Einladung in den Palast des Scheichs
wenn Tante Sally ihn bereits ein wenig mit Rum ‚nachgewürzt‘ hatte.
In der Küche füllte sie ihr Glas mit dem Getränk, das ihrem Kleid im Farbton um nichts nachstand. Nach dem ersten Schluck schloss sie dankbar die Augen. Auf Tante Sally war Verlass!
Als sie ins Wohnzimmer zurückkehrte, stellte sie zu ihrem Entsetzen fest, dass der einzige freie Platz sie ausgerechnet an Tante Doras Seite zwang.
„Sieht so aus, als hättest du heute Abend noch einiges vor“, stellte diese mit einem Seitenblick auf das Outfit ihrer Nichte fest.
„Ja, ich gehe noch aus“, schwindelte Emily. „Und ich werde nicht genug Zeit haben, vorher nach Hause zurückzukehren und mich umzuziehen.“
„Oh? Gibt es etwa einen neuen Mann in deinem Leben?“, fragte ihre Tante mit unverhohlener Neugier.
Unwillkürlich dachte sie an Dan. „Bisher ist es nichts Ernstes. Wir haben uns gerade erst kennengelernt.“
„Sieht er gut aus?“
„Und wie! Einfach fantastisch.“ Das jedenfalls war keine Lüge!
Herzlich nahm Dora ihre Hand und drückte sie. „Ich freue mich wirklich sehr für dich! Gut, dass du endlich über Reed hinweg bist.“
Emily nahm einen weiteren Schluck Punsch. „Ja, das ist Geschichte.“
Wenn sie gehofft hatte, dass ihre Tante sich damit zufriedengeben würde, hatte sie sich gehörig getäuscht. Die ältere Dame fand sofort einen neuen Grund, sie zu bemitleiden.
„Dass deine Schwester zuerst heiratet, muss wirklich furchtbar für dich sein. Immerhin ist sie beinahe sechs Jahre jünger als du. Aber wenigstens hast du jetzt auch jemanden kennengelernt.“ Eigentlich wollte Emily etwas erwidern, doch Tante Dora ließ sie nicht zu Wort kommen. „Und du hast auch noch Zeit. Wann wirst du dreißig? Doch erst im nächsten Jahr, oder?“
In genau achteinhalb Monaten. Bis eben hatte sie darüber nicht einmal nachgedacht.
„Mein Christinchen sagt, dass viele Frauen das Bedürfnis haben, sich in einer Karriere auszuprobieren, ehe sie heiraten und Kinder bekommen. Um genau zu wissen, was sie später nicht vermissen, wenn sie ihren Job für die Familie aufgeben.“
Ah, ja. Christine! Woher die wohl ihre Weisheit nahm? Schließlich hatte sie mit achtzehn Jahren geheiratet, kaum dass sie die Schule beendet hatte. Und auch wenn Tante Dora hartnäckig behauptete, dass der kleine Jimmy zwei Monate zu früh geboren worden war, bei einem acht Pfund schweren Baby, kaufte ihr das keiner so recht ab.
„Ja, die Geschäftswelt ist ein Haifischbecken“, seufzte Emily in der Hoffnung, dass es aufrichtig klang.
„Da macht man endlose Überstunden und schuftet bis zum Umfallen, und wofür? Um in eine leere Wohnung zurückzukehren?“ Missbilligend schüttelte Tante Dora den Kopf. „Nein, nein! Bloß gut, dass du jetzt jemanden kennengelernt hast. Wer weiß, vielleicht trittst du ja bald in Elles Fußstapfen?“
„Ja, hoffentlich.“ Sie wurde immer besser in diesem Spiel. Allerdings war jetzt ihr Glas mit dem nachgewürzten Punsch leer, und sie fühlte sich ein wenig beschwipst.
Doch schon wenige Sekunden später entschied Emily, dass es Zeit wurde für ein weiteres Glas Punsch. Nämlich als ihre Mutter plötzlich ein Spiel vorschlug, bei dem die Gäste in einen Wettstreit treten sollten, wer von ihnen das Brautpaar am besten kannte.
Eigentlich hatte Madani keinen Grund, Emily anzurufen. Das Menü für nächsten Samstag stand fest, und er hatte die Anzahlung geleistet. Ruhelos lief er in seiner Suite im Ritz Carlton auf und ab. Irgendetwas musste ihm doch einfallen! Und wie immer, wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, bekam er es auch.
Lächelnd wählte er ihre Festnetznummer. Als ihr Anrufbeantworter ansprang, fluchte er kurz und legte auf, ohne eine Nachricht zu hinterlassen. Aber so leicht wollte er nicht aufgeben. Auf ihrer Visitenkarte stand doch auch eine Handynummer.
Als sie abhob, konnte er bei all den Hintergrundgeräuschen ihre Stimme kaum ausmachen. Wahrscheinlich machte sie gerade das Catering für irgendeine Party.
„Dan, was für eine Überraschung!“
„Störe ich gerade?“, fragte er entschuldigend. „Vielleicht sollte ich besser später noch einmal anrufen, wenn Sie nicht so beschäftigt sind.“
„Nein!“, rief sie beinahe verzweifelt.
„Ist alles in Ordnung?“
„Nicht einmal annähernd“, erwiderte sie dumpf. „Ich bin heilfroh, dass Sie anrufen!“
Lächerlich, wie glücklich ihn diese Worte machten!
„Bitte, Sie müssen mir einen Gefallen tun.“
„Gern. Was auch
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