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Einmal durch die Hölle und zurück

Einmal durch die Hölle und zurück

Titel: Einmal durch die Hölle und zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josh Bazell
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Empfangshütte herrscht Hochbetrieb. Del hat uns am Parkplatz abgeholt und direkt hergebracht.
    »Können Sie uns wenigstens verraten, wer der Schiedsrichter ist?«, fragt Violet.
    Reggie schüttelt den Kopf. »Wissen Sie, ich habe darum gebeten und bekam zur Antwort, dass es trotz der Verzögerung geheim bleiben muss. Aus rechtlicher und persönlicher Sicht muss ich das respektieren. Ich bitte Sie nochmals um Entschuldigung.«
    Er wirkt müde und vielleicht enttäuscht, aber nicht besonders besorgt. Langsam frage ich mich, ob es je einen konkreten Schiedsrichter gab. Jemanden, den Reggie für verlässlich hielt, der ihn jetzt aber hängen gelassen hat. Oder ob es die ganze Zeit nur ein Lotteriespiel war, mit Angeboten an alle Leute, die vielleicht so dumm oder habgierig sind, die von Reggie genannte Summe zu akzeptieren. Bloß für eine korrupte Tat im Schutz des Waldes.
    Wenn es ein Lotteriespiel ist, dann kann ich verstehen, dass Reggie es noch eine weitere Nacht durchziehen will.
    »Wir sind immer noch an der Tour interessiert«, sagt Wayne Teng.
    Tyson Grody meint: »Auch für uns ist es okay zu warten.«
    »Wir denken drüber nach«, knurrt der grimmige Safarityp.
    Reggie blickt Violet und mich an. »Wir müssen das mit unserem Boss absprechen«, erklärt Violet.
    »Danke«, sagt Reggie. »Ich danke Ihnen.« Er wirkt aufrichtig gerührt, doch vielleicht tränt auch nur sein starr aufgesperrtes Auge.

13 CFS Lodge, Ford Lake, Minnesota
    Immer noch Freitag, 14 . September
    »Eins würde ich gern wissen«, sagt Fick, der grimmig blickende Safarityp. Zu Violet, obwohl sie gerade isst und so tut, als würde sie es nicht merken. »Warum muss die Evolution der Bibel widersprechen?«
    Reggies Männer Del und Miguel, die an unserem Ende des Tisches sitzen, spitzen die Ohren. Vorhin hat sich Fick als »Geschäftsmann« vorgestellt und seine Frau, »Mrs Fick«, als »Hausherrin« bezeichnet. »Das ist cool«, erwiderte Miguel. »Wir bauen auch Häuser.« Woraufhin Del, Violet und ich lachen mussten. Sogar Mrs Fick hat gelächelt, doch ihr Mann fand es anscheinend nicht besonders witzig.
    Auch der Bodyguard der Teng-Brüder, der bei uns am Tisch sitzt, hat nicht gelächelt – entweder weil er, wie Teng gesagt hat, kein Englisch versteht oder so tut, als ob – und dasselbe gilt für Davey, unseren ernsten jungen Guide.
    Wie sich herausgestellt hat, ist Davey mit einer genauso gertenschlanken, wettergegerbten Frau namens Jane verheiratet, die auch als Guide für Reggie arbeitet. Im Moment sitzt Jane am anderen Ende des Tisches, direkt neben Tyson Grody.
    An Daveys Stelle wäre ich besorgt. Ich würde Grody nicht gerade als attraktiv bezeichnen, doch er hat die Energie und Schamlosigkeit eines Mungos. Als Violet und ich mit ihm bekannt gemacht wurden, stellte er uns seine Bodyguards doch wahrhaftig als »meine Blackberrys« vor. Keiner von beiden schien diesen Spruch oder Grody im Allgemeinen als Beleidigung anzusehen.
    »Miss«, sagt Fick.
»Miss.«
    »Reden Sie mit mir?«, fragt Violet schließlich.
    »Na klar.«
    »Können Sie mir den Mais reichen?«, bittet sie.
    Genau, wie ich’s mir gedacht habe. Sahnemais habe ich seit meiner Kindheit nicht mehr gegessen. Besonders weil die angebrannten Körner untergemischt sind, schmeckt das Ganze phantastisch.
    Fick schiebt den Mais rüber und fragt: »Warum
muss
die Evolution der Bibel widersprechen?«
    Violet füllt sich etwas auf den Teller. »Ich weiß nicht. Ist das denn so?«
    »Meiner Meinung nach nicht.«
    »Okay.«
    »Aber ich würde sagen, während viele Menschen, die an die Bibel glauben, Respekt vor Naturwissenschaftlern haben, kann man das umgekehrt nicht behaupten. Woran liegt das?«
    »Keine Ahnung«, sagt Violet.
    »Glauben
Sie
an die Bibel?«
    Sie sieht ihn an. »Sie fragen mich nach meinem religiösen Glauben?«
    »Wieso, sind Sie Atheistin? Nach meiner Erfahrung sind die meisten Naturwissenschaftler Atheisten.« [38]
    »Ich weiß nicht, ob es überhaupt Atheisten gibt«, erwidert Violet. »Jeder glaubt an irgendwas Irrationales, und sei es bloß, dass er glücklich wäre, wenn er ein schöneres Auto hätte.« Zu mir gewandt, sagt sie: »Fang nicht wieder von meinem Wagen an. Du kannst dich jederzeit zu Wort melden, aber lass meinen Wagen aus dem Spiel.«
    »Sie finden es irrational, an die Bibel zu glauben?«, fragt Fick.
    Violet blickt sich um. Del und Miguel nicken beide, um sie anzuspornen. Ich esse. Ich setze mich nie mit Leuten auseinander, deren

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