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Einmal durch die Hölle und zurück

Einmal durch die Hölle und zurück

Titel: Einmal durch die Hölle und zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josh Bazell
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Allein von der Sonne erhält sie kontinuierlich hundertzwanzig Petawatt Energie [39] , wovon das meiste wieder ins All zurückgestrahlt wird. Die Evolution braucht nicht entropisch zu sein, weil das Sonnensystem, in dem sie stattfindet – auch das kein abgeschlossenes System – äußerst entropisch ist. Sie verstehen bloß nichts von Physik.
    Wissen Sie«, sagt sie aufgebracht, »ich glaube, da liegt das Problem. Sie reden sich ein, dass alles, was Sie persönlich nicht begreifen, entweder falsch ist oder die menschliche Erkenntnis übersteigt. Sie verstehen nichts von Physik, also ist Physik falsch. Sie verstehen nichts von Biologie, also ist Biologie falsch. Alles, was Sie nicht begreifen, muss auf einen hell strahlenden Mann mit Bart zurückzuführen sein – denn das können Sie sich wenigstens vorstellen. Und da Sie kein Interesse haben, irgendetwas zu lernen, ist ›hell strahlender Mann mit Bart‹ letztlich Ihre Erklärung für alles. Und das soll ich dann ›respektieren‹. Aber was ist daran zu respektieren?«
    Fick wird plötzlich wütend. »Jetzt hören Sie aber auf …«
    »Ich würde
Ihnen
gern eine Frage stellen«, sagt Violet.
    »Nicht wenn …«
    »Glauben Sie an Gott?«
    »Ja«, sagt Fick misstrauisch, »das tue ich.«
    »Glauben Sie, dass Gott an Gott glaubt?«
    »Sie meinen, dass Gott an sich glaubt?«
    »Nein. Ob Gott glaubt, dass es einen höheren Gott als ihn gibt.«
    »Nein«, sagt Fick. »Natürlich nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Warum sollte er?«
    »Warum sollten Sie?«
    »Oh Scheiße!«, ruft Miguel. »Zeitschleife.«
    »Kann nicht berechnen!«, sagt Del.
    »Wissenschaftlerin hat mein Gehirn gesprengt!«, erwidert Miguel.
    »Weil das in der Bibel steht«, sagt Fick.
    »Was, wenn Gott ein Buch hat, in dem steht, dass es eine höhere Macht als ihn gibt? Sollte er es dann glauben?«
    »Wenn das Buch wirklich von einem höheren Wesen geschrieben wurde, unbedingt«, antwortet Fick.
    »Was, wenn sich nicht beweisen lässt, dass das Buch von einem höheren Wesen geschrieben wurde, obwohl ihm das viele Leute erzählt haben?«
    »Das ist lächerlich«, sagt Fick.
    »Sie haben recht«, pflichtet Violet ihm bei. »Es ist absurd. Aber wenigstens behaupten Sie nicht, dass Gott so dumm wäre, dieselben Argumente zu benutzen wie Sie.«
    Del ahmt ein Peitschenknallen nach.
    »War das eine normale Peitsche oder die Peitsche einer Domina?«, fragt Violet.
    »Keine Ahnung. Von beidem ein bisschen«, antwortet Del.
    »Gut«, sagt Violet. Die beiden stoßen mit ihrem Bier an.
    »Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie im Beisein von Mrs Fick nicht solche Ausdrücke benutzen würden«, sagt Fick.
    »Welchen denn?«, fragt Violet. »›Domina‹ oder ›Evolution‹?«
    »Oh Scheiße«, sagt Tyson Grody hinter uns.
    Fick steht auf. »Das war’s. Wir fahren.«
    »Fahren Sie nicht meinetwegen«, sagt Violet.
    »Wegen wem denn sonst?«
    Während alle darüber nachdenken, herrscht betretenes Schweigen.
    »Hören Sie«, sagt Violet, »sollte ich Sie beleidigt haben, dann möchte ich mich entschuldigen.«
    »Dazu haben Sie auch allen Grund.«
    »Gut. Vereinbaren wir doch einfach, nicht mehr über Religion zu sprechen. Oder über Naturwissenschaft. Herrgott.«
    Fick dreht sich zu Reggie um. »Wir übernachten heute in Ely. Ob wir morgen wiederkommen, steht noch nicht fest.«
    »Ich hoffe, Sie tun es«, erwidert Reggie.
    »Ich auch«, sagt Violet höflich.
    Fick lässt die Fliegengittertür hinter sich zuschlagen.
    »Tut mir leid«, sagt Violet zu den anderen.
    »Er hat angefangen«, erwidert Miguel.
    »Ja. Aber das entschuldigt nicht, dass ich seinen konzeptionellen Bezugsrahmen zerrupft habe.«
    »Für mich schon«, sagt Del.
    »Danke, aber das gehört sich nicht. Wenn Ihr Hund an Ihrem Bein rumjuckelt, ist das verständlich. Aber wenn Sie am Bein Ihres Hundes rumjuckeln, ist das ein Problem.«
    »Vielleicht für den Hund«, sagt Del, »aber nicht für mich.«
    »Del, das reicht jetzt, Mann«, sagt Miguel.
    Bell blickt lächelnd vom Boden auf, als wüsste er, dass sie über ihn sprechen.
    »Als ob Bell und ich Sex miteinander hätten«, entgegnet Del. »Haben wir aber nicht. Wir lieben uns. Das ist ein Unterschied.«
    »Stimmt«, sagt Miguel. »Ich hab das Video gesehen.«
    »Du hast bezahlt, um das Video zu sehen.«
    »Verdammt«, sagt Violet. »Hoffentlich habt ihr nicht vor, im Beisein von Mrs Fick solche Reden zu schwingen. Falls Mr Fick mit ihr wiederkommt. Tut mir leid, Reggie.«
    Reggie winkt ab. »Egal,

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