Einmal Himmel und zurück: Der wahre Bericht einer Ärztin über ihren Tod, den Himmel, die Engel und das Leben, das folgte (German Edition)
besann mich auf meine Ziele und darauf, wie ich meinen Platz in der Welt finden könnte.
Ich besuchte weiterhin die Gottesdienste sowohl in der presbyterianischen Kirche wie auch in der Episkopalkirche. Außerdem ging ich mit meiner Freundin Merry Ann manchmal zur Oakland Road Christian Church. Obwohl ich in der presbyterianischen Kirche als Säugling getauft und später konfirmiert worden war, beschloss ich, bei einem der sogenannten Altarrufe in der Oakland Road Christian Church die Taufe durch Untertauchen zu vollziehen. Allein schon der Gedanke daran bringt mich zum Kichern, weil ich ziemlich introvertiert bin. Bei der Vorstellung, auf den öffentlichen Altarruf zu reagieren und in ein in die Vorderwand des Altars eingelassenes Plexiglasbecken, das mit Wasser gefüllt ist, getaucht zu werden, brechen die meisten meiner Freunde in schallendes Gelächter aus. Trotzdem tat ich genau das. Dabei muss der Heilige Geist auf mich herabgekommen sein, denn als ich wieder auftauchte, fühlte ich mich leicht wie eine Feder. Ich war voller Energie, euphorisch, ja ekstatisch. Gereinigt und neugeboren wurde ich zu einem neuen Menschen.
Gottes Versprechen, »ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, es ist alles neu geworden!« (2. Korinther 5,17), hatte sich erfüllt.
3
Mexiko
Verlass dich auf den Herrn von ganzem Herzen,
und verlass dich nicht auf den Verstand,
sondern gedenke an ihn in allen deinen Wegen,
so wird er dich recht führen.
Sprüche 3,5-6
Kurz nach meiner geistigen Verwandlung durch die Taufe las ich ein Kirchenblatt, darin sich der Spendenaufruf eines amerikanischen Missionarsehepaares befand, das in den Bergen von Zentralmexiko lebte. Obwohl es dafür keine ordentliche Ausbildung erhalten hatte, veranstaltete dieses Ehepaar Bibelcamps und leitete eine Krankenstation, die den bitterarmen Menschen in den Bergen um die Stadt Matehuala im Bundesstaat San Luis Potosí medizinische Versorgung bot. Die beiden brauchten Unterstützung, und ich fühlte mich sofort zum Handeln aufgerufen.
Ich war fünfzehn Jahre alt, ohne Geld, das ich dem Ehepaar hätte spenden können, und verspürte nur wenig Interesse an der missionarischen Tätigkeit. Aber die Arbeit in einer Krankenstation fernab der Zivilisation erschien mir als großes Abenteuer. Sofort nahm ich mit dem Ehepaar Kontakt auf, das mein Hilfsangebot herzlich begrüßte. Ihre einzigen beiden Fragen waren »Wie schnell kannst du kommen?« und »Wie lang kannst du bleiben?«. Also weihte ich meine Mutter in die Reisepläne ein. Es gelang uns, mit der Schule eine Vereinbarung zu treffen, der zufolge mir der Dienst in Mexiko als Praktikum angerechnet würde.
Schnell waren die Vorbereitungen getroffen, und kurz danach brach ich nach Mexiko auf. Dies war (im Rückblick natürlich) ein gutes Beispiel dafür, wie mühelos sich die Dinge fügen, sobald man Gottes Willen befolgt.
Ich habe viele Jahre gebraucht, um eine Lektion wirklich zu lernen: Wenn alles schwierig erscheint und das Gefühl hervorruft, gegen den Strom zu schwimmen, dann oft deshalb, weil man nicht die Richtung von Gottes Willen eingeschlagen hat. Doch wenn man ihn beherzigt, klappt alles wie von selbst, ohne große Anstrengung oder zahlreiche Hindernisse.
Das Missionarsehepaar unterhielt ein Haus in der Stadt Matehuala, verbrachte aber die meiste Zeit in einem ländlichen Bergdorf, das mehrere lange Stunden entfernt lag. Es geschah auf dem Heimweg von diesem Bergdorf, dass unser Kombi im Schlamm steckenblieb, wie ich es in der Einführung beschrieben habe. In den Bergen bewohnten wir ein kleines Bauernhaus; dort beschafften wir uns Nahrung, veranstalteten Bibelkurse und leisteten medizinische Hilfe für die Menschen in der umliegenden Gegend. Dazu gehörten die Behandlung von Kopfläusen, Spinnen- oder Tausendfüßlerbissen und gebrochenen Beinen wie auch chirurgische Eingriffe, etwa bei Blinddarmentzündungen. So schlicht diese medizinische Versorgung auch war – die Dörfler erachteten sie als die einzige, die ihnen zur Verfügung stand. Das Regionalkrankenhaus war viele Stunden entfernt. Außerdem sagten die Leute, sie würden dorthin nur reisen, wenn ihr Zustand so schlimm sei, dass sie nicht mehr auf eine Heimkehr bei lebendigem Leib hoffen könnten.
Die beiden Missionare brauchten wirklich dringend Unterstützung und schienen in einer Situation zu sein, die ihre Kräfte weit überstieg. Bei meiner Ankunft übergaben sie mir ein veraltetes
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