Einladung in den Palast des Prinzen
schon an den Gedanken gewöhnt, in einer Woche verheiratet zu sein?“
„Nein“, gab Ric zu. Ihm war der gutmütige Spott in der Stimme seines Bruders nicht entgangen. Normalerweise hätte er keine Mühe gehabt, auf diesen leichten Ton einzugehen, doch dazu war er heute nicht in der richtigen Stimmung. Er konnte an nichts anderes denken als an die Frau, die er in der vergangenen Nacht in den Armen gehalten hatte.
Die gemeinsame Nacht hätte es nicht geben dürfen, daran konnte kein Zweifel bestehen. Aber es war passiert, und nun wusste er nicht, was er machen und wie es weitergehen sollte. Es gelang ihm nicht, Ordnung in seine Gedanken und Empfindungen zu bringen, er hatte das Gefühl, die Kontrolle verloren zu haben, und war durcheinander und verunsichert. Im Grunde konnte er nur so tun, als habe sich nichts verändert, auch wenn das nicht der Fall war.
Ich muss unbedingt mit Melanie reden, dachte er. Heute Nachmittag sollte die erste Probe stattfinden, doch vorher wollte er in Erfahrung bringen, wie Melanie sich ihm gegenüber verhielt. Es war nicht auszuschließen, dass er einen irreparablen Schaden angerichtet hatte. Vielleicht nahm sie es ihm übel, dass er sich nicht beherrscht hatte.
Doch trotz aller Ungewissheit sehnte er sich danach, sie zu umarmen, zu küssen und wieder eine Nacht mit ihr zu verbringen, wie er sich eingestand.
Es war jedoch sinnlos, sich in etwas hineinzusteigern, was nicht sein durfte. Er hatte eine Grenze überschritten und musste nun alles daransetzen, zu verhindern, dass sich so etwas wiederholte.
Er beschloss, sich auf das Fest in Ettonbierre zu konzentrieren, an das er gar nicht mehr gedacht hatte. Seine Brüder schienen es auch vergessen zu haben. Sie waren gestern Abend erst spät in den Palast zurückgekommen und hatten sich ihm heute Morgen angeschlossen, um mit dem Manager der Tourismuszentrale das weitere Vorgehen und die geplanten Neuerungen zu besprechen.
Sie hatten alle drei Pläne und Ziele, und sie halfen sich gegenseitig, sie durchzusetzen und zu erreichen. Die Wirtschaftskrise ihres Landes zu bewältigen, auch wenn sie dafür ihre Freiheit aufgeben mussten, war ihre vorrangige Aufgabe. Allerdings hoffte Ric, dass seine beiden Brüder die Forderung seines Vaters, endlich zu heiraten und sich lebenslang zu binden, genauso geschickt umgehen konnten, wie er es mit der Scheinhochzeit vorhatte.
Er schaute sich um. Es war schon alles für das Fest vorbereitet, für das Melanie mitten in der Nacht gebacken hatte. Ric lächelte in sich hinein. War es wirklich erst wenige Stunden her, dass er sie in der Küche vorgefunden und sie mit zurück in die Suite genommen hatte? Wahrscheinlich konnte sie wegen der bevorstehenden Hochzeitsprobe nicht schlafen und hat sich deshalb mit Backen abgelenkt, überlegte er. Und dann hatten sie sich geliebt, und obwohl es das erste Mal für sie gewesen war, hatte sie ihre beunruhigenden Gedanken eine Zeit lang vergessen können.
Dass sie miteinander geschlafen hatten, machte die Sache nicht besser, sondern eher schlimmer, denn dadurch entstanden neue Zweifel und noch mehr Fragen. Er musste sichergehen, dass Melanie nicht die Flucht ergriff und sich genau wie er an die Abmachung halten würde. Darüber hinaus konnte er nur hoffen, dass er seine Pläne mit seiner Unbeherrschtheit nicht selbst durchkreuzt hatte. Das Wichtigste war, sich nicht beirren zu lassen und das Ziel, das er sich gesetzt hatte, nicht aus den Augen zu verlieren. Alles andere musste dahinter zurückstehen. Und dann verstand er sich selbst nicht mehr, als sich plötzlich ein schreckliches Verlustgefühl in ihm ausbreitete, das ihn unendlich traurig machte. Die persönliche Freiheit, die er sich durch die kurze Ehe mit Melanie bewahren wollte, schien ihm plötzlich überhaupt nichts mehr wert.
Dass er mit ihr geschlafen hatte, veränderte alles, ob es ihm passte oder nicht. Es kam ihm so vor, als wäre seine ganze Welt aus den Fugen geraten, ohne dass er dafür eine Erklärung fand.
Die Empfindungen von Zufriedenheit und Freude, die ihn an diesem Morgen erfüllt hatten, als er mit Melanie in den Armen aufgewacht war, ließen sich mit nichts vergleichen, was er kannte. Umso ernüchternder hatte sich die Rückkehr in die Wirklichkeit angefühlt.
Wie hatte er eine so fatale Entscheidung treffen können? Da es für Melanie das erste Mal gewesen war, hatte sie sich von ihren leidenschaftlichen Gefühlen zu etwas verleiten lassen, das er mit seiner wesentlich größeren
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