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Einkehr zum toedlichen Frieden

Einkehr zum toedlichen Frieden

Titel: Einkehr zum toedlichen Frieden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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Trio schließt,
»… warum hat Fine meinen Vater umgebracht?«
    »Er hat sie bedroht«, spreche ich meine Schlussfolgerung laut aus.
»Vielleicht hat er den Mord an Gerd bei seinem Herumstreunen ja beobachtet …«
    »Ein sehr unwahrscheinlicher Zufall«, wirft Langer ein. »Ich glaube
eher, der alte Kartenspieler hat eins und eins zusammengezählt und dann
geblufft. Der Fine gedroht, sie als Täterin anzuzeigen, wenn sie ihm nicht
einen großen Teil des Kuchens abgibt, den sie jetzt behalten konnte. Für euren
Hof zu retten, Gudrun.«
    »Sie verabredet sich mit ihm auf dem Verbotsgelände und nimmt den
Bergkristall mit«, spinne ich den Gedanken weiter, »luchst ihn dann im Gespräch
zur Böschung des Wolfgangsees. Angeblich, um dort hübsche Blumen für den
Küchentisch zu pflücken. Ginster. Sie hat ja schon einen Mord begangen, und mit
diesem könnte die Akte geschlossen werden. Schon sehr kaltblütig.«
    »Nein«, widerspricht Langer, »nicht kaltblütig – es war die reine
Verzweiflung. Dass alles umsonst gewesen sein sollte …«
    »Und sie hatte mit Werner ja noch manche alte Rechnung offen …«
    Ich schaue Gudrun an und schließe den Mund.
    Marcel Langer zieht sein Handy hervor.
    »Ich rufe die SOKO
an«, sagt er. »Die soll Leute schicken, für den Bergkristall zu suchen.«
    »Krippana«, sage ich. »Herr Balter wird doch wissen, ob einer seiner
Heilsteine fehlt.«
    Ein Anruf bestätigt unsere Vermutung.
    »Was passiert jetzt?«, frage ich.
    »Es geht seinen Gang«, erwidert Marcel Langer. »Meine Kollegen aus
Belgien, NRW und
Rheinland-Pfalz sind schon unterwegs. Fine wird erst mal in U-Haft kommen. Mein Gott, was
ist das fürchterlich.«
    »Schreiben Sie doch Ihren Bericht«, schlage ich vor. »Heins Laptop
steht noch in Gerds Arbeitszimmer. Ich gehe raus. Brauche frische Luft.«
    »Ich auch«, stöhnt Gudrun.
    Auf dem Weg zum Verbotsgelände erzähle ich Gudrun von
Fines Mordanschlag auf mich.
    »Nur eins verstehe ich nicht«, sage ich. »Ich bin ja nicht gerade
eine Elfe. Wie hätte sie meine Leiche denn aus der Melkgrube wegschaffen
können?«
    »In kleinen Teilen, natürlich«, antwortet Gudrun sachlich, »kaum ein
Untergrund lässt sich so gründlich reinigen wie der Gummiboden im Melkstand.
Und die Katja-Stückchen hätte sie dann in der Jauchegrube versenkt oder an ihre
Hunde und die Tiere des Waldes verteilt.«
    Mir ist ganz schlecht. Ich habe seit dem Morgen nichts gegessen,
aber trotz knurrenden Magens ist mir jeglicher Appetit vergangen. Die
mörderische Kehr frisst mir mein Fett weg.
    »Welch ein Glück, dass Hein heute zufällig so früh raus war und mich
gerettet hat!«
    »Nicht Glück, sondern Absicht«, erwidert Gudrun, »spätestens seitdem
der Alf dran glauben musste, hat er seine Mutter in Verdacht gehabt. Und sie
genau beobachtet. Außerdem habe ich ihm gestern gesagt, dass ich heute nicht
zum Melken kommen würde. Als ihn seine Mutter dann nicht um Hilfe angefleht
hat, wurde er wohl misstrauisch.«
    Schweigend wandern wir weiter bis zum Wolfgangsee.
    »Ich habe meinen Vater richtig gehasst«, gesteht Gudrun plötzlich.
»Und jetzt fühle ich mich deswegen schuldig.«
    »Du hast ihn aber nicht nur ertragen, sondern dich auch deiner
Verantwortung ihm gegenüber gestellt«, bemerke ich und denke an meine Mutter.
Die hatte die Verantwortung für ihre Mutter an Fine abgegeben. Ich pflücke eine
lila Wildblume und werfe sie in den Wolfgangsee. »Hier hat Linus ihn gefunden.«
    Als hätte er auf das Stichwort gewartet, stürzt der Höllenhund schon
auf uns zu.
    »Linus!«, rufe ich, als das schwarze Riesenviech in gewaltigen
Sätzen über die Wiese springt. »Was machst du denn hier?«
    Ich kann kaum glauben, dass ich dem mächtigen Räuber, der mich an
Langer verraten und mir Brühwurst und Kalbsleberbrötchen geklaut hat, mit einem
gewissen Glücksgefühl unter dem Kinn kraule. Ich habe ihn tatsächlich vermisst.
Na so was!
    »Hallo!«
    Die kleine Nicole taucht auf.
    Sie rennt auf Gudrun zu und zerrt sie an der Hand.
    »Du hast recht gehabt«, ruft sie beglückt. »Die Überlebenden haben
ein neues Volk gefunden! Kommt mit!«
    Gudrun schaut mich an.
    Ich nicke. Wir haben nichts Besseres zu tun.
    Ganz in der Nähe des von der Sintflut vernichteten Ameisenhaufens
ist ein neuer Hügel entstanden.
    »Mein neues Volk«, ruft Nicole glücklich und deutet auf den
lebhaften Betrieb.
    Gudrun und ich sehen noch etwas anderes. Einen in der Sonne
leuchtenden Bergkristall in Faustkeilform. Er

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