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Einmal gebissen, total hingerissen

Einmal gebissen, total hingerissen

Titel: Einmal gebissen, total hingerissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Mancusi
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genau das natürlich die ganze Woche immer wieder gesagt habe. Aber es ist mir unerträglich, ihn so schuldbewusst zu sehen.
    »Es ist nur ... hm, wir haben dich seit Jahren nicht zu Gesicht bekommen, Dad. Und wir haben . . . uns darauf gefreut.«
    An dieser Stelle tobt ein Krieg in mir. Die alte Rayne will verbittert und hasserfüllt und sarkastisch und gemein sein.
    Sie will sich auf ihn stürzen, will ihm den gleichen Schmerz zufügen, den er ihr zugefügt hat. Er soll denken, es sei ihr scheißegal, dass er nicht aufgetaucht ist, weil er ihr rein gar nichts bedeutet.
    Aber die neue Rayne, die, die von Jareth geliebt wird, fragt sich, ob sie die Kraft hat, ehrlich zu ihm zu sein. Einzugestehen, dass er sie verletzt hat, und ihm die Chance zu geben, die Dinge in Ordnung zu bringen. Die neue Rayne fragt sich, ob er einen Grund für sein Verhalten hat. Die neue Rayne fragt sich, ob auch er mit einem harten Panzer der Gleichgültigkeit herumläuft, um seinen inneren Aufruhr zu verbergen.
    Die neue Rayne weiß, dass dieser Mann ihr das Leben
    gegeben hat. Und dass er zwar nicht immer da gewesen sein mag, dass er es jetzt aber ist. Die neue Rayne will ihm eine Chance geben.
    »Du hast meine Gefühle verletzt, als du nicht aufgetaucht bist«, gebe ich zu und sterbe innerlich bei dem Eingeständnis. Vor dem heutigen Tag hätte ich so etwas
    niemals zu irgendjemandem gesagt. Aber auf eine verdrehte Weise fühle ich mich ein wenig besser, nachdem ich es ausgesprochen habe. »Ich habe bis ein Uhr morgens auf
    dich gewartet. Die anderen waren alle schon im Bett. Ich war davon überzeugt, dass du mit einem Geburtstagskuchen in der Hand durch die Tür treten
    würdest. Ich habe an dich geglaubt, Dad. Und du hast mich enttäuscht.«
    Dad nickt langsam und starrt dabei immer noch auf seine Hände. Seine Augen blinzeln einige Male zu schnell und ich frage mich, ob er gegen Tränen kämpft. Tränen! Ich
    hätte niemals, nicht in einer Million Jahren gedacht, dass ich meinen Dad weinen sehen würde.
    »Rayne, ich kann nichts anderes tun, als mich dafür zu entschuldigen«, sagt er schließlich und seine Stimme klingt eindeutig froschig. »Ich fühle mich so schrecklich. Es ist einfach . . . hm, ich hab Angst bekommen.«
    Ich ziehe eine Augenbraue hoch. »Angst?«
    »Ich weiß, ich bin ein lausiger Dad gewesen. Vor der
    Verantwortung und der Familie wegzulaufen, vor allen
    Menschen, die mich geliebt haben. Vor deiner Mutter, die immer so süß war. Vor dir und Sunny, den wunderbarsten Töchtern, auf die ein Vater jemals hoffen konnte. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich euch nicht verdiene. Ich bin innerlich so verkommen, Rayne. Ich habe schreckliche Dinge getan. Und ich hatte das Gefühl, indem ich euch
    verlasse, würde ich euch beide vor all dem schützen. Ich wusste, dass eure Mutter sich um euch kümmern würde.
    Dass sie euch anständig großziehen wurde. Ihr brauchtet mich nicht, der nur alles vermasselt hätte.« Er zuckt die Achseln. »Im Wesentlichen habe ich Angst bekommen.
    Komisch, wie? Angst, weil plötzlich Menschen da waren,
    die mich brauchten. Weil sie mich liebten. Es klingt so blöd, wenn ich es laut ausspreche.«
    Das ist der Augenblick, in dem mir klar wird, wie sehr er wirklich mein Dad ist. Und ich breche prompt in Tränen aus. »Dad, ich brauche dich nicht. Aber ich liebe dich«, gestehe ich, »ich habe dich immer geliebt. Deshalb tut es so weh, wenn du dich fernhältst.«
    »Ich habe schon so lange Schuldgefühle deswegen«, fährt Dad fort. »Dann hat deine Schwester diese E-Mail wegen eures Geburtstags geschickt und mir wurde klar, dass dies meine Chance war, die Dinge in Ordnung zu bringen. Ich meine, ein Geburtstagsbesuch kann nicht vier Jahre langes Unrecht wettmachen, aber ich dachte, es wäre vielleicht ein Anfang. Eine Chance, wieder mit euch beiden in Verbindung zu treten und in euer Leben zurückzukehren.«
    Er schluckt hörbar. »Aber dann bekam ich die E-Mail von Sunny, nachdem ich ihre Einladung angenommen hatte. Sie klang so glücklich, so aufgeregt. Da bin ich wieder in Panik geraten. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Wie ich euch beiden nach allem, was geschehen war, gegenübertreten konnte. Also habe ich den Ausweg des Feiglings gewählt.
    Ich bin nicht gekommen.«
    Er reibt sich das Gesicht. »Es tut mir so leid, Raynie, mein Mädchen. Ich habe alles vermasselt, wieder einmal. Und jetzt bin ich hier und du bist so krank und ich will dich nicht verlieren.«
    Ich muss all meine

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