Einmal Himmel und zurück: Der wahre Bericht einer Ärztin über ihren Tod, den Himmel, die Engel und das Leben, das folgte (German Edition)
»Faces in the Crowd« [Gesichter in der Menge] eintrug). Außerdem erweiterte er die von ihm gegründete, dem Gemeinwohl dienende Umweltorganisation, um sein Programm »Gegen die Untätigkeit« durchzusetzen, und gewann dafür die Unterstützung vieler örtlicher Unternehmen. Er war fest davon überzeugt: Indem man Leute dazu ermuntert, eine bewusste, umweltgerechte Entscheidung zu treffen – beispielsweise im Stau den Automotor auszuschalten –, werden sie auch über ihre anderen Entscheidungen genauer nachdenken. Selbst kleine Entscheidungen können in ihrer Gesamtheit einen Unterschied bewirken. Er glaubte, jeder von uns sei eine »winzige Welle der Hoffnung«, wie Robert Kennedy es 1966 in seiner Rede an der Universität von Kapstadt, Südafrika, formuliert hatte:
Es sind die unzähligen Akte der Hoffnung und des Glaubens, welche die Menschheitsgeschichte prägen. Jedes Mal, wenn ein Mensch für ein Ideal eintritt oder handelt, um das Los der anderen zu verbessern, oder die Ungerechtigkeit bekämpft, sendet er eine winzige Welle der Hoffnung aus; diese Wellen, aus einer Million verschiedener Zentren der Energie und des Wagemuts hervorgegangen, überlagern sich und bilden zusammen einen Strom, der die mächtigsten Mauern der Unterdrückung und des Widerstands niederreißen kann.
Willie war fasziniert vom politischen Prozess, den er als ein Mittel zum gesellschaftlichen Wandel betrachtete. 2008 wurde er, erst achtzehn Jahre alt, von den Mitgliedern unserer Gemeinde zu einem der Delegierten von Wyoming gewählt und zur Versammlung der Demokratischen Partei in Denver, Colorado, entsandt. Seine Aufrichtigkeit, seine Energie und sein nie versiegender Strom von Ideen im Sinne einer verantwortungsbewussten Lebensweise und friedlicheren Welt waren in hohem Maße ansteckend. Er arbeitete leidenschaftlich daran, die bestehenden Verhältnisse zu ändern, und inspirierte jene in seiner Nähe, Probleme in Angriff zu nehmen, sich zu engagieren und dabei zu besseren Menschen zu werden. Es spielte für ihn keine Rolle, was den Einzelnen umtreibt; er wollte einfach, dass die Leute zur Tat schreiten und einen Unterschied bewirken. Ich bewunderte seine Leidenschaft und hätte von dem Mann, zu dem Willie sich entwickelte, nicht entzückter sein können.
Trotz meiner durchaus berechtigten Zufriedenheit war mir klar, dass ich zumindest noch eine große Aufgabe zu bewältigen hatte, bevor ich wirklich gelöst in Gottes Gegenwart ruhen konnte: Ich sollte meine Lebensgeschichte durch das gesprochene und das geschriebene Wort mit anderen teilen. Die zahlreichen Erfahrungen meines Lebens, meines Todes und meiner Rückkehr ins Leben waren mir zuteilgeworden, damit ich Menschen helfe, nicht mehr zu zweifeln und einfach zu glauben – nämlich dass das geistige Leben wichtiger ist als das körperliche; dass Gott in unserem Dasein und unserer Welt gegenwärtig und am Werk ist; dass jeder von uns ein wunderbarer Teil der äußerst vielschichtigen Schöpfung ist; und dass es so etwas wie »Zufall« nicht gibt.
Ich wusste schon, was ich tun sollte, hatte jedoch nicht den Wunsch, es zu tun.
In den Jahren nach meinem Kajakunfall befolgte ich mühelos Gottes Anweisung, stets frohgemut zu sein, unaufhörlich zu beten und in allen Situationen Dankbarkeit zu zeigen. Meine Erfahrungen mit Gott waren in jedem Atemzug spürbar (ich nannte sogar mein neues Fahrrad »Lebensatem«). Nie hörte ich auf, für die Segnungen zu danken, die ich empfangen hatte; aber ich war nicht in der Stimmung, darüber zu schreiben. So verstärkte sich das Schuldgefühl, dass ich meine Aufgabe nicht erfüllte, sie eher als Pflicht denn als Privileg ansah und den Erwartungen, die Gott mir gegenüber zu hegen schien, nicht gerecht werden konnte. Der Druck, meine Geschichte niederzuschreiben, wurde immer größer, doch ich verbannte dieses Projekt ans Ende der Liste mit Dingen, die ich erledigen musste oder wollte … die Garage aufräumen, die nicht mehr benutzten Kleidungsstücke aus dem Schrank herausnehmen, die Weihnachtskarten rechtzeitig verschicken, mit meiner eigenen Familie häufiger in Verbindung treten, die Fotos in die Alben kleben usw.
Da ich zum Zaudern neige, ging mein Leben wie gewohnt weiter, bis ich schließlich im Frühjahr 2009 während der frühen Morgenstunden ziemlich unerwartet von dem übermächtigen Drang geweckt wurde, meine Geschichte in Worte zu fassen. Er verzehrte mich völlig. Jeden Morgen sprang ich dann um vier oder fünf Uhr (die einzigen
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