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Einkehr zum toedlichen Frieden

Einkehr zum toedlichen Frieden

Titel: Einkehr zum toedlichen Frieden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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Haps
verschlungen hatte.
    »Mein Malteser«, sagt Balter, fegt das Tierchen auf, birgt es in
seinen Armen und streichelt es zärtlich. »Ich füttere doch in aller Frühe die
Tiere in der Lebendkrippe, und Ivo läuft mir da immer voraus. Aber gestern ist
er mir schon früher abgehauen. Und als er mir wieder entgegenrennt, ist seine
Schnauze total blutverschmiert. Ich denke, dass er sich auf dem Feld einen
Kampf mit einer Maus geliefert hat – wir haben hier eine richtige Mäuseplage,
müssen Sie wissen«, er stupst dem Hund aufs Näschen und tritt zur Seite, um
zwei Hotelgästen Durchlass zu bieten. »Ich konnte doch nicht ahnen, dass an
dieser süßen Hundeschnauze das Blut Ihres Bruders klebt!«
    Die beiden Hotelgäste erstarren. Blicken das hamstergroße Hündchen
genauso ängstlich an wie ich zuvor Linus und fliehen ins Hotelgebäude.
    »Wäre ich doch bloß nicht noch nach Hause gegangen, für Ivo zu
säubern«, fährt er fort, »dann hätte ich den Gerd
entdeckt und Ihnen diesen scheußlichen Anblick erspart.«
    »Polizeiinspektor Langer hätte bestimmt darauf bestanden, mir die
Leiche vorzuführen«, beruhige ich ihn. »Ich bin schließlich seine
Hauptverdächtige.«
    »Da bin ich mir nicht so sicher«, murmelt Balter. »Schließlich gibt
es jemanden, der einen Schlüssel hat.«
    »Das Tor stand doch offen.«
    »Ihr Bruder kam nie durchs Tor, immer durch den Haupteingang. Das
beweisen auch die Überwachungsaufnahmen. Leider haben wir keine Kamera am
Stall, sonst hätte die vielleicht den Mord aufgezeichnet. Wenn es noch hell
genug dafür war.«
    »Wer hat noch einen Schlüssel?«
    »Die Putzfrau.«
    »Frau Mertes?«, frage ich ungläubig. »Dann müssten Sie die ja auch
auf dem Video gesehen haben.«
    Er zuckt mit den Schultern. »Hab ich ja auch. Aber die hat das Licht
ausgemacht, als sie um kurz vor acht ging. Und danach haben die Kameras nichts
mehr aufgenommen.«
    »Im Dunklen hätte auch eine Stallkamera keinen Mord aufgezeichnet«,
bemerke ich. »Herr Balter, Sie glauben doch nicht im Ernst, dass die zierliche
Frau Mertes meinen langen Bruder erschlagen hat!«
    »Meine letzte Putzfrau hat mit einer Nadel die Kasse geleert.«
    »Aber hier geht es um Mord, Herr Balter. Und Frau Mertes wiegt
    höchstens 45 Kilo. Wie sollte die diesen riesigen Bergkristall überhaupt nur
bewegt haben?«
    »Kennen Sie nicht die Geschichte von der Mutter, die es schafft,
einen Lastwagen hochzuheben, weil ihr Kind darunter liegt? Extreme Situationen
setzen ungeheure Kräfte frei.«
    »Dann muss sie aber eine Riesenwut auf Gerd Christensen im Bauch
gehabt haben.«
    Michael Balter zuckt wieder mit den Schultern. »Was weiß ich schon?
Die beiden waren ja Nachbarn. Da kann sich schon was ansammeln. Liest man ja
ständig in der Zeitung.« Er sieht mich nachdenklich an. »Wissen Sie, die Gegend
hier ist äußerst dünn besiedelt. Jeder kennt jeden. Es gibt da Vergangenheiten,
von denen sich die Städter nichts träumen lassen. Sie ahnen ja gar nicht, wie
viele Leichen im Keller es hier im Grenzgebiet gibt! Wie viele offene
Rechnungen! In Losheim und auf der Kehr!« Er beugt sich näher zu mir hin und
flüstert: »Es gibt keinen älteren Bewohner dieser Orte, der nicht schon im
Knast gesessen hat!«
    So etwas Ähnliches hat Langer auch gesagt.
    »Wegen Mordes?«, hake ich nach.
    »Natürlich nicht. Schmuggel. Kaffee aus Belgien zum Beispiel.
Verbotene Viehtransporte.«
    »Schweine, die man mit Korn ruhigstellt, damit sie nicht
verräterisch quieken«, setze ich nickend hinzu.
    Er sieht mich aus großen Augen an. »Donnerwetter! Wie lange sind Sie
schon hier?«
    »Anderthalb Tage«, antworte ich.
    »Da haben Sie ja schon eine Menge erfahren!«
    Er kann ja nicht ahnen, wie recht er hat.
    »Und jetzt muss ich meine Hotelrechnung begleichen. Ich ziehe in das
Haus meines Bruders.«
    Balter besteht darauf, mir nur die Kosten für eine Nacht zu
berechnen, obwohl ich erst am späten Nachmittag auschecke. »Das kläre ich schon
mit meinem Vater«, versichert er. »Sie gehören ja jetzt zu uns.«
    Zu einer großen verschworenen Schmugglergemeinschaft mit vielen
Leichen im Keller, dazu einer von mir in der Krippana aufgefundenen, deren
Kopfwunde jetzt von belgischen Pathologen begutachtet wird. Diese arbeiten wohl
kaum am Wochenende. Wahrscheinlich werden sie die offizielle Todesursache erst
am Montag feststellen.
    Fine Mertes wartet mit Linus schon vor ihrem Haus, als ich
in meine belgische Einfahrt einbiege. Ich lasse meinen Koffer im Auto

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