Einladung in den Palast des Prinzen
die märchenhaft schöne Landschaft schweifen. Trotz des luxuriösen Lebens, das er führte, vergaß er die Menschen des Landes nicht, deren Wohlergehen ihm sehr am Herzen lag, wie es schien. Es lohnte sich sicher, ihn besser kennenzulernen. Nur schade, dass sie dazu keine Gelegenheit haben würde.
Sie wandte sich zu Ric. „Was kann ich tun, um zu helfen?“
„Du bist ein überaus großherziger Mensch, nicht wahr?“ Es war eher eine Feststellung als eine Frage. „Du bist bereit zu helfen, obwohl du noch gar nicht weißt, um was ich dich bitten möchte.“
Sie senkte den Blick. „Okay, dann verrate es mir.“
„Wenn es dir möglich ist und deine Zukunftspläne es zulassen und wenn ich dich überzeugen kann, dass kein Risiko damit verbunden ist und du keine Nachteile erleidest“, begann er umständlich, „möchte ich dich bitten, an Nicolettes Stelle zu treten.“ Er sah sie mit seinen blauen Augen hoffnungsvoll an.
„Wie bitte?“ Sie konnte kaum glauben, was sie da gehört hatte. „Verstehe ich dich richtig? Bittest du mich, dich zu heiraten und eine Zeit lang deine Frau zu spielen?“
4. KAPITEL
„Mir ist klar, dass dir mein Heiratsantrag befremdlich vorkommt, nachdem du damit rechnen musstest, heute nach Australien zurückzufliegen.“ Ric blickte Mel fest in die Augen. Sein Interesse an ihr und der Wunsch, sie näher kennenzulernen, wurden immer stärker. Dass er sich zu ihr hingezogen fühlte, war jedoch nicht ungefährlich, es konnte seine Pläne durchkreuzen. Und das durfte er nicht zulassen.
Doch jetzt musste er ihr erst einmal genau erklären, wie er sich die ganze Sache vorstellte. Was bedeutete, dass er seinen Stolz überwinden musste, und das fiel ihm wahrhaftig nicht leicht. Aber was konnte ihm schon passieren? Im schlimmsten Fall weigerte sie sich, ihm den Gefallen zu tun.
Allerdings war er wirklich auf ihre Hilfe angewiesen, wie er sich sogleich eingestand. Sonst würde er eines Tages eine schwierige Ehe führen wie seine Eltern, oder er musste darauf verzichten, etwas für die Menschen in seinem Land zu tun.
„Darf ich offen reden?“
„Das ist wohl das Beste.“ Mels Stimme klang unsicher. „Ehrlich gesagt bin ich etwas verwirrt.“
„Was ich durchaus verstehen kann. Also, ich hatte beabsichtigt, deine Cousine einen Monat nach ihrer Ankunft zu heiraten.“
„Es sollte nur eine kurze Ehe werden, wie du bereits angedeutet hast, stimmt’s?“
„Ja. Es war vereinbart, dass wir uns nach drei Monaten wieder trennen, Nicolette wäre nach Hause zurückgekehrt, und wir hätten die Scheidung eingereicht.“
„Ah ja.“ Mel atmete tief durch und sah ihn nachdenklich an. „Du wolltest deinen Vater nach der Hochzeit vor vollendete Tatsachen stellen, oder? Was hast du dir davon versprochen?“
Ric schüttelte den Kopf. „Außer Nicolette, meinen Brüdern und meinem Assistenten sollte niemand etwas davon wissen. Es hört sich für dich sicher ziemlich berechnend und gefühllos an.“
„Ja, jedenfalls widerspricht es meiner Auffassung, dass eine Ehe ein ganzes Leben halten sollte.“ Mel beugte sich vor und streifte dabei versehentlich sein Knie. Prompt errötete sie. Seine Nähe und das deutlich spürbare Knistern zwischen ihnen verunsicherten sie.
„In meiner Familie wurden viele Ehen nur aus Gründen der Vernunft geschlossen.“ Ric zögerte und überlegte, wie er ihr seine tiefe Abneigung gegen eine solche Verbindung begreiflich machen sollte. „Entsprechend schwierig war dann das Zusammenleben“, fügte er schließlich hinzu.
„Auch für die Kinder aus solchen Ehen kann es eine schwierige Situation sein“, gab Mel zu bedenken.
„Nein, das sehe ich anders“, entgegnete er so vehement, als müsse er sich selbst überzeugen.
Er war es leid, sich immer wieder mit seinem Vater auseinanderzusetzen, der ihm seinen Willen aufzwingen wollte. Der Fürst musste endlich begreifen, dass sein jüngster Sohn seine eigenen Entscheidungen traf. Nur deshalb hatte Ric sich zu diesem Schritt entschlossen. „In den letzten zwei Jahren gab es bei uns viel zu viele Probleme. Schon die erste Missernte brachte die Menschen hier in finanzielle Schwierigkeiten. Ungefähr zur selben Zeit verließ meine Mutter den Palast. Damit hatte niemand gerechnet, denn sie hatte immer heile Welt gespielt.“
Melanie versuchte, ihre Überraschung zu verbergen. „Das hat sicher für Unruhe gesorgt.“
„So kann man es ausdrücken. Zum ersten Mal befand sich mein Vater in der Defensive.“
„Und du
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