Einmal gebissen, total hingerissen
Stimme.«
»Du hast zugunsten von Slayer Inc. gestimmt.«
»Ja. Es ist erstaunlich, dass eine einzige Abstimmung ein ganzes Leben verändern kann.«
»Was ist passiert?«
»Nun, nachdem wir die Verträge unterschrieben hatten, hat Slayer Inc. einige Regeln aufgestellt. Manche dieser Regeln waren gut. Wir konnten zum Beispiel nicht herumlaufen und willkürlich Menschen beißen und töten. Damals wurde das Spenderprogramm geboren. Andere Regeln waren jedoch … nicht so gut.«
»Was meinst du?«
Jareth schluckt hörbar, bevor er antwortet. »Keine Kinder-vampire«, erklärt er heiser. »Sie sagten, das sei widernatürlich. Und dass es die Geheimhaltung erschwere, da es bei einem Kind offenkundiger ist, dass es nicht altert.«
Seine Stimme bricht und er streicht sich eine einzelne
Blutsträne aus den Augen. Mein Herz schmerzt in meiner
Brust und ich wünsche mir nichts sehnlicher, als ihn zu trösten, als ihm ein wenig von seinem Schmerz abzunehmen, obwohl ich keine Ahnung habe, wie. Kein
Wunder, dass er einen Groll gegen Slayer Inc. hegt. Gegen mich. Ich fange langsam an, mich selbst zu hassen. Wie konnten sie das tun? Unschuldige Vampirkinder töten?
Jareths Bruder und Schwester töten? Was, wenn sie von mir das Gleiche verlangt hätten? Wenn ich einer Sechsjährigen einen Pfahl durchs Herz hätte rammen sollen? Geradeso, wie Bertha es bei Lucifent getan hat. Ich hätte das auf keinen Fall geschafft. Auf gar keinen Fall.
»Eine Woche später sind sie gekommen, um meinen Bruder
und meine Schwester zu holen. Wir haben uns in unserer
Villa verschanzt und so lange wie möglich ausgehalten.
Aber uns ist das Blut ausgegangen und wir lagen im
Sterben. Schließlich haben wir aus Verzweiflung versucht, uns einen Weg in die Freiheit zu erkämpfen. Es war ein Massaker. Eine wild gewordene Jägerin hat meine ganze
Familie getötet, nur ich habe überlebt. Meinetwegen und wegen meiner entscheidenden Stimme habe ich alle verloren, die ich je geliebt habe.« Ihm versagt die Stimme und er schlägt die Hände vors Gesicht, um seine Tränen zu verbergen.
Ich lege mich auf die Seite, bette den Kopf auf seiner
massigen Brust und schlinge einen Arm um ihn. Er wehrt
mich nicht ab. »Es tut mir so leid«, flüstere ich, während mir ebenfalls die Tränen kommen.
Wie kann jemand nach einer solchen Tragödie weiterleben?
Nachdem seine ganze Familie vor seinen Augen
niedergemetzelt wurde. Ich versuche, mir vorzustellen, wie sich das für mich anfühlen würde - wenn Sunny und meine Mutter wegen einer Sünde, die sie nicht begangen haben, plötzlich getötet wurden. Aber ich kann es mir nicht vorstellen. Es ist einfach zu grauenhaft, um es auch nur begreifen zu können.
Jareth streicht mir über den Kopf. Seine Finger fühlen sich leicht und fedrig an. »Sie glaubten, sie führten einen Kreuzzug gegen das Böse«, murmelt er unglücklich. »Aber mein kleiner Bruder und meine Schwester waren nicht böse, ganz im Gegenteil.« Wieder bricht seine Stimme und er hält inne und schluckt, bevor er weiterspricht. »Sie waren alles für mich. Mein Leben. Mein Herz. Ohne sie hatte ich keinen Daseinszweck«, fügt er erschöpft hinzu. »Das ewige Leben war kein Geschenk der Götter mehr, sondern ein Fluch, mit dem ich zu ewiger Verdammnis verurteilt
wurde.«
Mein Herz krampft sich abermals zusammen und ich ziehe
ihn fester an mich, ein vergeblicher Versuch, ihm auch nur einen Hauch seines Schmerzes abzunehmen. Armer Jareth.
Armer, armer Jareth. Kein Wunder, dass er so verbittert ist.
Kein Wunder, dass er mir keine Chance geben will. Ich
würde mir selbst keine Chance geben. Nie und nimmer
hätte ich mich bereit erklärt, Seite an Seite mit einem Mitglied der Organisation zu arbeiten, die meine ganze Familie gnadenlos ermordet hat.
Alle, die ich auf der Welt hatte.
»Kurz nach ihrer Ermordung hat das Vampirkonsortium
natürlich begriffen, dass es ein großer Fehler gewesen war, sich mit Slayer Inc. zusammenzutun«, fügt er hinzu. »Ihre Verträge wurden für nichtig erklärt und wir haben ihre Organisation verdammt. Aber Slayer Inc. ist dennoch
weitergewachsen. Und selbst heute glauben sie, wie du
weißt, das Recht zu haben uns zu überwachen.« Er schüttelt den Kopf. »So viele Vampire sind wegen mir und meiner Entscheidung gestorben. Wenn überhaupt, bin ich der
wirkliche Vampirjäger.«
»Aber du wusstest es nicht«, protestiere ich. »Du darfst dir keine Vorwürfe machen.«
»Ich habe ihnen geholfen zu werden,
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