufen?«, frage ich.
    »Danach ist er abjehauen, natürlich. Wahrscheinlich nach Belgien
rein. Da sollte ihn dat Gudrun suchen!«
    »Du glaubst, dass Werner der Mörder ist und hast mich trotzdem bei
der belgischen Polizei angeschwärzt?«, frage ich scharf.
    »Doch nicht anjeschwärzt, Katja!«, empört sie sich. »Würde ich mit
dat Anna sein Mädchen nie machen! Aber da wusste ich das ja noch nicht. Dass du
zu uns jehörst. Ich habe nur die Wahrheit gesagt. Dass ich dein Auto gesehen
und laute Stimmen gehört habe. Worüber hast du mit dem Gerd denn gestritten?«
    Ich deute auf das Päckchen Kopfschmerztabletten.
    »Medikamente können die Wahrnehmung trüben«, sage ich und verfalle
wieder in die Höflichkeitsform: »Die lauten Stimmen bilden Sie sich nur ein.
Gerd hat mir die Tür gar nicht aufgemacht.«
    »Ich weiß, was ich jesehen habe«, beharrt sie und setzt versöhnlich
hinzu: »Sag doch Du, Katja.«
    Linus hat inzwischen von dem Spitz abgelassen und seinen Kopf auf
meinen Schoß gelegt. Zaghaft streichele ich den riesigen Kopf und erwähne, dass
ein Labrador ja sehr gutmütig sein soll.
    »Die reinrassigen schon«, klärt mich Fine auf, »aber bei diesem
steckt auch noch eine Hälfte Staffordshire-Terrier drin.«
    »Kampfhund?«, frage ich erschrocken und ziehe schnell meine Hand
weg. Der halbe Kampfhund fiept und buddelt seinen Kopf tiefer in meinen Schoß.
Ich halte ganz still.
    Fine nickt. »Von dem Werner seiner Hündin. Die musste er
einschläfern lassen, als die ein Kälbchen gleich nach der Geburt jerissen hat.«
    Ich rücke sehr behutsam auf der Küchenbank weiter, in der Hoffnung,
dem Linuskopf zu entkommen. Der Hundekopf rückt mit.
    »Können Sie … kannst du ihn nicht behalten?«, frage ich. »Ich
verstehe überhaupt nichts von Hunden.«
    »Wir haben ja schon Rocky und im Zwinger noch zwei andere Hunde. Die
mag Linus nicht. Aber es vererbt sich ja nicht immer alles Schlechte. Linus ist
ein juter Hund, wenn auch schlecht erzogen. Gerd hat sich nicht groß um ihn
gekümmert und ihm alles durchgehen lassen. Zum Verstehen jibt et da nicht viel.
So ein Hund muss jehorchen, zu fressen und Auslauf kriegen, dat is alles.«
    Ich fasse mir ein Herz, schiebe den Hundekopf sanft weg und stehe
wieder auf.
    »Kann er denn hier bleiben, bis ich meine Sachen aus dem Hotel
geholt habe?«, frage ich. »Das geht ganz schnell.«
    »Ja, aber dann holst du ihn bitte gleich wieder ab. Ich muss mich
hinlegen. Wegen der Migräne.«
    Eine Viertelstunde später
    Vor dem Hotel stoße ich auf Michael Balter, den Besitzer
der Krippana. Er lädt mich ein, seine Ausstellung kostenlos zu besichtigen, um
den ersten schlechten Eindruck zu revidieren.
    »Sie sind doch Journalistin«, sagt er, »da könnten Sie einen Artikel
über uns schreiben.«
    »Modejournalistin«, informiere ich ihn.
    Er nimmt einen Augenblick lang mit dem mir so wohl vertrauten
Unglauben meinen Umfang in Augenschein und schlägt dann einen Artikel über den
Wandel der Mode am Beispiel der Muttergottes-Abbildungen vor.
    »Da können Sie dann auch die Unterlagen Ihres Bruders verwenden«,
meint er. »Der war mit seiner Arbeit ja schon fast fertig.«
    »Kennen Sie seinen Auftraggeber?«, frage ich plötzlich.
    »Auftraggeber?« Balter runzelt die Stirn. »Davon weiß ich nichts.
Ich dachte, er schreibt auf eigene Faust. Und ich mache mir solche Vorwürfe,
dass Sie ihn tot aufgefunden haben!«
    »Das ist doch nicht Ihre Schuld!«
    »Aber sicher, ich hätte wissen müssen, dass etwas nicht stimmt, als
mir Ivo blutverschmiert entgegenkam!«
    »Ivo?«
    Er deutet zu seinen Füßen, und da erst sehe ich ein schneeweißes
Hündchen etwa in der Größe meines Kalbsleberbrötchens, das Linus auf einen

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