Einladung in den Palast des Scheichs
du, wie viele Spitzenköche für eine solche Gelegenheit einen Mord begehen würden? Stell dir vor, was das für deine Karriere bedeuten wird: ‚Emily Merit, Chefköchin des Scheichs von Kashaqra‘.“
„Anscheinend hast du vergessen, dass ich für das Menü seiner Verlobungsparty verantwortlich wäre?“
„Ich habe nie behauptet, dass es einfach sein wird. Aber vielleicht hilft es dir ja auch dabei, über ihn hinwegzukommen. So wie man nach und nach gegen ein Gift immun werden kann, wenn man es in kleinen Mengen schluckt.“
Emily blieb skeptisch.
„Außerdem träumst du seit Jahren von deinem eigenen Restaurant. Endlich bietet sich dir eine Möglichkeit, diesen Traum zu verwirklichen. Du musst das Private vom Geschäftlichen trennen. Eine solche Chance bekommt man nur einmal im Leben.“
„Ich weiß nicht so recht.“ Aber darüber nachdenken würde sie.
Plötzlich grinste Donna über das ganze Gesicht. „Und weißt du, was das Beste ist? Du hättest ein wasserdichtes Alibi, weshalb du nicht an der Hochzeit deiner Schwester teilnehmen kannst.“
Donnas letztes Argument war unschlagbar gewesen. Eine sagenhafte Chance für ihre Karriere und ein perfekter Grund, nicht auf Elles Hochzeit zu erscheinen. Selbst Emily konnte da nicht widerstehen. Dass sie Madanis Heimatland kennenlernen und noch einmal in seiner Nähe sein könnte, hatte rein gar nichts mit ihrer Entscheidung zu tun. Trotzdem dachte sie noch zwei Tage darüber nach, ehe sie ihm Bescheid gab.
Kurz bevor er zum Flughafen fuhr, rief sie ihn schließlich an. „Ich habe mich dazu entschieden, dein Angebot anzunehmen“, sagte sie, sobald er abhob. „Ich werde nach Kashaqra reisen und bei den Vorbereitungen für deine … dein Fest helfen.“
„Emily, ich …“
Doch sie ließ ihn nicht ausreden. „Für mich ist es eine einzigartige Gelegenheit, meine Kochkünste international bekannt zu machen und aufzusteigen. Eine Freundin hat mir diesbezüglich die Augen geöffnet. Eine solche Chance kann ich mir wirklich nicht entgehen lassen.“
Ein unangenehmes Schweigen trat ein. Dann erwiderte er leise: „Ich bin froh, dass du es so siehst.“
„Eine Bedingung habe ich jedoch.“
„Welche?“
„Ich möchte noch vor der Ankündigung deiner Verlobung zurückreisen.“ Schließlich war eine Überdosis Gift trotz aller Immunisierung noch tödlich.
Im folgenden Monat stelle Emily Dutzende von köstlichen Gerichten zusammen, die sie per E-Mail an Madani schickte. Jedes Mal bekam sie die gleiche Antwort:
Vielen Dank. Ich freue mich schon auf dein Kommen. M.
Meinte er es ernst? Oder wollte er nur höflich sein?
Viel Zeit, sich darüber den Kopf zu zerbrechen, hatte sie jedoch nicht. Dank Mrs. Hendersens Werbung für die ‚Chefköchin des Scheichs‘ war ihr Arbeitspensum um ein Vielfaches angestiegen. Zusätzlich überwachte sie die Umbauarbeiten, die sie für ihr Restaurant The Merit in die Wege geleitet hatte.
Ein paar Wände mussten entfernt werden, um den Gastraum großzügiger zu gestalten. Auch in der zukünftigen Küche waren umfassende Renovierungsarbeiten notwendig. Danach würden zwar all ihre Ersparnisse restlos aufgebraucht sein, doch Emily zweifelte nicht daran, dass die Bank ihr einen Kredit für die nötigen Geräte und Einrichtungsgegenstände gewähren würde. Schließlich standen ihr die Räumlichkeiten zwei Jahre lang mietfrei zur Verfügung. Das würde als Sicherheit genügen.
Obwohl sie aufgeregt war, dass ihr Traum vom eigenen Restaurant so bald in Erfüllung gehen würde, hatte sie doch ein weitaus intensiveres Glücksgefühl erwartet. Stattdessen gab es Momente, in denen sie sich leer fühlte. Und die Tatsache, dass Madani ihr nicht aus dem Kopf gehen wollte, half auch nicht gerade.
Während einer ihrer Baustellenbesichtigungen klingelte plötzlich ihr Handy. Als Emily sah, wer sie zu erreichen versuchte, zog sie eine Grimasse. Sie wusste schon, was Elle von ihr wollte.
„Emily? Ich bin gerade im Brautmodenladen, und ich muss jetzt sofort wissen, ob du eine meiner Brautjungfern sein wirst oder nicht. Sonst kann das Kleid nicht mehr für Constance weiter gemacht werden“, beschwerte sich ihre Schwester vorwurfsvoll – und wie immer ohne Gruß.
Seufzend strich Emily sich mit der Hand über die Stirn. „Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass ich nicht deine Brautjungfer spielen kann? Du weißt doch, dass ich im Ausland sein werde, weil ich für ein großes Event engagiert wurde.“
Als ihre Mutter davon erfahren
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