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Einmal durch die Hölle und zurück

Einmal durch die Hölle und zurück

Titel: Einmal durch die Hölle und zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josh Bazell
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sich.
    »Sie haben nicht die leiseste Ahnung.«
     
    Sarah Palin sagt nicht auf Wiedersehen. Ich bekomme sie nur noch kurz zu sehen, bevor sie geht. Einer ihrer Bewacher schiebt sie in ihr Zelt und pflanzt sich davor, während die beiden anderen mit ihren Kampfmessern auf Geäst einhacken wie der Druide in
Asterix
. Fast sieht es aus, als wären sie verrückt geworden, aber schließlich bauen sie aus den Ästen einen mit Plastikschlaufen zusammengehaltenen Rost, und als Palins Sikorsky auf dem Lake Garner landet, benutzt er den Rost als Rampe, um sich ans Ufer zu schieben.
    Haben Palins Leibwächter ihre Evakuierung veranlasst, bevor sie den Rettungsdienst gerufen haben? Ich weiß nur, dass Palin und ihre Gruppe, die auf einmal irgendwie auch Grody und
seine
Gruppe und sogar die bescheuerten Ficks einschließt – so als ob die Ficks vielleicht nicht nur sauertöpfische reiche Leute sind, die Klamotten von Costco mögen, und Dinge erschießen, sondern auch die Sorte Menschen, die Spendenaktionen für Politiker in ihrem Schloss abhalten – weg sind, ehe der Rettungshubschrauber der Parkverwaltung am Himmel erscheint. Und schon lange weg, als die Piper Cub mit Sheriff Albin kommt.
    Ich versuche nicht, sie aufzuhalten. Ich weiß nicht, ob ich es gekonnt hätte, und außerdem habe ich ihnen geglaubt, dass sie nichts gesehen haben. Es war verdammt neblig, und alle waren durchgeknallt.
    Albin ist allerdings nicht ganz glücklich damit. Er führt sich vielmehr auf, als hätten er oder Violet und ich mehr – oder wenigstens irgendwas – tun müssen, um das Ganze zu verhindern. In Spielfilmen bringen einen die Cops nach so einem Scheiß immer zum Krankenwagen, wo man für die Luftaufnahme Wolldecken umgelegt und einen Kaffee in die Hand gedrückt bekommt. Albin schickt alle
anderen
ins Krankenhaus, hält uns – und Bell, für den wir auf einmal verantwortlich sind – aber fest, um uns Fragen entgegenzuschleudern, während er über Funk mit Bemidji spricht. Erst Stunden später lässt er uns nach Ely fliegen, und da empfängt uns noch ein Hilfssheriff am Hafen und sieht zu, dass wir im Ely Lake Hotel absteigen, damit wir später zur Verfügung stehen.
    Als der Hilfssherif abhaut, überrede ich den Leihwagenfahrer mit ein paar Scheinen, uns zum CFS zu bringen, damit wir unseren Wagen abholen können.
    »Du willst nicht einfach warten?«, fragt Violet.
    »Ich will zuerst Bell zu CFS zurückbringen.« Momentan ist er auf dem Golfplatz festgebunden, und ich weiß, dass Violet milder gestimmt sein wird, wenn wir das erledigt haben.
    »Und was kommt nach zuerst?«
    »Anscheinend wissen die Ojibwe über dieses Ding Bescheid. Sie haben es gemalt und ihm einen Namen gegeben: der Wendigo. Also will ich verdammt noch mal mit einem Ojibwe reden.«

29 Chippewa River Reservation
    Immer noch Donnerstag, 20 . September
    »Ich erklär Ihnen mal, was daran so beleidigend ist«, sagt Virgil Burton von den North River Ojibwe-Stämmen.
    Wir sitzen ihm an einem niedrigen Imbisstisch für Kinder im Speiseraum des Gemeindezentrums gegenüber. Ich wüsste nicht, dass ich mal klein genug war, um an so einen Tisch zu passen.
    »Als zauberkräftig können die Leute das erste Volk ja von mir aus bezeichnen«, sagt Burton. »Obwohl das auch schon Schwachsinn ist, wenn man bedenkt, wie es uns ergangen ist. Aber das bedenken die Weißen eben nicht. Sie sehen nur die Tipis. Und die Wendigos.«
    Ich bin verlegen bis zum Anschlag.
    »Die ersten Völker hatten
Gesellschaften
. Damit meine ich keine Robin-Hood-Lager im Wald. Ich meine
Kultur
. Bevor Kolumbus herkam, lebte ein Viertel aller Völker der Erde in der sogenannten Neuen Welt. Tenochtitlan war die größte Stadt auf Erden. Wir hatten Bücher, Regierungen, Gerichte und die besten Armeen überhaupt. Als Hernandez und de Grijalva auf die Mayas losgingen, haben die ihnen den Arsch versohlt. Die Azteken haben Cortez 1520 den Arsch versohlt. Im Jahr darauf haben die Florida Ponce de Leon kaltgemacht. Dann wurden die Pocken aus Europa eingeschleppt, und fünfundneunzig Prozent der Ureinwohner starben. Die Europäer erhöhten das per Sklaverei und Ausrottung auf siebenundneunzig Prozent.
    Danach
war die Laube dann natürlich weit offen. Ackerfrucht und Hausgetier, wohin die Europäer blickten. Fertig abgebautes Gold. Wissen Sie, wie viel die erste von Pizarro nach Europa gebrachte Schiffsladung an gestohlenem Gold wert war?«
    Wir schütteln die Köpfe.
    »Viermal so viel wie die Bank von England.

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