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Einmal durch die Hölle und zurück

Einmal durch die Hölle und zurück

Titel: Einmal durch die Hölle und zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josh Bazell
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»Klar.«
    »Dylan, du weißt, wo die Toilette ist. Urinbecher stehen im Medizinschrank.«
    »Wo ist der Bohrer?«, frage ich. »Für den Fall, dass wir während Ihrer Abwesenheit einen brauchen.«
    »Zweite Schublade von unten. Ein Black und Decker. War nur Spaß, Dylan!« Im Vorbeigehen raunt McQuillen mir zu: »Auch wenn’s stimmt.«
     
    »Mann, der hat’s Ihnen aber gezeigt«, sagt Dylan, immer noch, ohne den Mund aufzumachen. Ich nähe ihm gerade die Stirn und halte den Hautlappen mit einer Pinzette fest.
    »Sag das noch mal, wenn wir durch deine Schädeldecke bohren.«
    »Mann, Sie sind ein echt krasser Arzt.«
    »Hm hmm.« So krass, dass ich drauf und dran bin, ihn über den White Lake auszuquetschen. Bevor ich darüber nachdenken kann, wie schäbig das ist, frage ich: »Wenn der See, an dem wir vorbeigekommen sind, nicht der White Lake war, wo ist er dann?«
    »Nicht hier in der Nähe.«
    »Ich dachte, Ford wäre der nächstgelegene Ort.«
    »Das stimmt. Aber der White Lake liegt draußen in den Boundary Waters.«
    »Wo in den Boundary Waters?«
    »Weit draußen. Mindestens ein paar Tage entfernt. Hängt davon ab, wie schnell Sie paddeln können.«
    »Und was hat es damit auf sich?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Violet und ich überlegen hinzufahren.«
    »Tun Sie’s nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Weil der See ätzend ist.«
    »Inwiefern?«
    Vermutlich habe ich mit etwas zu großem Interesse gefragt. Er verstummt.
    »Dylan?«
    »Keine Ahnung. Vergessen Sie, dass ich was gesagt habe.«
    »Du hast nichts gesagt.«
    Er zappelt herum, und ich muss aufhören zu nähen.
    »Was ist?«, frage ich.
    »Mann, wenn Sie ein Cop sind, könnten wir dann mit dem Nähen warten, bis der richtige Arzt zurückkommt?«
    »Ich bin kein Cop.«
    »Mann, ich weiß nichts über diese Sache.«
    »Welche Sache?«
    »Die Leute, die umgekommen sind. Das wollen Sie doch hören, stimmt’s?«
    »Die Leute, die
umgekommen sind
? Wovon redest du da?«
    »Sie haben doch davon angefangen.«
    »Nicht von Leuten, die umgekommen sind.«
    Ich trete einen Schritt zurück, um ihm ins Gesicht zu schauen, doch er weicht meinem Blick aus.
    »Ich hab sie nicht gekannt. Sie waren älter als ich«, sagt er.
    »Was ist passiert?«
    »Echt jetzt, Mann. Ich weiß es nicht.«
    »Was könnte passiert sein?«
    »Sie wurden gefressen. Okay?«
    »Sie wurden
gefressen

    »So was machen Tiere mit ihren Zähnen.«
    »Danke für die Erklärung. Wovon wurden sie gefressen?«
    Bevor er es mir erzählen – oder sich herausreden – kann, steht McQuillen in der Tür und unterbricht unser Gespräch. »Doktor, kann ich Sie kurz unter vier Augen sprechen, wenn Sie mit dem Nähen fertig sind?«
     
    McQuillens Ton lässt befürchten, er könnte irgendwas in Dylans Urin gefunden haben. Doch als wir uns in dem Behandlungszimmer auf der anderen Seite des Flurs befinden – es ist leer, nicht mal ein Untersuchungstisch – stellt sich heraus, dass er bloß wütend ist. »Doktor, wenn Sie sich schon wie ein Trottel aufführen wollen, würde ich es begrüßen, wenn Sie das nicht vor meinen Patienten tun.«
    Ich bin erleichtert und gleichzeitig verlegen.
    »Sie haben Dylan nach einem Ungeheuer im White Lake gefragt«, sagt er.
    »Irgendwie schon, ja.«
    »Warum?«
    »Ich hab gehört, dass es da eins gibt. Und Dylan hat es bestätigt.«
    »Von wem haben Sie das gehört?«
    »Einem Mann namens Reggie Trager.«
    »Unter welchen Umständen?«
    Ich sehe keine Veranlassung, warum ich lügen soll. »Er hat dem Mann, für den ich rausfinden soll, ob das Ungeheuer echt ist, eine DVD darüber geschickt.«
    McQuillen sackt gegen den Türrahmen. »Ach du lieber Himmel. Nicht schon wieder.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Und diesmal macht es
Reggie Trager
öffentlich?«
    »Er veranstaltet eine Tour für reiche Leute, die das Ungeheuer sehen wollen. Was meinen Sie mit ›Nicht schon wieder‹? Ist das schon mal passiert?«
    McQuillen blinzelt und verzieht frustriert das Gesicht. »Vor ein paar Jahren haben in Ford einige Leute versucht, einen Schwindel um ein Ungeheuer aufzuziehen. Keine Entdeckungstour, soweit ich weiß, nur das Gerücht, dass es ein Ungeheuer gäbe. Sie entschieden sich für den White Lake, weil er schwer zu erreichen und auf keiner Karte eingezeichnet ist. Das einzig Intelligente an ihrem Plan.«
    »Und was sollte das Ganze?«
    »Ford ist ein Bergwerksort. 2006 hat Norville Rogers Ford der Neunte, oder der wievielte auch immer, das Bergwerk verkauft, um in Nordflorida

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