Einmal gebissen, total hingerissen
Bedrängen wissen, nehme ich an ? He.
Ihr erinnert euch daran, wie himmlisch der Biss von Jareth war? Nun, der Kuss gestern Abend war noch besser, wenn
ihr es glauben könnt!
Es war folgendermaßen:
Sein Mund erobert meinen. Ich weiß, das klingt komisch, aber genauso ist es mir vorgekommen. Die totale
Beherrschung meiner Lippen. Ich bin so überrascht, dass mir der Unterkiefer nach unten klappt, was ihm, obwohl das ursprünglich gar nicht meine Absicht war, vollen Zutritt verschafft. Und er nutzt den Vorteil; seine Lippen pressen sich auf meine, seine Zunge findet meine Zunge und die
Begegnung ist beinahe eine zärtliche Huldigung. Es ist aus naheliegenden Gründen schwer, Küsse zu beschreiben, aber denk an deinen besten Kuss aller Zeiten und multipliziere ihn mit dreieinhalb Millionen und du wirst wahrscheinlich ziemlich nah rankommen. Jedes Nervenende in meinem
Körper singt an dieser Stelle. Es ist genau wie in
Liebesromanen, ja, dieser elektrische Strom, der durch
meine Adern fließt. Plötzlich ist es mir egal, warum wir uns küssen oder dass wir wahrscheinlich so nah dran sind,
erwischt zu werden. Ich kann nur an eins denken, mich nur auf eins konzentrieren, nämlich seine Lippen auf meinen.
Ein Teil von mir wünscht, ihr könntet alle Jareth küssen, nur damit ihr es selbst spüren könnt. Der andere Teil hofft, dass Jareth für den Rest der Ewigkeit niemals jemand
anderen küssen wird als mich.
Die Schritte verklingen und Jareth löst sich von mir, viel zu früh für meinen Geschmack.
»Tut mir leid«, sagt er und sein normalerweise bleiches Gesicht ist leuchtend rot. »Ich dachte nur, wenn wir
auffliegen, sollte es so aussehen, als knutschten wir. Das wäre immer noch besser als den Verdacht zu wecken, wir
würden uns aus schändlicheren Gründen hier verstecken.«
Ich nicke nur, da ich meiner Stimme im Moment nicht
traue. Ich bete wie wahnsinnig, dass die Schritte
zurückkommen, damit wir uns in Runde zwei stürzen
können. Aber so viel Glück habe ich nicht. Wer immer es war, macht die Lichter aus und schlägt die Vordertür hinter sich zu. Er ist weg.
Ich lecke mir unwillkürlich über die Unterlippe und
wünsche mir fast verzweifelt noch so einen Kuss. So
köstlich. So, so köstlich. Mein ganzer Körper summt. Ich brenne darauf, ihn einfach anzuspringen. Wie er wohl
reagieren würde, wenn ich es täte? Würde er sich losreißen?
Angewidert sein? Oder verspürt er die gleiche Anziehung wie ich? Ich wünschte, ich wüsste es.
Wir stehen schweigend da, immer noch so nah beieinander, dass ich Jareths kühlen Atem auf dem Gesicht spüren kann.
Einen Moment lang frage ich mich, warum Vampire
überhaupt atmen müssen, da sie technisch gesehen gar nicht leben. Ich werde das später nachschlagen müssen.
Fünf Minuten vergehen. Dann noch fünf. Es kommt mir vor wie eine Ewigkeit. Ich wünschte, nicht zum ersten Mal,
dass wir uns wieder küssen könnten. Aber Jareth scheint vollkommen auf Lauschmodus umgeschaltet zu haben.
Endlich spricht er.
»Ich glaube, sie sind weg. Wir sind sicher«, sagt er. Er drückt die Tür auf und legt mir eine Hand ins Kreuz, um mich auf den Flur hinauszuleiten. Allein diese kleine
Berührung entfacht einen Rausch, der so stark ist, dass ich die Zehen krümme. Ich frage mich, wie es wohl wäre,
richtig mit ihm zusammen zu sein. Wahrscheinlich würde
ich damit nicht umgehen können. Würde er grob und
fordernd sein? Oder sanft und süß? Und wie würde er
hinterher sein? Würde er schmusen wollen? Oder würde er, wie die meisten meiner früheren Freunde, nachher nach der Fernbedienung für die Playstation greifen? Ich bin so was von fertig mit dieser Art von Männern.
Ich schätze, ich werde es nie erfahren. Und es hat keinen Sinn, darüber zu fantasieren, oder?
Wie dem auch sei, wir schleichen durch den dunklen Flur, die Treppe hinunter und in den Keller. Dort findet Jareth eine hängende Lampe und zieht an der Schnur, worauf der Raum in ein fahles gelbliches Licht getaucht wird. Ich sehe mich um und mir stockt der Atem, als mir klar wird, was mich umringt.
Leichen. Wo immer ich hinschaue. Total unheimlich. Ich
habe im echten Leben noch nie Tote gesehen.
Jareth scheinen sie natürlich überhaupt nichts auszumachen.
Ich schätze, das liegt daran, dass er technisch gesprochen selbst eine lebende, wandelnde, atmende Leiche ist. Er geht direkt auf die Wand zu, wo ein großes,
aktenschrankähnliches Gebilde steht, und fängt an, die
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