Einmal auf der Welt. Und dann so
Stichwörter. Streng gedacht ist der Haifisch eine Spur Gottes, die direkt zum Schöpfer führt. Nicht etwa durch den Haifischzahn, sondern durch den Menschen wird die Schöpfungsordnung durcheinandergebracht. Ich habe nie von einem perversen Haifisch gehört. In keinem einzigen Meer ist man bisher auf einen perversen Haifisch gestoßen, das heißt auf einen, der den Menschen, der im Wasser nichts verloren hat, nicht weggebissen hätte und stattdessen lieber anderen, ich möchte sagen: unnatürlichen Vergnügungen nachgegangen wäre, ich denke jetzt vom Hai und der Schöpfungsordnung aus.
Wir sind alle Stellvertreter Gottes, einerlei, wo wir als sein Geschöpf gerade stehen oder liegen, kriechen oder fliegen oder schwimmen. Der Hai ist der Bevollmächtigte Gottes unter Wasser. Überall werden seine Zähne seinen Namen verkünden. Ist das nicht herrlich! Wir sind schon fast in der Mystik. Wenn Sie wollen, haben wir hier auch schon einen ersten Gottesbeweis: dass du gefressen wirst, offenbart, dass es etwas Höheres gibt als dich. Auch der gottloseste Seefahrer könnte die Spur erkennen, die vom Haifischzahn und weiter zum Schöpfergott und letzten Grund aller Dinge führt. Aber oftmals will er nicht und stirbt einen blutig sinnlosen Haifischtod, was es für einen geistig Blinden auch tatsächlich ist.
Wirf mich ins Wasser! Es pikst vielleicht etwas. Du landest im Haifischmaul. Anders gesehen landest du aber im Paradies! Du zitterst zwar etwas, dir wird flau im Bauch. Aber vielleicht hilft dir die Vorstellung, dass du jetzt als Leckerbissen dienst. Das ist im Grunde ein wunderbares Geheimnis. Der Opfergedanke gehört strenggenommen in diesen Zusammenhang. Du opferst dich stellvertretend für diesen Haifisch und für alle Haifische deines Lebens.
Das Leben ist Leiden, aber der Mensch sträubt sich dagegen. Das Leben ist gefährlich. Aber schon das Karnickel will nichts davon wissen, obwohl es wissen müsste, dass das Leben nichts anderes ist als Leid und Gefahr. Aufgrund seines Instinkts, du aber? Hast du ein Gewissen und einen Schutzengel? Was also? Warum Gut und Böse, klein und groß, Wasser und Land, hier und dort nicht unterscheiden wollen?
Hast du dich in das Schmerzgeheimnis eingelebt, wirst du keine dummen Fragen mehr stellen. Willst du, dass dein Haifisch verhungert? Du wirst jetzt wissen, dass das Haifischmaul nicht eigentlich Schmerz und Tod in Aussicht stellt, sondern eigentlich Erlösung und ewiges Leben. Dein Verschwinden im Haifischmaul ist der Anfang deiner ewigen Herrlichkeit. Der Dummkopf sagt: Schmerz und Unsinn. Ich sage: Erlösung und Herrlichkeit. Es vollzieht sich vor deinen Augen, durch dich, in dir, mit dir eine Verinnerlichung grandiosen Ausmaßes, deren scharlachrotes Gesicht dich nicht schrecken kann. Alles fließt hier zusammen: Sinn und Unsinn, Seele und Blut, Schmerz und Opfer, Erlösung und Herrlichkeit, Hingabe und Vollendung, Jüngster Tag und himmlische Liebe. Weißt du endlich, dass sich hier an dir ein letzter Akt der Liebe vollzieht? Du weißt es nicht?
Eine dem Frieden dienende Liebesmission lässt ihn die Meere durchstreifen. »O Haifischzahn! Himmlisches Geheimnis! Sinngeheimnis! Himmlisches Heilswerkzeug!« Ich kann gar nicht genug glauben, verriet mir mein Pater. Er hatte sich in seinen Glauben hineingesteigert.
Aber ich, am Anfang evangelisch, habe nie wieder durch einen Geistlichen etwas besser verstanden. Alles war einleuchtend.
Sie fahren jetzt nach Südamerika. Wollen Sie sich nicht lieber gleich opfern?
Wollen wir nicht zusammen ins Wasser springen?
Aber dann haben die Indianer keinen mehr, der ihnen die göttlichen Geheimnisse verkündet.
Ich wollte lieber noch den Umweg über Patagonien machen, sagte Fritz.
Schön, dass der Mensch so weit fahren kann, sagte der Pater. Die Kreatur leidet, aber das Geheimnis ist herrlich! - Das war vom heiligen Laurentius von Schnüffis. Kommen Sie, ich will Sie segnen.
Er segnete mich.
Und zu Hause wartete man auf eine Beschreibung von Rio!
Ich stieß auf Galina Pawlowna
Eine Hymne auf die Füße von einst, bevor sie müd waren!
Nachdem sie hier angekommen war (in einem der Winter nach dem Krieg, Fritz wusste nicht mehr genau, in welchem), blieb sie auch gleich hängen, bis zum heutigen Tag, mehr als vierzig Jahre. Eine Russin, sagten sie in Pico Grande vereinfachend. Sie kam aus der Ukraine, von den Deutschen nach Deutschland geraubt, danach von den Engländern beschlagnahmt und ums Haar an Stalin abgeschoben, sagte
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