Einladung in den Palast des Prinzen
und deine Brüder musstet plötzlich ohne eure Mutter auskommen.“ Mitgefühl klang in Mels Stimme mit. „Es ist immer schwierig, wenn man einen Elternteil verliert, egal, wie und warum.“ In ihren Augen lag auf einmal ein schmerzlicher Ausdruck. „Ich hoffe, du hast noch Kontakt mit ihr.“
„Wir sehen uns nur unregelmäßig, bei offiziellen Anlässen, wenn sich die ganze Familie versammelt.“ Die Beziehung zu seiner Mutter hatte sich nicht sehr verändert, denn sie hatte nie viel Zeit mit ihren Söhnen verbracht und sie immer wieder kritisiert. Doch das behielt er lieber für sich, er wusste nicht, wie Mel darauf reagieren würde.
„Meine Eltern sind vor vielen Jahren gestorben“, sagte sie leise. „Nach ihrem Tod habe ich bei meiner Tante, meinem Onkel und Nicolette gelebt.“
Ric nahm ihre Hand. „Das tut mir sehr leid.“
Von seinem Assistenten, den er gebeten hatte, Auskünfte über Melanie einzuholen, war er bereits entsprechend informiert worden. Den ausführlichen Bericht allerdings hatte Ric nicht gelesen. Er fand es nicht richtig, Mels Privatleben auszukundschaften, auch wenn es seiner eigenen Sicherheit diente.
„Danke.“ Behutsam zog sie die Hand zurück. „Durch die erste Missernte sind die Leute in Schwierigkeiten geraten, sagtest du. Dass es im nächsten Jahr gleich wieder eine gab …“
„Hat viele fast in den finanziellen Ruin getrieben.“ Ric stieß geräuschvoll den Atem aus. Während er sich bemüht hatte, einen Ausweg zu finden, hatte sein Vater das Problem gar nicht wahrhaben wollen. Der Fürst war zu sehr mit sich selbst und seinem Ärger darüber beschäftigt gewesen, dass seine Frau ihn verlassen hatte.
„Und damit nicht genug, auch die Tourismusbranche erlebte massive Einbußen, weil andere europäische Urlaubsziele plötzlich beliebter waren. Aber der Fremdenverkehr ist Anrais Spezialgebiet. Er besitzt mehrere Hotels, die insgesamt noch ganz gut ausgebucht sind, dennoch ist die Situation nicht zufriedenstellend.“
„Wahrscheinlich muss man den Urlaubern etwas ganz Besonderes oder Einmaliges bieten, um sie verstärkt ins Land zu locken“, meinte Melanie nachdenklich.
„So sehe ich das auch. Wir müssen alles daransetzen, dass es bei uns wieder aufwärtsgeht. Daher haben meine Brüder und ich uns immer wieder bemüht, unseren Vater durch gute Argumente davon zu überzeugen, wie groß die Probleme sind.“ Sie hatten die in Not geratenen Menschen aus eigener Tasche unterstützt, was jedoch keine dauerhafte Lösung sein konnte. Dafür reichten ihre finanziellen Mittel nicht.
Zwar war seine Familie keineswegs arm, sie besaß diesen prachtvollen alten Palast und war durchaus in der Lage, ihn zu unterhalten und einen der Fürstenfamilie angemessenen Lebensstil zu pflegen. Doch Rics Vater hielt seine Hand über alles und war nicht bereit, mit irgendjemandem über die Einnahmen und Ausgaben des Fürstentums zu reden. Nur dank eines größeren Erbes, das Ric und seine Brüder gut angelegt hatten, besaßen sie eigenes Vermögen.
„Obwohl du ganz andere Sorgen hast, willst du heiraten.“ Mel musterte ihn aufmerksam, obwohl ihr Herz zum Zerspringen klopfte. Sie konnte immer noch nicht glauben, dass er den Heiratsantrag ernst gemeint hatte. „Hoffst du, durch eine Eheschließung die finanziellen Probleme des Landes lösen zu können?“, fügte sie hinzu.
„Ja. Mein Vater hat meine Brüder und mich immer wieder gedrängt zu heiraten. Eigentlich müsste mein ältester Bruder Marcelo als Erster diesen Schritt tun, denn er ist der Erbe des Fürstenthrons.“
Mel nickte verständnisvoll. „Bei meiner Ankunft gestern war ich von der ganzen Pracht und dem Luxus im Palast vollkommen überwältigt. Es kam mir gar nicht in den Sinn, dass ihr vielleicht auch mit Schwierigkeiten zu kämpfen habt. Doch nur weil du und deine Brüder die Söhne des regierenden Fürsten seid, ist das Leben nicht automatisch leicht für euch, nehme ich an.“
„Das stimmt. Wir haben unseren Vater mehrfach darauf hingewiesen, mit welchen Problemen die Menschen hier kämpfen. Und wir haben ihm Lösungsvorschläge unterbreitet. Vor allem müsste das Land wieder ordentlich regiert werden, deshalb bemüht sich Marcelo seit Jahren, die Führung zu übernehmen.“ Ric atmete tief durch. „Schließlich war mein Vater zu Zugeständnissen bereit, allerdings nur unter bestimmten Bedingungen. Im Gegenzug dafür, dass er unserer Forderung entspricht, alles zu tun, was unser Land und die Menschen vor
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