Einmal gebissen, total hingerissen
was sie sind. Ich habe ihnen die Gelegenheit gegeben, meine Familie und andere zu töten. Wie soll ich mir da keine Vorwürfe machen?«
»Jareth, du musst aufhören, dich wegen etwas zu hassen, das vor so langer Zeit passiert ist. Wir alle machen Fehler.
Und ja, manche Fehler haben schlimmere Konsequenzen
als andere, aber am Ende musst du dir verzeihen und
weitermachen.«
Jareth richtet sich auf und zieht mich mit sich hoch. Er umfasst mein Gesicht mit den Händen und blickt mich mit ernsten Augen an. »Hör mir zu, Rayne. Es tut mir leid, dass ich bei unserer ersten Begegnung nicht direkt freundlich war. Aber zumindest weißt du jetzt, womit ich zu kämpfen habe. Es fühlt sich falsch an, mich mit einem Mitglied von Slayer Inc. zusammenzutun, ganz gleich, wie süß besagtes Mitglied sein mag. Es fühlt sich so an, als würde ich in gewisser Weise meine Familie verraten. Als würde ich abermals für die falsche Sache stimmen.«
Ich nicke. »Ich verstehe. Ich würde mich wahrscheinlich auch hassen.«
»Aber dann habe ich gegen mein besseres Wissen
angefangen, dich kennenzulernen. Du bist keine von ihnen.
Du hast deine eigene Vorstellung von Recht und Unrecht, deinen eigenen Kodex, nach dem du lebst. Ich fing an, mich in dich zu verlieben. Und das hat mir eine Todesangst gemacht. «
Mein Herz hüpft in meiner Brust. In mich verliebt. Jareth ist in mich verliebt. Er betrachtet mich nicht als den jämmerlichen Freak, der nirgendwo reinpasst. Als das
Mädchen, dessen eigener Vater sich nicht darum schert, ob es lebt oder stirbt. Er kennt mich, so wie ich wirklich bin, und er liebt mich. Wie absolut umwerfend ist das?
»Ich liebe dich auch, Jareth«, flüstere ich. »So sehr.«
Er beugt sich vor, um mich zu küssen, aber ich halte ihn auf, bevor seine Lippen auf meine treffen. Es ist die reine Folter, das zu tun, aber es muss sein.
»Warte. Ich weiß nicht, wie ansteckend ich bin«, sage ich.
»Ich möchte nicht, dass du auch krank wirst.«
Sein Gesicht verfällt und mir wird klar, dass wir für einen Moment beide meine Situation vergessen haben. Dass es keine Rolle spielt, wer in wen verliebt ist, weil es schon bald keine Rayne mehr geben wird, in die irgendjemand verliebt sein kann.
»Oh, Rayne«, murmelt er und wischt die blutigen Tränen
weg, die ihm aus den Augenwinkeln quellen.
Er braucht nichts anderes zu sagen. Ich weiß genau, was er denkt. Er hat sich endlich gestattet, wieder zu lieben, und jetzt wird er wieder verlieren.
Manchmal ist das Schicksal so was von unfair.
Vampire nerven
Donnerstag, 14.Juni, 15.00 Uhr
Ich hätte Jareth niemals vertrauen dürfen. Ich wusste es besser. Ich wusste es absolut besser!
Ich kann nicht fassen, dass ich ihm dieses ganze Zeug erzählt habe. Dass ich mich zum ersten Mal geöffnet und ihm Dinge verraten habe. Dinge, über die ich mit niemandem je gesprochen habe. Über meinen Dad. Über
meine gescheiterten Beziehungen. Darüber, wie verängstigt und einsam ich die halbe Zeit bin. Wie satt ich es habe, so zu tun, als sei mir alles und jeder egal, obwohl ich wahrscheinlich mehr Anteil nehme als jeder andere, den ich kenne.
Er wirkte so aufrichtig. So fürsorglich und lieb. Er hat mir seine Schluchzstory erzählt. Von seiner Familie. Slayer Inc.
Er hat mir erzählt, dass er in mich verliebt sei. Er hat mir erzählt, er würde an meiner Seite bleiben und nicht aufgeben. Er hat mir erzählt, er würde versuchen, das Gegenmittel zu finden.
Aber jetzt ist er weg. Verschwunden. Ich liege hier in meinem Bett und sterbe und er ist nirgends zu finden.
Nach unserer Nacht am Strand hat der Virus sich mit Macht bemerkbar gemacht und ich bin seither bettlägerig, krank wie ein Hund. Alles tut weh und ich bin so schwach, dass ich mich kaum hinsetzen kann. Und das Einzige, wonach ich mich verzehre, ist Jareth. Ich möchte ihn ein letztes Mal sehen, bevor ich sterbe. Möchte seine Hände auf meinem Körper spüren und seine sanfte Stimme in meinem Ohr
wispern, wenn er mir sagt, dass alles gut gehen wird.
Also, wo zur Hölle ist er?
Ich hasse Männer. Vampire. Leute im Allgemeinen. Wisst ihr, in gewisser Weise bin ich verdammt froh zu sterben.
Dann wird der Schmerz, zumindest enden. Die Qualen und das Leiden, das ich Tag für Tag verspüre, werden von mir abfallen, wenn ich über den Abgrund getragen werde. Die besänftigenden Wasser des Todes werden mich für sich verlangen und alle werden traurig sein, und wenn sie meinen Körper während der Totenwache und
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