Einmal gebissen, total hingerissen
hat keinen Mundgeruch.«
Vielleicht nicht. Ich bin ihm nie nah genug gekommen, um ihn zu riechen. Aber trotzdem, ich bin nicht völlig überzeugt. Und schließlich hat Mom gesagt, dass sie etwas riecht, und Sunny und ich sind es bestimmt nicht.
»Hier drin riecht es wie auf einer Knoblauchfarm«, fügt Mom hinzu.
Okay. Vielleicht sind Sunny und ich es doch.
»Ähm, wir haben zu Mittag Pizza gegessen«, sagt Sunny.
»Mit extra, extra, extra Knoblauch.«
David rümpft die Nase. »Igitt. Klingt schrecklich«, bemerkt er mit einem leisen Lachen. Sunny und ich tauschen einen »Ganz meine Meinung«, erwidert Mom und kichert wie ein Schulmädchen. Ich muss dem Drang widerstehen, die
Augen zu verdrehen. Es hat sie wirklich übel erwischt.
»Tatsächlich habe ich eine Knoblauchallergie«, sagt David und rückt der dunklen Seite damit noch näher. »Das ist einer der Gründe, warum ich im Genossenschaftsladen einkaufe. Dort bekomme ich Nahrungsmittel ohne die
Zutaten, die bei mir eine allergische Reaktion auslösen würden.«
Ich tausche noch einen aufgeregten Blick mit Sunny. Eine Knoblauchallergie? Eine bequeme kleine Entschuldigung, meint ihr nicht auch? Eine gute Methode, um
leichtgläubigen Menschen vorzugaukeln, dass man kein dem Untergang geweihtes Geschöpf der Nacht ist, das unsere Mom verspeisen will.
Wir sind dir auf der Spur, Vamp Trottel.
»Hm, in dem Essen heute Abend wirst du keinen
Knoblauch finden«, sagt Mom, die keinen Schimmer von meiner geheimen Ergänzung der Marinade hat. »Und keine Konservierungsstoffe. Ich habe kein Vertrauen in Zutaten, die ich nicht aussprechen kann.«
»Da stimme ich dir zu. Tatsächlich mag es verrückt klingen, aber ich war immer der Auffassung, dass die Lebensmittelindustrie möglicherweise auf der Lohnliste der pharmazeutischen Firmen steht, damit die Leute Krankheiten wie Krebs oder hohen Blutdruck bekommen.
Je mehr Kranke, umso höher die Medikamentenverkäufe.«
Er Kichert und blickt auf seinen Teller. »Ich weiß, damit schieße ich wahrscheinlich ein wenig übers Ziel hinaus.«
Oh nein. Ohhh nein. Moms Augen leuchten auf wie ein Weihnachtsbaum. Jetzt geht es los.
»Ich habe immer genau das Gleiche gesagt!«, ruft sie. Sie dreht sich zu uns um. »Stimmt's nicht, Mädchen?
Tatsächlich habe ich neulich erst, als Rayne sich mit irgendeiner Farbe aus der Drogerie die Haare gefärbt hat. ..«
Ich blende sie aus. Ich habe ihre Verschwörungstheorien einmal zu oft gehört. Außerdem kann ich nicht fassen, dass der gute David das Gleiche denkt. Ich hatte keine Ahnung, dass es noch jemanden gab, der so durchgeknallt ist wie Mom. Zu schade, dass er eine böse, blutsaugende Bestie ist, denn die beiden würden großartig zusammenpassen.
Die Ofenuhr piept gerade in dem Moment, als sie zu dem Teil kommen, bei dem die Regierung mit außerirdischen Völkern zusammenarbeitet, um insgeheim die Kontrolle über die Ökonomie des Universums zu gewinnen. Mom
verschwindet in Richtung Küche.
»Also.« David dreht sich zu uns um, vollauf bereit, den Mr Friendly zu geben. »Womit vertreibt ihr Mädchen euch denn gern die Zeit?«
Ich will gerade sagen: »Ich töte Vampire«, aber Sunny kommt mir mit einer viel klügeren Antwort zuvor. Sie greift nach dem Kreuz an ihrem Rosenkranz und hält es David hin.
»Meistens beten wir zu Gott«, sagt sie mit einem süßen Lächeln. »Finden Sie meinen Rosenkranz nicht auch ganz zauberhaft?«
David bricht zwar nicht der Schweiß aus oder irgendwas, aber er wirkt plötzlich mächtig nervös.
»Haben Sie Ihr Lehen dem Herrn Jesus überantwortet?«, greife ich das Stichwort auf und schließe die Finger um mein eigenes Kreuz. »Er hat nämlich versucht, Ihre Seele zu retten.« Nicht das du eine hättest, Vamp Trottel.
David schluckt hörbar. Man kann total spüren, dass er am liebsten schreiend aus dem Raum gerannt wäre. Seine Eingeweide kochen wahrscheinlich, nur aufgrund der Nähe zu den Kreuzen.
Er ist definitiv ein Vampir.
Ich will ihn gerade fragen, ob er gern ein paar Ave-Marias mit mir beten möchte, aber dann kommt Mom zurück. Was in gewisser Weise ganz praktisch ist, da ich keine Ahnung habe, wie man ein Ave-Maria betet. Wir haben uns die Rosenkränze von der alten Schwester Anne geliehen, der pensionierten Nonne in unserer Straße, die sie seit Jahren benutzt, um für die Seelen unserer Familie zu beten.
»Was tragt ihr beide da um den Hals?«, fragt Mom, die mehr als eine Spur verwirrt wirkt.
Erwischt. Sunny läuft
Weitere Kostenlose Bücher