Einladung in den Palast des Scheichs
ich, dass das eine lahme Ausrede ist. Eine halbe Stunde wirst du ja wohl erübrigen können. Wenn schon nicht für Elle, dann wenigstens, um diese Gerüchte zu zerstreuen.“
Bei diesen Worten horchte sie auf. „Was denn für Gerüchte?“
„Du kennst doch deine Tante Dora … Ihre Tochter Sara hat letztens durchblicken lassen, dass sie überall herumerzählt, du seiest immer noch nicht über Reed hinweg und kämst deshalb nicht zur Party.“
„Wohl kaum.“
„Ich weiß das“, stimmte Miranda ihr zu. „Und das habe ich auch zu Sara gesagt. Nur leider hat Tante Dora anscheinend schon mit Tante Betty und Tante Sally darüber gesprochen.“
Ärgerlich presste Emily die Lippen zusammen. Obwohl sie genau wusste, dass ihre Mutter versuchte, sie zu manipulieren, konnte sie den Gedanken nicht ertragen, dass so ein dämlicher Klatsch über sie verbreitet wurde. Ihr Stolz verlangte es, dass sie diesen Gerüchten entgegentrat.
Noch nicht über Reed hinweg! Also wirklich!
In diesem Moment wurde ihr plötzlich klar, dass sie ihrer Beziehung mit Reed tatsächlich nicht mehr nachtrauerte. Sicher, sie freute sich nicht gerade, dass er ihre Schwester heiratete – immerhin hatte sie jahrelang geglaubt, dass sie selbst eines Tages mit ihm vorm Altar stehen würde. Aber mittlerweile hatte sie erkannt, dass er schlicht nicht der Richtige für sie war.
„Um wie viel Uhr sind denn diese dummen Gesellschaftsspiele vorbei, die ihr schon so lange geplant habt?“, erkundigte sie sich vorsichtig.
„Spätestens gegen drei.“ Der Triumph in der Stimme ihrer Mutter hätte kaum größer sein können.
„Mehr als eine Stunde kann ich aber nicht bleiben.“
„Wundervoll!“ Wieder einmal hatte ihre Schwester bekommen, was sie wollte. „Oh, und die Brautjungfern werden alle in Pfirsich gekleidet sein. Also wähle bitte dein Outfit in dieser Farbe! Bis heute Nachmittag, Liebes.“
5. KAPITEL
Emily entschied sich für ein blutrotes Kleid, das für einen Sonntagnachmittag entschieden zu tief ausgeschnitten war. Doch das kümmerte sie überhaupt nicht. Ein paar sagenhafte High Heels und ein feuriger Blick komplettierten das Outfit.
Nur noch ein bisschen roter Lippenstift, und voilà! Wenn sie tatsächlich noch immer am gebrochenen Herzen litt, stand es ihr jedenfalls ausgezeichnet! Ja, sie handelte aus Trotz, aber Mirandas Worte hatten diese Verwandlung nur zum Teil bewirkt.
Missbilligend kniff ihre Mutter die Lippen zusammen, als sie ihr die Tür öffnete. Die Gäste, sämtliche Tanten und Cousinen sowie eine schnatternde Schar von Elles Freundinnen, saßen bereits im Wohnzimmer.
„Das ist nicht pfirsichfarben“, zischte sie und führte ihre Tochter zu den anderen Gästen.
„Nein, ganz und gar nicht“, bestätigte Emily kühl.
Als sie das Wohnzimmer betraten, kam Elle ihr mit einem strahlenden Lächeln entgegen. In ihrem bauschigen weißen Sommerkleidchen mit der breiten pfirsichfarbenen Schärpe erinnerte sie an ein Bonbon. Blonde Locken umrahmten ihr hübsches Lolita-Gesicht.
„Oh, Emily“, rief sie so laut, dass alle anderen Gäste sie hören konnten, und presste sie in einer theatralischen Geste so fest an sich, dass Emily glaubte, in der Wolke süßlichen Parfüms zu ersticken. „Du ahnst gar nicht, was du mir für eine riesige Freude machst! Dass du gekommen bist, ist wirklich das beste Hochzeitsgeschenk!“
Sofort begannen die übrigen Gäste zu tuscheln. Zwar konnte Emily ihre genauen Worte nicht verstehen, doch ihre Mienen sprachen Bände. Eine Welle von Neugierde und Mitleid schlug ihr entgegen.
„Ich habe dir aber auch noch ein anderes Geschenk mitgebracht“, meinte sie schließlich und entzog sich Elles Umklammerung. Ich habe es im Foyer auf den Tisch gelegt.“
„Oh, ich bin sicher, es wird mir gefallen.“
Das wagte Emily zu bezweifeln. Zumindest wäre es das erste Mal, dass etwas, das ihr selbst gefiel, auch den Geschmack ihrer Schwester traf. Das heißt, wenn man einmal von Reed absah.
„Ich habe den Kassenzettel beigelegt, falls doch nicht.“
„Warum holst du dir nicht erst einmal einen Drink und leistest uns dann ein bisschen Gesellschaft?“, schlug ihre Mutter vor.
Noch fünfundfünfzig Minuten, stellte Emily mit einem Blick auf die Uhr fest. Kaum die Zeit, die sie für ein gutes Soufflé benötigte. Wenigstens waren die Gesellschaftsspiele schon vorbei. Die fand sie wirklich unerträglich. Und bestimmt würde ein Gläschen Punsch die ganze Sache etwas angenehmer machen. Besonders
Weitere Kostenlose Bücher