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Einmal Hochzeit und zurück

Einmal Hochzeit und zurück

Titel: Einmal Hochzeit und zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Colgan
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gut?«
    »Mir geht ‚s gut!«
    »Und du willst dich ganz sicher nicht mal mit unserer Schulpsychologin unterhalten?«
    »Ehrlich, es geht mir gut. Mir ist bloß aufgegangen, dass ich nicht zwangsläufig drei Jahre BWL studieren und dann bei einer Finanzfirma einsteigen muss. Da muss es mir doch gut gehen, oder?«
    Sie sah mich an und schüttelte den Kopf. »Na dann, ab durch die Mitte.«
    Ich warf einen Blick aus dem Fenster. Stanzi war da draußen und wartete auf mich. Fallon stand ganz in der Nähe und redete offensichtlich über sie. Stanzi bemühte sich, unbeteiligt zu wirken.
    »Wissen Sie was, die letzten beiden Schuljahre zu überstehen könnte unter Umständen das Schwerste sein, was ich je durchmachen muss«, sagte ich.
    »Stell dir mal vor, wie es ist, wenn man immer hier bleibt«, seufzte Miss Syzlack. Dann wurde ihr klar, was sie da gerade gesagt hatte. »So. Raus! Korrekturen warten!«
    Stanzi saß, so nonchalant sie eben konnte, draußen auf der niedrigen Mauer.
    »Hey«, rief ich. Ich fühlte mich mies, weil ich diesen liebenswerten Menschen derart durcheinander gebracht hatte. Schließlich hatte Stanzi nicht darum gebeten, dass sich ihre beste Freundin über Nacht in eine 32-Jährige verwandelt. »Wie geht‘s?«
    »Wenn wir Jungs wären«, Stanzi guckte philosophisch, »dann müssten wir uns mit niemandem zanken. Wenn die sauer aufeinander sind, kloppen sie sich, und am nächsten Tag spielen sie wieder zusammen Fußball.«
    »Ich weiß«, stimmte ich ihr zu. »Warum, glaubst du, sind Männer emotional so zurückgeblieben? Nie wollen die was ausdiskutieren.«
    »Oder jemanden in Grund und Boden zicken.«
    Fallon schlenderte zu uns herüber. »Entschuldige, Stanzi, aber ich habe mich gerade gefragt - sind deine Schuhe von Prada oder Gucci? Ist auf die Entfernung schwer zu sagen.«
    Verblüffend. An Stanzi gewandt sagte ich ohne nachzudenken: »O mein Gott. Ist die immer so? Ich meine, wirklich jeden Tag?«
    Stanzi sah mich an, schockiert über meinen Ausbruch. Ihre großen Augen flehten mich wortlos an, meine große Klappe zu halten und die Situation nicht noch schlimmer zu machen, als sie ohnehin schon war.
    »Über wen zum Geier redest du da?«
    Fallon schaute mir direkt in die Augen. Sie hatte ein hübsches, herzförmiges Gesicht, was in der Schule zwar ganz nett ist, später aber oft ein wenig seltsam aussieht, ein bisschen wie eine Schleiereule. Der entschlossene Zug um den Mund verriet die Bereitschaft, keinem Streit aus dem Weg zu gehen.
    Sie lachte boshaft. »Beinahe hätte ich es vergessen. Ethan hat mich gebeten, dir zu sagen, du sollst aufhören, ihn mit Gedichten zuzuschütten. Er findet sie nämlich zum Totlachen und liest sie immer all seinen Freunden vor, aber er möchte trotzdem, dass du aufhörst, ihn zu belästigen.«
    »Gedichte!«, quietschte eine von Fallons ebenso teuer gekleideten, aber nicht ganz so hübschen Handlangerinnen. Sie kreischten alle vor Lachen, und ich spürte, wie meine Ohren anfingen zu brennen.
    Ich hatte keine Ahnung, was ich in dieser Version meines Lebens angestellt hatte. Ganz sicher hatte ich in der letzten Zeit keine Gedichte verschickt, damals schon. An einen großen, dünnen Schwarzkittel, der auf Partys gerne Sartre las. Seither hatte ich mich nach Kräften bemüht, den Inhalt dieser Gedichte zu verdrängen, aber ich konnte ja mal einen Schuss ins Blaue wagen.
    »Eins davon habe ich rein zufällig dabei.«
    O nein. Nein nein nein nein.
    »Ich habe ihm versprochen, es zu entsorgen.«
    Dieses Weib hatte das Zeug zur Premierministerin.
    Zwei andere Mädchen, an die ich mich vage von der Anwesenheitskontrolle erinnerte, kamen herüberspaziert.
    »Harley! Paris! Kommt her und hört euch das an.«
    Ich sage Ihnen, wäre ich in diesem Augenblick auch noch splitternackt gewesen, dieses Szenario hätte haargenau meinem schlimmsten Albtraum entsprochen.
    Die Mädchen scharten sich um uns, und andere taten es ihnen nach. Schulkinder. Unglaublich. Schafe, allesamt Schafe.
    »Mäh!«, blökte ich kaum hörbar.
    »Wie bitte?«, sagte Fallon und nahm mich ins Visier. »Du möchtest, dass ich dein Gedicht vorlese?«
    Schockiert hielt die ganze Meute den Atem an. Sie wussten, dass etwas Interessantes im Gange war.
    »Also gut!« Sie drehte sich um und räusperte sich. »›Sei mein, Geliebter‹ von Flora Scurrison.«
    Irgendjemand kicherte. Mein Flucht-oder-Kampf-Reflex versetzte meinen ganzen Körper in äußerste Alarmbereitschaft. Ich fühlte mich, als hätte ich

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