Einladung in den Palast des Prinzen
wir natürliche Anbauflächen für Trüffel. Jahrhundertelang waren sie ausschließlich für die fürstliche Familie reserviert, was wahrscheinlich gar nicht mehr in die heutige Zeit passt.“ Er zuckte mit den Schultern. „Jedenfalls sind sie besonders schmackhaft. Ich werde den Abnehmern davon kleinere Mengen anbieten, wenn sie im Gegenzug bereit sind, wieder größere Mengen unserer kommerziell angebauten Trüffel zu bestellen. Sie werden begeistert sein über das Angebot, davon gehe ich aus.“
„Ah ja, das hört sich gut an“, meinte sie. „Und du musstest deinen Vater dazu bewegen, zuzustimmen, einen Teil der für euch bestimmten Pilze zu verkaufen.“
„Richtig. Es hat mich viel Mühe gekostet“, pflichtete er ihr bei. „Mein Vater ist sehr unflexibel und wehrt sich gegen jede Veränderung.“ Außerdem ist er starrköpfig, unnachgiebig und hat einen sehr starken Willen, fügte Ric insgeheim hinzu, während er Melanies schönes Gesicht betrachtete. Sie wirkte unschuldig und ein bisschen verunsichert, wie sie so dasaß auf der Bank neben ihm. Offenbar verstand sie etwas von geschäftlichen Dingen, denn sie schien sich sehr für das Thema zu interessieren.
Würde sie ihm helfen, aus dem Dilemma herauszukommen, in dem er steckte? Hatte er überhaupt das Recht, ihr zuzumuten, das alles auf sich zu nehmen?
„Ich möchte dir in keiner Weise schaden und dich zu nichts drängen“, sagte er deshalb. „Wenn du mir nicht helfen kannst, respektiere ich selbstverständlich deinen Entschluss.“
„Aber es geht dir ja darum, die Krise in deinem Land in den Griff zu bekommen und den Menschen weitere finanzielle Einbußen zu ersparen“, wandte sie ein. „Ich nehme an, du hast Nicolette zur Durchführung deines Plans ausgewählt, weil du nicht in sie verliebt bist und nichts für sie empfindest, oder?“
„Du hast es erraten. Das wäre die unkomplizierteste Lösung gewesen.“
„Okay. Ich bin noch nicht bereit, zu heiraten und mich für immer zu binden.“ Wird es jemals so weit sein? überlegte sie sogleich. Hatte sie überhaupt das Recht dazu? Doch wieso eigentlich nicht? Natürlich hatte sie auch dann noch das Recht dazu, wenn sie Ric heiratete und sich wenige Monate später wieder scheiden ließ. Energisch verdrängte sie die seltsamen Gedanken.
All den Menschen, die unverschuldet in Not geraten waren und nun mit den Schwierigkeiten irgendwie fertig werden mussten, konnte sie helfen, wenn sie Rics Vorschlag zustimmte. Und dann brauchte er sich auch nicht jetzt schon für den Rest seines Lebens zu binden. Vielleicht würde er später eine Frau finden, mit der er glücklich wurde. Seltsamerweise versetzte ihr dieser Gedanke einen Stich.
„Gut, ich mache es“, erklärte sie. „Um dir zu helfen, eure Probleme zu lösen, bin ich bereit, dich zu heiraten.“
„Bist du dir auch ganz sicher?“ Er beugte sich zu ihr.
„Völlig.“ Sie würde es tun, sozusagen als Wiedergutmachung dafür, dass er ihre Cousine nicht heiraten konnte.
„Danke, Melanie.“
„Gern.“ Lächelnd blickte sie ihn an. Plötzlich schluckte sie, denn sie ahnte, was jetzt kam: Er würde sie aus lauter Dankbarkeit küssen.
Sie hatte sich nicht getäuscht, denn fast im selben Moment legte er ihr die Hand auf die Schulter und küsste sie federleicht auf die Lippen.
Es fühlte sich wunderbar und wie etwas ganz Besonderes an. Das liegt sicher nur daran, dass er ein Prinz ist, versuchte sie sich einzureden.
Nein, das stimmt gar nicht, korrigierte sie sich rasch. Es hatte nur etwas mit ihm selbst und nichts mit seinem Titel zu tun, weil er sie so küsste wie noch kein anderer Mann zuvor.
Sie konnte nicht anders, sie erwiderte den zärtlichen Kuss, ohne darüber nachzudenken, was sie da tat. Sekundenlang schloss sie die Augen und vergaß alles um sich her. Wichtig war nur noch, dass dieser hinreißend attraktive Mann sie küsste und sie seine Küsse erwiderte. Schon in dem Augenblick, als sie in Melbourne in sein Auto gestiegen war, hatte er ihr viel zu gut gefallen.
Unter dem Einfluss des starken Medikaments war sie redselig geworden und hatte ihm alles Mögliche anvertraut – und dann auch noch während des Flugs an seiner Schulter geschlafen. Da war es eigentlich kein Wunder, dass es sich gut und richtig anfühlte, ihn zu küssen.
„Ric …“
„Hm?“, murmelte er an ihren Lippen.
„Küss mich noch einmal“, wollte sie ihn bitten und hätte nicht sagen können, ob sie es wirklich laut ausgesprochen hatte oder
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