Einladung zur Hochzeit
nach Hause zurück, Mutter und Tante Tess würden mich verrückt machen. Es ist ein einziges Durcheinander, Ashley. Was soll ich nur tun?"
Ihre beste Freundin fuhr ihr über das Haar und drückte sie an sich, dann ging sie eine Schachtel mit Papiertaschentüchern holen. "Hier. Wisch dir die Tränen ab, putz dir die Nase und erzähl mir alles."
Josie tupfte sich die Tränen aus den Augen und putzte sich die Nase und zog gleich noch ein Taschentuch aus der Schachtel für den frischen Tränenfluss, der nicht enden wollte.
"Die ganze Stadt redet darüber. Was soll ich dir denn noch erzählen, Ashley?"
"Das Wichtigste von allem. Liebst du Ben?"
"Ich hasse ihn. Er hat mit mir geschlafen, dann setzte er sich ab. Ich traf ihn vorhin im Park, und er bedauert es kein bisschen. Er ist nur ... er ist stark und großartig und wunderbar und ... Oh, Ashley, ich liebe ihn so sehr, dass ich ohne ihn nicht atmen kann."
"Dann müssen wir jetzt eben überlegen, wie wir ihn 137
wieder zurückbekommen."
"Er kommt nicht zurück. Er ist der dickköpfigste Mann, den es gibt."
"Warum eist er gegangen? Hat er dir das gesagt? Und was hast du ihm gesagt?
Darüber weiß ich gar nichts. Klatsch hat nichts mit der Wahrheit zu tun."
"Er hat mir überhaupt nicht die Gelegenheit gegeben, auch nur ein Wort zu sagen." Josies Gefühle schwankten wie wild zwischen Verzweiflung und Ärger.
Im Augenblick hatte der Ärger die Oberhand. Sie biss heftig in ihr Brot. "Alles ging so schnell." Sie schnippte mit den Fingern. "Erst liegt er in meinem Bett und gibt mir das Gefühl, ich sei etwas ganz Besonderes, und gleich darauf ist er zur Tür hinaus."
"Du liebst ihn also."
"Ja, nur ... er liebt mich nicht."
"Ich gehe jede Wette ein, dass er dich liebt. Männer kriegen es mit der Angst zu tun, das ist alles."
"Wie willst du das wissen?"
Ashley warf ihr einen nachdenklichen Blick zu. Dann senkte sie den Blick und fing an zu essen. Nach einer kleinen Weile sagte sie: "Und nun erzähl mir genau, warum er gegangen ist."
"Er sei ein Außenseiter hier bei uns, hat er mir erzählt, und er wolle mich da nicht reinziehen."
Glennella Mae Wages kam Josie in den Sinn, und ihre launischen Gefühle schwangen zum Zorn um. Sie schlug mit der Faust so kräftig auf den Tisch, dass Bruiser von seinem Platz beim Fenster, wo er gedöst hatte, hochsprang und bellte.
"Kannst du das fassen, Ashley? Diese Bosheit. Die haben vielleicht Nerven!
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Die strömen in seine Praxis, damit er sich um ihre Wehwehchen kümmert, aber wenn es darum geht, mit ihm gesellschaftlich zu verkehren, dann ist er, ein Indianer. Es macht mich so zornig, dass ich die ganze Stadt verprügeln könnte."
"Ich hab eine bessere Idee."
"Tatsächlich?"
"Ja. Wir ändern das Verhalten der Stadt."
"Wie sollen wir das machen? Nicht einmal ich hab's geschafft, deren Verhalten mir gegenüber zu ändern, wie soll's einem anderen gelingen, der nicht hier geboren ist?"
"Wir lassen Ben Geld streuen."
"Vielleicht bin ich schwer von Begriff, Ashley, aber ich weiß nicht, was du damit meinst."
"Meine liebe alte Tante Hetti, Gott hab sie selig, wird uns helfen. Da ich ihre einzige Erbin bin, bin ich auch der Stadt großzügigste Unterstützerin, obwohl es keiner weiß."
"Was hat das mit Ben zu tun?"
"Ich war gerade beim Überlegen, ob ich dem städtischen Amt für Sport, Park und Freizeitgelände nicht einen großmütigen Scheck ausstellen soll, um ihnen bei der Geldbeschaffung für das neue Baseballstadium zu helfen.
Anonym natürlich. Nur werde ich ihnen diesmal einen Wink mit dem Zaunpfahl geben, dass das Geld sehr wohl vom neuen Doktor stammen könnte. Einmal das und dann noch ein paar entsprechende Gerüchte, die wir verbreiten, sollten den Zweck erfüllen."
"Hey, das ist ein toller Einfall, Ashley Geld regiert die Welt. Ich hab gar nicht gewusst, dass ich eine solch gerissene Freundin habe."
"Du weißt nur die Hälfte davon."
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Und dann fuhr Ashley mit ihrem raffinierten Plan fort, und Josie hörte ihr sehr genau und bewundernd zu.
Als Josie in ihrem tollen roten Kleid im Sprechzimmer seiner Praxis auftauchte, fiel Ben fast vom Stuhl. Er warf einen Blick auf die Sprechanlage, als ob er sich vergewissern wollte, ob sie immer noch da war. Es sah Nettie Jean überhaupt nicht ähnlich, jemand unangemeldet in sein Sprechzimmer hineinzulassen. Es sah ihr nicht einmal ähnlich, irgendjemand ohne Termin an der Rezeption vorbeizulassen. Sie bewachte die Praxis mit der Entschlossenheit einer
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