Einladung in den Palast des Prinzen
fixiert, dass er es bestimmt selbst trainiert hatte, wie Mel vermutete. Allerdings musste sie erst einmal damit zurechtkommen, dass ihr Prinz sich ein Hausschwein hielt.
Doch wieso nannte sie ihn insgeheim „ihren“ Prinzen? Das war er ja nun wirklich nicht. Er hatte die falsche Frau abgeholt, nur deshalb war sie überhaupt hier.
Ihre Geschichte wäre sicher eine Veröffentlichung in einem der australischen Hochglanzmagazine wert, aber sie würde es Ric nicht antun, seine Privatsphäre zu verletzen.
Inzwischen war es ihr sowieso völlig unbegreiflich, dass sie ihn für einen Taxifahrer gehalten hatte. Auch unter dem Einfluss des starken Medikaments, das sie gegen ihre Allergie eingenommen hatte, hätte das eigentlich nicht passieren dürfen.
Als sie sich der Plantage näherten, fiel ihr plötzlich auf, wie verändert Ric war. Zwar hielt er immer noch ihre Hand, und das Trüffelschwein lief an der Leine neben ihm her. Und auch die Angestellten, denen sie begegneten, begrüßte er mit einigen freundlichen Worten. Aber er schien sich in sich selbst zurückgezogen zu haben und warf immer wieder prüfende Blicke auf die endlosen Reihen von Eichen. Je näher sie den Bäumen kamen, desto angespannter wurde er.
„Hallo, Winnow.“ Lächelnd reichte er dem etwa fünfzigjährigen Mann die Hand. „Das ist mein Gast Miss Watson“, stellte er sie dann vor.
So erklärte er also ihre Anwesenheit, sie war sein Gast. Machte das die Leute nicht neugierig? Und gab es nicht zu Spekulationen Anlass?
„Liegt das Ergebnis der Bodenanalyse schon vor? Ist etwa der pH-Wert schon wieder zu gering?“, erkundigte sich Ric besorgt.
„Nein, der Test hat nichts Besorgniserregendes ergeben, Durchlaucht. Aber in den letzten zwei Jahren …“
„War es, als wir endlich eine Veränderung feststellen konnten, zu spät zum Handeln. Wir haben die ganze Ernte verloren“, vervollständigte Ric den Satz.
„Ja, leider.“ Winnow verzog das Gesicht. „Ich habe einfach ein ungutes Gefühl bei der Sache, denn die Bodenproben von heute Morgen sehen meiner Meinung nach nicht so aus, als wäre alles in Ordnung.“
„Okay, dann lassen Sie uns sofort Maßnahmen ergreifen“, entschied Ric, ohne zu zögern. „Und wenn es noch so aufwendig ist und viel kostet, aber wir müssen dafür sorgen, dass der pH-Wert im alkalischen Bereich bleibt. Falls Sie es für erforderlich halten, wiederholen wir die Prozedur.“
„Es tut mir leid, dass ich Ihnen nichts Erfreulicheres mitteilen kann, aber mein Gefühl sagt mir …“
„Darauf werden wir hören“, fiel Ric dem älteren Mann ins Wort. „Leiten Sie alles Nötige in die Wege.“ Er führte das Trüffelschwein unter die Bäume und ließ es nach Herzenslust schnüffeln.
Während die beiden Männer immer wieder die Bodenbeschaffenheit prüften, unterhielten sie sich in ihrer eigenen Sprache, die sehr melodisch klang, wie Mel fand. Sie verstand natürlich kein Wort und folgte ihnen schweigend.
„Das Picknick machen wir da oben“, wandte Ric sich schließlich an sie und wies in Richtung Berghang.
Mel spähte in die Höhe. „Oh, was für ein romantischer Ort!“, rief sie begeistert, als sie die Bank und den Tisch unter einem überhängenden Felsen entdeckte. „Könnt ihr die Trüffel retten?“
„Ich hoffe es.“ Ric übergab Rufusina der Obhut seines Angestellten, und sie machten sich auf den Weg. „Nach zwei Missernten mit großen finanziellen Verlusten haben wir dieses Jahr Vorsorge getroffen.“
Nachdem sie den Aufstieg geschafft hatten, führte er sie zu dem geschützten Platz unter dem Felsvorsprung, und sie setzten sich auf die Bank.
Von der ungewohnten Anstrengung außer Atem betrachtete Mel die Umgebung, die schneebedeckten Berge, die riesigen Trüffelplantagen und den Ort Ettonbierre. „Der Trüffelanbau ist ein Spezialgebiet von dir, nicht wahr?“, nahm sie das Gespräch wieder auf. Das Thema begann sie zu interessieren.
„Ja, ich bin für alles verantwortlich, was damit zusammenhängt, vom Anbau bis zur Vermarktung.“
„Und außerdem tust du sehr viel für die Menschen von Braston.“
Ric nickte. „Ich versuche es zumindest. Momentan geht es ihnen nicht besonders gut. Das ganze Land leidet unter der Wirtschaftskrise.“ Er atmete tief durch. „Eigentlich wollte ich dir mein Anliegen erst beim Frühstück vortragen, aber es ist wahrscheinlich am besten, wir bringen es gleich hinter uns.“
Mel hielt die Luft an. Was kam da auf sie zu? Wieder ließ sie den Blick über
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